Zentrum · Lange aktiv bleiben

Die Seniorengruppe »Lange aktiv bleiben« (LAB) besteht seit 50 Jahren. Ursula Scharnagl (3.v.r.) nimmt seit 37 Jahren an LAB teil. Foto: js

Zentrum · »Wer einmal zu uns kommt, der bleibt«, sagt Ursula Scharnagl. Die 88-Jährige nimmt seit 37 Jahren an der Gruppe »Lange aktiv bleiben« (LAB) teil. Jeden Nachmittag ab 14 Uhr treffen sich Senioren aus ganz München montags bis freitags in den Räumen der Initiative in der Schwanthaler Straße 70, um zu singen, zu tanzen, Karten zu spielen und zu reden.

Auch gemeinsame Ausflüge und Kurse in Englisch, Gymnastik oder Gedächtnistraining stehen auf dem Programm. Am morgigen Donnerstag, 21. Oktober, feiert das Projekt sein 50. Jubiläum. Und zwar nur intern, um der vielen Besucher Herr zu werden. Nicht nur Scharnagl ist seit Jahrzehnten bei LAB. Irmgard Ulbricht kommt seit 25 Jahren. Auch viele andere sind schon seit 18, 19 oder 20 Jahren dabei. Insgesamt zählt die Initiative 90 Mitglieder, rund 45 von ihnen nutzen das Angebot regelmäßig. »Wir haben mehr Zulauf als die meisten städtischen Alten- und Servicezentren«, sagt Thomas Schönbeck, der das Projekt leitet.

Was LAB für die Senioren so interessant macht? »Die Atmosphäre hier ist fröhlich und jugendlich«, erklärt Irmgard Ulbricht. Zum Beispiel singen die Teilnehmer alt bekannte Volkslieder mit selbst gedichteten Texten. Otto Kragler (85), der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbands, spielt am Klavier dazu – bereits seit zehn Jahren regelmäßig. Wer körperlich fit genug ist, schwingt das Tanzbein. Dass bei der Gruppe Frauenüberschuss herrscht, stört die lebenslustigen Senioren nicht. »Wer die Rolle des Herren übernehmen will, bekommt ein Bändchen um das Handgelenk, dann geht das schon«, sagt Scharnagl.

Doch obwohl die Senioren konstant bei LAB dabei bleiben, hat die Anzahl der Mitglieder abgenommen. Früher habe man noch Ausflüge mit dem Bus organisiert, erinnert sich Scharnagl. Für solche Projekte gebe es nun nicht mehr genügend Teilnehmer: »Wenn zu wenige mitfahren, wird es zu teuer.« Das Problem: Immer weniger rüstige ältere Menschen rücken nach. »Als ich bei LAB angefangen habe, war ich Anfang 50«, sagt Scharnagl. Inzwischen seien die jüngsten aus der Gruppe etwa 70. »Wer heutzutage in Rente geht, fühlt sich noch nicht alt«, stellt sie fest. Statt an Programmen für Senioren teilzunehmen, würden die meisten älteren Menschen im Ruhestand lieber ausgiebig Urlaub machen. Dennoch kommen immer wieder neue Mitglieder zu LAB. »Erst diesen Monat ist jemand beigetreten«, berichtet Scharnagl.

Finanziert wird das Projekt übrigens zu 80 Prozent durch die Stadt. »Wir müssen den Zuschuss aber jedes Jahr wieder neu beantragen«, sagt Thomas Schönbeck. Er hofft, dass die Finanzierung auch in Zukunft gesichert ist. Der monatliche Mitgliedsbeitrag für die Senioren beträgt 4 Euro, sämtliche Veranstaltungen sind dann kostenlos. Julia Stark

Artikel vom 19.10.2010
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