Sozialempfang unter dem Motto »Armut im Münchner Norden bekämpfen«

Moosach · Ein zweiter Streetworker

Bei dem Sozialempfang der SPD am vergangenen Montagabend (v.l.): Die SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias und Diana Stachowitz sowie die neue Sozialreferentin der Stadt München, Brigitte Meier.	Foto: ws

Bei dem Sozialempfang der SPD am vergangenen Montagabend (v.l.): Die SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias und Diana Stachowitz sowie die neue Sozialreferentin der Stadt München, Brigitte Meier. Foto: ws

Moosach · In Moosach gelten der Stadt zufolge 4.297 von rund 50.000 Menschen als arm. Bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl des Viertels ist Moosach der sechstärmste der 25 Münchner Stadtbezirke. Es handelt sich um die aktuellen Zahlen, wie sie aus dem Armutsbericht 2007 der Stadt München hervorgehen. Der nächste wird 2011 erstellt.

»Armut im Münchner Norden bekämpfen«, lautete das Motto des Sozialempfangs der SPD-Landtagsabgeordneten Diana Stachowitz, Isabell Zacharias und Franz Maget am vergangenen Montagabend im Moosacher Pelkovenschlössl. Besonderer Ehrengast war die neue Sozialreferentin der Stadt München, Brigitte Meier. Maget war kurzfristig verhindert und musste nach Brüssel. Das Thema »Armut« beschäftigt indes auch die Politiker in den Stadtvierteln selbst. Im Armutsbericht 2007 der Stadt München wurde Armut wie folgt definiert: Als arm wird bezeichnet, wer über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens verfügt. Damit liegt die Armutsschwelle für einen Ein-Personen-Haushalt bei 810 Euro.

Die Moosacher Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) entgegnet, dass die vielen Zahlen und Statistiken allein wenig Aussagekraft hätten. »Das Lebensgefühl hier ist positiv. Die Menschen haben nicht das Gefühl, in einem besonders armen Stadtviertel zu wohnen.« Die soziale Lage sei also gar nicht so dramatisch wie die Statistik es darstelle, resümiert die Stadtteilpolitikerin. So habe man in Moosach keine einzige große Siedlung mit viel sozial schwachen Bewohnern, sondern einige kleinere, gewachsene Sozialwohnungsbauten. Zudem gebe es auch Villengegenden wie etwa in Hartmannshofen, Eigentumswohnanlagen wie die Olympia-Pressestadt sowie Reihenhaus-Siedlungen.

Salzhubers Fazit: »Die Mischung macht es in Moosach.« Es seien jede Menge soziale Einrichtungen vorhanden, zwei Bewohnertreffs und zwei Freizeitheime. Von der Stadt wünscht sich die Politikerin lediglich einen zweiten Streetworker für die Wohngegend um die Brieger Straße. Ansonsten sieht Salzhuber wenig Handlungsbedarf für die Stadtverwaltung.

Im Münchner Norden ist die soziale Lage zum Teil dramatischer als in Moosach. In Milbertshofen-Am Hart gelten der Stadt zufolge 7.364 Menschen als arm. Bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl des Viertels ist Milbertshofen-Am Hart der zweitärmste der 25 Münchner Stadtbezirke. Im angrenzenden Viertel Feldmoching-Hasenbergl gelten 5.533 Personen als arm. Es ist damit der drittärmste aller Münchner Stadtbezirke. Sozialreferentin Meier forderte, dass der Bund die Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger erhöhen müsse, insbesondere die für Kinder und Jugendliche. Denn »die Regelsätze orientieren sich nicht am Bedarf der Menschen, sondern sind am untersten Ende bemessen.«

Die Moosacher Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz, familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, schilderte die soziale Lage der Betroffenen mit eindrucksvollen Worten: »Armut schreit nicht. Sie findet in der Regel leise statt.« Von den insgesamt 616.000 Haushalten in München seien 180.000 von Armut betroffen, 280.000 lebten in Reichtum. Besonders schlimm sei »die ständig steigende Tendenz von Kinder-Armut«. So seien denn auch Familien mit Kindern und Alleinerziehende stark armutsgefährdet, berichtete die Politikerin. Von den 230.000 Alleinerziehenden in Bayern müssten 50 Prozent mit Hartz-IV-Leistungen leben. Auch im Münchner Norden seien viele Familien davon betroffen. »Wir müssen diesen Menschen aus der Armutsfalle helfen.« Dazu müssten die Regelsätze deutlich angehoben werden, forderte auch Stachowitz. Wally Schmidt

Artikel vom 09.11.2010
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