Sicherheitswacht soll guten Kurs ausbauen helfen

Taufkirchen · Mehr Sicherheit

Michael Mosch (l.) und Bürgermeister Jörg Pötke freuen sich über die erfolgreiche Befriedung von Taufkirchen am Wald. 	Foto: mst

Michael Mosch (l.) und Bürgermeister Jörg Pötke freuen sich über die erfolgreiche Befriedung von Taufkirchen am Wald. Foto: mst

Taufkirchen · Taufkirchen will etwas für das Sicherheitsbedürfnis seiner Bürger tun und hat deshalb auf der jüngsten Gemeinderatssitzung mit dünner Mehrheit beschlossen, eine Sicherheitswacht ins Leben zu rufen. »Eine Sicherheitswacht wird die gefühlte Sicherheit im Ort erhöhen«, erklärte Bürgermeister Jörg Pötke.

Aufgenommen wurde die Idee einer Sicherheitswacht aus der vorausgegangenen Bürgerversammlung, die sich mit großer Mehrheit für dieses Projekt ausgesprochen hat. Die Bürger würden von der örtlichen Polizei für ihren Einsatz ausgebildet und erhielten eine kleine Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeit. Die Sicherheitswacht sei befugt Personalien aufzunehmen und Platzverweise auszusprechen. Sollten gröbere Verstöße vorliegen müsste von ihnen die Polizei verständigt werden. »Ich sehe das nicht als Polizeiersatz, sondern höchstens als Ersatz der früher häufiger anzutreffenden Kontaktbeamten«, betonte Pötke. Schon in der Vergangenheit hat die Gemeinde Taufkirchen mit Sonderwegen erfolgreich für mehr Sicherheit im Ort gesorgt. Bei der Bekämpfung nächtlicher Ruhestörer im Taufkirchener Ortsteil »Am Wald« haben Polizei und Gemeinde einen großen Etappensieg erzielt: Die Zahl der Delikte ist seit Januar 2010 um 50 Prozent zurückgegangen. Waren die Ordnungshüter im vergangenen Jahr noch 60-mal unterwegs, so sank die Zahl der Einsätze heuer auf 30.

Diese gute Nachricht teilte der Leiter der Polizeiinspektion 31 in Unterhaching, Stefan Schraut, in der diesjährigen Bürgerversammlung im Ritter-Hilprand-Hof mit. »Die Situation hat sich beruhigt«, freute sich der Polizei-Chef, »die Maßnahmen ziehen«. Gleichwohl werde man weiter in den einschlägigen Straßenzügen Streife fahren und die Verhältnisse dort genau unter die Lupe nehmen. Um den Randalierern – einem harten Kern von 23 Personen – das Handwerk zu legen, hatte die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Jugendsozialarbeit ein Maßnahmenpapier erarbeitet, dessen Kernbestandteile ein Aufenthaltsverbot sowie – bei Zuwiderhandlung – eine Bußgeldandrohung sind. Mit 500 Euro sollten die Täter zur Kasse gebeten werden, würden sie weiter in einzelnen Straßenzügen sowie in den Grünstreifen zwischen den Hochhaus-Blöcken ihr Unwesen treiben. Das hat gezogen: Wie Schraut informierte, hätten drei Personen gleich einmal 150 Euro alleine für die Zustellung des Schreibens mit dem abschreckenden Titel »Vollzug des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes; sicherheitsrechtliche Maßnahmen zur Unterbindung von Straftaten beziehungsweise Ordnungswidrigkeiten« berappen müssen.

Geld, das sozial schwach gestellte oder arbeitslose Jugendliche und ihre Familien nicht so ohne Weiteres aus der Geldbörse ziehen können. Entsprechend sei es zu heftigen Beschwerden gekommen, schilderte der Koordinator der gemeindlichen Jugendsozialarbeit, Michael Mosch, der gleich mehrere Anrufe bekam. Insgesamt habe aber die Einsicht überwogen, die Abschreckungsmaßnahmen hätten gewirkt, zeigte sich Mosch erfreut: »Nachdem die Applauskulisse nicht mehr gegeben war, haben viele von ihrem Vorhaben abgelassen.«

Rädelsführer am besten isolieren

Ähnlich sieht es Bürgermeister Jörg Pötke (ILT), der die massive Umtriebigkeit von Jugendlichen in den vergangenen Jahren als das Ergebnis von Anstiftungen durch Rädelsführer wertet: »Der Resonanzboden hat jetzt deutlich an Schwingung verloren.« Seit Errichtung der Hochhaus-Siedlung zu Beginn der 70er-Jahre ist die Problematik ein Dauerbrenner. Pöbeleien, aggressives Verhalten, laute Musik mitten in der Nacht, Schmierereien, Steine, die durchs Fenster fliegen – die Anwohner hatten so manchen Schrecken zu durchleiden. Mal gab es »bessere«, mal schlimmere Jahre.

60 Polizeieinsätze im Jahr 2009

Einen neuen Höhepunkt ­erreichte die Entwicklung 2009: Insgesamt 60-mal musste die Polizei in diesem Jahr auf Grund von Beschwerden ausrücken. Es sei eine regelrechte Herkulesaufgabe gewesen herauszufinden, welche Jugendliche zum »harten Kern« gehören, hatte Manfred Schiefer von der PI 31 in einer Ortsteilversammlung im Gemeindesaal der Jerusalemkirche mitgeteilt. Erst in minutiöser Kleinarbeit habe man die dauerhaft an den Delikten beteiligten Täter ermitteln können. Daraufhin waren sie angeschrieben worden. »Nach Mitteilung der Polizeiinspektion 31 gehören Sie zu einem Kreis von Personen, die vorwiegend in Taufkirchen im Ortsteil Am Wald permanent Sicherheitsstörungen verursachen«, stand in dem Brief. Und weiter: »Durch diese Verhaltensweisen ist die öffentliche Sicherheit im erheblichen Maße gefährdet. Aus diesem Grund ermahnt die Gemeinde Taufkirchen als Sicherheitsbehörde Sie hiermit eindringlich, zukünftig solches Verhalten zu unterlassen.«

Stigmatisierung nicht angestrebt

Sowohl Pötke als auch Schraut betonten damals, dass es nicht Ziel sei, die Jugendlichen als Kriminelle zu stigmatisieren und sie vom öffentlichen Leben abzuschneiden. Es sollte lediglich »der harte Kern von Unbelehrbaren« isoliert werden«, wie Schraut hervorhob. Deswegen sei das Schreiben bewusst als Ermahnung formuliert worden. »Wir haben deutlich reingeschrieben, was wir erwarten. Gleichzeitig streckt die Gemeinde die Hand aus.«

Auch jetzt bekräftigte der Polizeichef noch einmal dieses Anliegen: »Wir betreiben keine gnadenlose Verfolgungsjagd, sondern ziehen nur diejenigen zur Rechenschaft, die partout nicht begreifen wollen.« Es könne mitnichten von einer »Szene« die Rede sein: »Die gibt es nicht. Es gibt nur ein paar Jugendliche, die unbelehrbar sind.« mst

Artikel vom 02.11.2010
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