Gemeinde Sauerlach wird sich ein Leitbild erarbeiten

Sauerlach · Viel zu tun für den Standort Sauerlach

Ein starkes Team: Die Wirtschaftsförderer von Sauerlach (v.l.) Hans-Joachim Wehlmann, Martin Sterflinger und Christian Bardenwerper. Foto: Pietsch

Ein starkes Team: Die Wirtschaftsförderer von Sauerlach (v.l.) Hans-Joachim Wehlmann, Martin Sterflinger und Christian Bardenwerper. Foto: Pietsch

Sauerlach · Mit viel Spannung erwartet worden, war der erste Bericht der Sauerlacher Wirtschaftsförderer. Rund ein Drittel der in Sauerlach ansässigen Gewerbebetriebe waren bei der Sitzung des Gemeinderates am 19. Oktober persönlich vertreten, um sich über die Perspektiven der Gewerbeentwicklung in der Gemeinde zu informieren.

Sparen allein bringt nichts

Durch den Einsatz der Wirtschaftsförderer wollen die Sauerlacher ihre Gemeinde als Wirtschaftsstandort stärker positionieren. Denn sparen allein bringt nichts, es muss auch mehr Geld eingenommen werden. Zu diesem Ergebnis waren die Gemeinderäte schon im Frühjahr bei den Haushaltsberatungen gekommen.

Die Suche nach passenden Kandidaten hatte sich als nicht weiter schwer erwiesen und schon im Juni konnte Christian Bardenwerper als erster ehrenamtlicher Wirtschaftsförderer gewonnen werden. Nachdem sich seine Aufgabe aber schnell als sehr umfassend herausstellte, war man in der Gemeinde froh im Juli noch Hans-Joachim Wehlmann als zweiten ehrenamtlichen Wirtschaftsförderer gefunden zu haben. Gemeinsam mit Martin Sterflinger von der Gemeindeverwaltung haben die drei nun zunächst einmal eine Bestandsaufnahme der Gewerbebetriebe und des Gewerbestandortes Sauerlach gemacht. Dazu wurden unter anderem Interviews mit allen größeren Sauerlacher Unternehmen geführt. »Wir müssen die Stärken und Schwächen Sauerlachs analysieren«, hatte Wehlmann bei seiner Antrittsrede gegenüber dem Gemeinderat betont. Das Ziel sei es, das einzigartige Verkaufsargument der Gemeinde zu finden und zu vermarkten.

Bestandsaufnahme gemacht

Im Vordergrund der Untersuchungen stand aber auch die Inventur der leer stehenden Gewerbeflächen im Gemeindegebiet, denn nach Angaben der Agenda 21 gibt es derzeit einen Leerstand von 13.000 Quadratmetern. Um diese zu füllen, müsse man erst einmal wissen, für welches Gewerbe sie sich eignen, ob also zum Beispiel ein Gabelstapler durch die Tür passt, erklärte Wehlmann.

In nur knapp drei Monaten ist es den Wirtschaftsförderern Christian Bardenwerper, Hans-Joachim Wehlmann und Martin Sterflinger nun gelungen, dem Gemeinderat eine umfassende und detaillierte Bestandsanalyse samt Wunschzettel der Gewerbebetriebe und Fahrplan für die zukünftige Entwicklung vorzulegen. Ziel der gemeinsamen Bemühungen müsse es sein den »dramatischen Verlust an Gewerbesteuer« – die Einnahmen sind 2009 um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück gegangen – Einhalt zu gebieten, so Wehlmann.

Doch am Leerstand von Gewerbeflächen liegt es nicht, so eines der Ergebnisse der Untersuchung, denn dieser ist gar nicht so dramatisch wie ursprünglich angenommen. Lediglich neun Prozent der Gewerbeflächen stehen tatsächlich leer, weitere 18 Prozent sind bisher nicht verwertet. Auffällig sei jedoch die starke Eigentümerkonzentration der Gewerbeflächen in Sauerlach: Demnach gehören 75 Prozent der komplett verwerteten Flächen lediglich zehn verschiedenen Eigentümern, die restlichen 25 Prozent teilen sich dagegen 23 Eigentümer. Stärkere Auswirkungen hat wohl das nur mittelmäßige Ansehen, das selbst die ansässigen Gewerbetreibenden dem Standort attestieren. Geringer Publikumsverkehr, wenig repräsentative Optik und fehlende Parkplätze bemängeln die Gewerbe unter anderem.

Viele Kritikpunkte wurden erfasst

So sei es zum Beispiel dringend notwendig die bestehende Grünordnung im Gewerbegebiet auch umzusetzen. Aber neben den Standortfaktoren gibt es auch Kritik an der Gemeinde selbst. Während die Verwaltungsmitarbeiter noch als besonders »bürgerfreundlich« gelobt werden, kommt die Gemeinde als Gesamtheit eher schlecht weg. Es fehle am gemeinschaftlichen Handeln (zum Beispiel zwischen dem Gemeinderat, der Agenda 21, der Bürgerstiftung und der Verwaltung), Ideen blieben in der Bürokratie hängen und der Gemeinderat handle nach dem »Prinzip Durchwursteln« und sei dadurch ein Risiko, lautete die Kritik.

Nun ist die Gemeinde am Zug. Denn »als Lieferant von Informationen« wollen die Wirtschaftsförderer der Gemeinde »Entscheidungsgrundlagen aber nicht Entscheidungen« liefern, das hatte Wehlmann bereits bei seiner Antrittsrede klar gestellt. Noch im November sollen die Räte daher nach dem Maßnahmenfahrplan der Wirtschaftsförderer ein wirtschaftspolitisches Leitbild und einen entsprechenden Maßnahmenkatalog zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes erarbeiten. Denn »ohne ein Leitbild können und werden wir nicht arbeiten, sonst entsteht Willkür«, so Wehlmann.

A. Pietsch

Artikel vom 27.10.2010
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