Maler Max Oliv veröffentlicht seine Memoiren der ersten Jahre

Harlaching/Giesing · Kindheitserinnerungen aufgeschrieben

Maler Max Oliv hat ein Buch über seine Kindheit in Giesing/Harlaching geschrieben.  Foto: Woschée

Maler Max Oliv hat ein Buch über seine Kindheit in Giesing/Harlaching geschrieben. Foto: Woschée

Harlaching/Giesing · Wenn der Münchner Maler Max Oliv heute, mit 80 Jahren durch Untergiesing und Harlaching schlendert, muss er unwillkürlich lächeln, stürmen doch an jeder Ecke Kindheitserinnerungen auf ihn ein. Hier, im »Glasscherben- und Arbeiterviertel« sei er aufgewachsen, erinnert er sich.

Die Geschichte seiner Kindheit und Jugend hat er aufgeschrieben, 121 Seiten voller Geschichten rund um das Viertel seiner Kindheit. Unter dem Titel »Brücken in die Vergangenheit – Erinnerungen an meine Jugend in München 1930 bis 1947« will er seine ganz speziellen Memoiren veröffentlichen.

Im Matrosenanzug zur Einschulung

So erinnert er sich genau, dass er als kleiner Junge von sechs Jahren darauf bestanden hat, bei der Einschulung 1936 einen Matrosenanzug anzuziehen, den die Mutter natürlich selber nähte. Auch ein Paar feste Schuhe gab es, sonst wurden Schuhe nur in die Kirche, zu festlichen Angelegenheiten und im Winter getragen. Wenn man zum Friseur wollte, dabei Zahnschmerzen hatte, brauchte man keine zwei Wege zu gehen, denn der Baader an der Ecke erledigte beides. Geprägt war der Schulanfang auch von den Olympischen Spielen, die 1936 in Deutschland stattfanden. Vor allem der amerikanische Läufer Jessy Owens inspirierte die Kinder, und sie spielten die Olympiade beinahe täglich nach, jeder wollte so schnell laufen wie er. Max Oliv wuchs in behüteten, wenn auch kleinen Verhältnissen auf, ihm mangelte es an den wichtigen Dingen nicht. Nicht allen seinen Schulkameraden erging es so gut und seine Mutter, erinnerte er sich, habe ihm oft noch etwas mehr Pausenbrot mitgegeben, damit er es verteilen konnte.

Geduscht wurde in der Schule

Um die Hygiene der Schulkinder zu überwachen wurde einmal in der Woche in der Agilolfinger Schule geduscht, die Kinder hatten mit Seife und Handtuch zum Unterricht anzurücken, der Lehrer überwachte dabei die Prozedur, kann man in seinem reich bebilderten Werk nachlesen. Sonntags wurde im Hause Oliv gerne Karten gespielt. Die Aufgabe des kleinen Max bestand darin, Bier für Vater, Onkel und Großvater zu besorgen. Mit drei Bierkrügen, die in einem speziell dazu gefertigten Korb transportiert wurden, musste er los in die Wirtschaft vor Ort, um für das kühle Nass zu sorgen. Sputen musste er sich auf dem Heimweg, schließlich sollte ja noch Schaum auf dem Bier sei, wenn er wieder zuhause angekommen ist. Bis zu dreimal musste er an solchen Kartennachmittagen loslaufen, dabei wäre er viel lieber draußen gewesen bei seinen Freunden, um mit ihnen Fußball zu spielen. Die Leichtigkeit verschwand aus der Kindheit von Max und seinen Freunden, als der Krieg begann und auch für die Münchner Bevölkerung deutlich spürbar wurde.

Im Bombenhagel starben Freunde

Bomben fielen auch im eigenen Viertel, Freunde mussten zu Grabe getragen werden. Die Schule selber hatte keinen Luftschutzkeller, so dass die Kinder bei Angriffen entweder nach Hause laufen oder in fremden Kellern Unterschlupf suchen mussten.

Glück im Unglück hatte Max Oliv, dessen Mutter verhinderte, dass ihn SS-Leute am Ende des Krieges rekrutieren wollten. Die Familie überlebte den Krieg und der Wunsch von Max, Maler zu werden, wurde größer. Seine Freunde hätten ihn immer den »Picasso von Giesing« genannt, aber das habe ihn nicht weiter gestört, erinnert er sich schmunzelnd.

Die Zeiten nach dem Krieg wurden nicht leichter, die Familie musste nach 1945 in eine zerbombte Wohnung ziehen, es fehlte sogar das Dach. 1948 begann Max Oliv eine Lehre, denn der Vater wollte, dass er etwas »Gescheites« lernt. Nebenbei besuchte er eine Zeichenschule, um sein Talent nicht verkümmern zu lassen. Bis 1957 blieb er seinem Viertel treu, bevor er von Giesing/Harlaching wegzog.

Leben nur noch für die Kunst

Als Handlungsreisender war er erfolgreich, die Liebe zur Malerei hatte er sich aber immer erhalten. Nachdem Oliv lange Jahre die Malerei immer als Nebenerwerb betrieb, beschloss er 1982 sich nur noch seiner größten Leidenschaft zu widmen. Oliv hatte zahlreiche erfolgreiche Ausstellungen, er beschäftigte sich vor allem mit indianischer Kunst. Heute lebt der Künstler in Perlach. Wer mehr über das Buch und seine Geschichte erfahren möchte, erreicht ihn unter Telefon 4 48 03 59.

Heike Woschée

Artikel vom 10.11.2010
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