Helmut Dworzak: Vom Lehrer zum Gemeindechef

Haar · Bürgermeister feierte 60. Geburtstag

Helmut Dworzak ist seit 18 Jahren Haars Bürgermeister.  Foto: Privat

Helmut Dworzak ist seit 18 Jahren Haars Bürgermeister. Foto: Privat

Haar · Kürzlich feierte Haars Bürgermeister Helmut Dworzak seinen 60. Geburtstag – ganz wie er es mag – im Kreis seiner Familie im Herbstferienurlaub.

Helmut Dworzak ist ein echter Haarer: Hier hat er seine Kindheit verbracht, seine spätere Frau Juliane kennengelernt und die beiden Töchter groß gezogen. Die Kommunalpolitik ist für den Familienmenschen Dworzak immer die zweite Leidenschaft gewesen. Seit 1972 gehört der Sozialdemokrat dem Haarer Gemeinderat an, erst als Finanzreferent, dann als Fraktionsvorsitzender, 1990 als 2. Bürgermeister. Seit 1992 – nach dem Rücktritt des damaligen Bürgermeisters Hans Wehrberger – steht er als Rathaus-Chef ganz an der Spitze.

In seiner Amtszeit hat er viele Projekte in der Gemeinde auf den Weg gebracht, künftige Aufgaben sieht er in der Umsetzung der Bauleitplanung Haar 2, einem Haus für Kinder in Eglfing, dem Umbau des Poststadel für Musikschule und Volkshochschule, sowie dem Bau einer neuen Gemeindebücherei. Mit 60 denken viele schon ans Aufhören. Dworzak nicht unbedingt: »Bürgermeister werden für sechs Jahre gewählt und bei der nächsten Wahl 2014 bin ich 63 Jahre. Dann wird das mit der Familie und den politischen Freunden besprochen.«

Bevor Dworzak den politischen Weg einschlug war er von 1978 bis 1992 Studienrat, Vertrauenslehrer und Drogenberater am Willy-Graf-Gymnasium in München. »Natürlich hatte ich damals große Probleme, ob ich mir das Amt des Gemeindechefs zutrauen kann. Zwei der wichtigsten Menschen in meinem Leben haben mir die Entscheidung erleichtert. Meine Frau und mein Vater. Beide haben mir mit unterschiedlichen Worten gesagt: »Du hast so viele Jahre lang ehrenamtlich so gute politische Arbeit geleistet, dass Du es auch weiterhin in hauptamtlicher Position tun wirst«.

Die Entscheidung hat jedoch auch Opfer gefordert. »In einem Bereich habe ich mich ganz bestimmt verändert, und das finde ich sehr, sehr schade. Früher hatte ich mehr die Fähigkeit bei persönlichen Problemen zuzuhören. Es fehlt meist die Zeit für ein intensives Gespräch. Immer wieder treffe ich Bürger, die mit mir reden wollen ›... weil ich Sie gerade treffe...‹. Ich kann oft nur den Rat geben: ›Vereinbaren Sie einen Termin mit meiner Sekretärin.‹ Aber die Nähe zum Bürger ist mir wahnsinnig wichtig. Ich radle gerne durch den Ort, besuche, wann immer ich kann, die Haarer Vereine. Doch ein verträgliches Maß an Distanz musste ich mir zulegen, obwohl dies ganz und gar nicht meinem Naturell entspricht.«

Die nachgesagte Altersgelassenheit habe sich noch nicht eingestellt, im Gegenteil. »Ich werde immer ungeduldiger, wenn bürokratische Prozesse Vorhaben unnötig in die Länge ziehen. Vielleicht ist das Empfinden, Zeit zu verschwenden, auch eine Ausprägung der reiferen Jahre«, so Dworzak.

Ob es Momente gab, in denen er gerne wieder Lehrer gewesen wäre? »Nur einen kurzen Augenblick lang. Als in den ersten Amtswochen ein verzweifelter Sozialhilfeempfänger in mein Amtszimmer vorgedrungen ist und mir eine Pistole an die Brust gesetzt hat. Ich habe solange auf ihn eingeredet, bis er die Waffe wieder eingesteckt hat. So hatte ich mir das Bürgermeisteramt nun wirklich nicht vorgestellt... Aber sonst habe ich eigentlich kein einziges Mal daran gedacht, etwas anderes lieber zu machen.«

ud

Artikel vom 03.11.2010
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