Wilhelmine und Hans Jacobs feiern im November ihre Gnadenhochzeit

Moosach · 70 Jahre unzertrennlich

Wilhelmine und Hans Jacobs blicken auf erfüllte sieben Jahrzehnte zurück. 	sl

Wilhelmine und Hans Jacobs blicken auf erfüllte sieben Jahrzehnte zurück. sl

Moosach · 70 Jahre durch dick und dünn: Das Moosacher Ehepaar Wilhelmine und Hans Jacobs feiert am 2. November seine Gnadenhochzeit. Und das ganz bescheiden. »Mit ein paar Freunden«, wie Hans Jacobs berichtet, geht es in ein Oberschleißheimer Restaurant. Bescheiden hatte auch ihr gemeinsames Eheleben begonnen.

Wilhelmine, 1945 aus dem Sudetenland geflohen, Hans, 1948 aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien gekommen. Acht Jahre nach der Hochzeit am 2. November 1940 begann ihre Ehe erst richtig – »mit nix«, und das war schwer. Vor dem Krieg war der gebürtige Rheinhesse als Berufssoldat nach München gekommen, wo seine Wilhelmine aufgewachsen war. Beim Tanzen im Augustinerkeller haben sie sich 1937 kennengelernt. »Ich habe sie aufgefordert, aber für den Tanz war sie bereits vergeben«, erzählt der 98-Jährige, »da hab‘ ich sie sofort für den nächsten Tanz aufgefordert, und den habe ich bekommen.« Diesem Tanz folgten noch weitere und am nächsten Tag begegneten sich die beiden wieder im Augustinerkeller.

Weiteres Jubiläum der Eheleute Jacobs

Als »Flaschenwascher« hat Hans Jacobs sein erstes bescheidenes Geld verdient, während Wilhelmine als Kontoristin gearbeitet hat. Doch er wollte mehr. Es folgte eine Ausbildung zum Weinküfergesellen, da war er schon Mitte dreißig. Er ging in den Rheingau und lernte fleißig, wollte nach der bestandenen Gesellenprüfung gleich den Meister draufsetzen – was er nicht durfte. Nach wenigen Jahren allerdings wurde er zur Meisterprüfung zugelassen und arbeitete seither als Weinküfermeister in München.

Mit Eintritt in den Ruhestand entdeckte Hans Jacobs seine Leidenschaft für das Kochen und Backen und kommentiert dies mit den Worten: »Meine Frau hat früher genug gearbeitet, jetzt bin ich mal dran.« Die Lebensmittel kann er allerdings nicht mehr einkaufen. Darum kümmert sich heute eine gute Bekannte des Ehepaares. »Bis vor ein paar Jahren bin ich noch selbst Auto gefahren, aber dann wurde es mir einfach zu gefährlich«, so Jacobs.

Wilhelmine und Hans Jacobs freuen sich darüber, dass sie auf eine so lange und glückliche Zeit zurückblicken dürfen, und genießen nach wie vor ihre Zweisamkeit: »Wir schlafen morgens lang und frühstücken manchmal erst mittags«, lächelt die 93-Jährige verschmitzt. Manchmal trifft man das Ehepaar bei Spaziergängen in der Nachbarschaft. »Leider sind wir nicht mehr so gut zu Fuß. Ich bedaure das sehr, zumal ich früher so gerne einkaufen gegangen bin. Das kann ich leider nicht mehr«, sagt Wilhelmine Jacobs.

Fast 70 Jahre sind die Jacobs nun verheiratet und bereuen keinen Tag. »Wir haben immer zusammengehalten und wenn es mal Gewitterwolken gab, dann haben wir darüber gesprochen«, so der rüstige Rentner, der diesen Tipp auch gerne an jüngere Generationen weitergibt. Aber auch nach sieben Jahrzehnten kennen sie sich nicht in- und auswendig: »Man muss sich seine kleinen Geheimnisse bewahren, um weiterhin interessant zu bleiben«, rät Wilhelmine Jacobs. Auf den bevorstehenden Hochzeitstag freuen sich die beiden sehr, denn dann ziehen sie sich schick an und verbringen fröhliche Stunden mit ihren Freunden. Und vielleicht besorgt Hans Jacobs auch wieder einen Blumenstrauß für seine Wilhelmine, wie er das in den vergangenen Jahrzehnten schon so oft getan hat. Aber das bleibt vorerst noch sein Geheimnis. sl/cr

Artikel vom 19.10.2010
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