Gemeinde Taufkirchen ist mehrheitlich für Realisierung

Taufkirchen/Ottobrunn · Zeppelin-Park auf EADS-Grund geplant

Taufkirchen/Ottobrunn · Der Luft-und Raumfahrtkonzern EADS hat große Pläne mit seinen brachliegenden Flächen: Auf dem ehemaligen Sportgelände an der Ludwig-Bölkow-Allee und Teilen des Werksgeländes soll ein gigantischer Komplex entstehen: Geplant sind ein Zeppelin-Park, Kindertagestätten und eine Fallschirmsprung-Simulationsanlage.

Taufkirchen als Träger der Planungshoheit hat bereits grünes Licht gegeben – nun sind die Behörden und Landwirte am Zug, denen die Ackerflächen an der A8 gehören. Diskussionen darüber, wie die riesigen Flächen auf dem Werk- und dem angrenzenden Sportgelände genutzt werden sollen, werden schon seit Monaten erbittert geführt: Seit der Schließung der Werkhalle »Gebäude 70« für die Airbus-Produktion ist EADS auf der Suche nach Investoren, um das rund 100.000 Quadratmeter große Areal zu vermarkten. Pläne zur Errichtung eines Einkaufszentrums im Stile des »Centro« in Oberhausen waren im Gespräch, Ottobrunn war dagegen allerdings Sturm gelaufen: Dort hält man eisern daran fest, die Flächen als High-Tech-Standort zu reservieren, auch um den Preis, »dass erst einmal nichts in Sicht ist«, wie es Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) formulierte. Nun könnte sein Wunsch in Erfüllung gehen: EADS strebt mit einem Zeppelin-Park einen Mix aus touristischer, wissenschaftlicher und auch militärisch-ziviler Nutzung an. Wie Jürgen Kornmann von der Vermarktungsgesellschaft »EADS Real Estate« vor dem Taufkirchener Gremium erläuterte, wolle man mit den Luftschiffen des Friedrichshafener Unternehmens Rundflüge in die Alpenregion anbieten. EADS sieht das Projekt schon jetzt als Verkaufsschlager: »Das ist etwas Einzigartiges, etwas, das es in Deutschland bislang so nicht gibt«, warb Kornmann dafür.

Neben Taufkirchen hätten die Zeppelin-Projektleiter noch zwei andere Standorte um München ins Visier genommen, schilderte er weiter. Von einem 25 Meter hohen Hangar auf dem ehemaligen Sportgelände westlich der Ludwig-Bölkow-Allee sollen die Zeppeline von einem Spezialfahrzeug zu einer Plattform auf freiem Feld gezogen werden, um von dort in Richtung Alpen und oberbayerische Seen abzuheben. Eine angrenzende »Zeppelin-Wissenswelt« soll die Besucher mit fachkundigen Informationen über die traditionsreichen Luftschiffe und deren Historie versorgen, auch der Bau einer 330 Quadratmeter großen Aussichtsplattform ist vorgesehen. Auf den derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen soll Magerrasen gepflanzt werden. Das Problem: Da die Grundstücke im Besitz von Landwirten sind, müssen erst Verhandlungen geführt werden. Ob das Vorhaben überhaupt genehmigungsfähig ist, das müssen wiederum Behörden wie das Bayerische Luftamt und die Autobahndirektion Südbayern entscheiden. Im Taufkirchener Gemeinderat stieß der Plan mit großer Mehrheit auf Zustimmung. Für Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) bietet sich mit einem Zeppelin-Park die »einzigartige Möglichkeit«, an die High-Tech-Tradition Taufkirchens anzuknüpfen, sich aber gleichzeitig den wirtschaftlichen Interessen des Luft- und Raumfahrtkonzerns nicht zu verstellen. »In meinen Augen ist das eine ganz, ganz wesentliche Weichenstellung für Taufkirchen. Hier können wir wirklich etwas bewirken, was den Standort fortentwickeln könnte.« Auch die CSU, die ILT und die Ausschuss-Gemeinschaft UWT, FDP, BBT und FWG unter dem Vorsitz von Michael Lilienthal signalisierte Zustimmung: »Das ist eine Sache, die sich auf die Gemeinde sehr positiv auswirken könnte«, sagte Zweite Bürgermeisterin Angelika Steidle (CSU). Die SPD und die Grünen hingegen wollten sich mit dem Projekt nicht anfreunden.

Dritte Bürgermeisterin Rosemarie Weber (SPD) befürchtet, dass sich die Zahl der Unfälle auf der Autobahn massiv erhöhen werde, wenn ein Zeppelin vorbeifliegt und somit zwangsläufig zum Blickfang werde. Gabriele Zaglauer-Swoboda (Grüne) sieht einen fatalen Domino-Effekt gegeben: Ein solches Vorhaben sei »wie immer der erste Schritt«. Seien die Flächen erst einmal »angeknabbert«, würden weitere Bauprojekte mit Sicherheit folgen. Auch ihr Fraktionskollege Rudi Schwab sieht Umweltbelange gefährdet: »Ich halte das für eine Bebauung im regionalen Grünzug«, kritisierte er. Dem hielt Taufkirchens Geschäftsleiter Dieter Braunstein entgegen, dass mit einer Umwandlung der Flächen in einen Magerrasen das Areal insgesamt ökologisch aufgewertet werde. Mit 15:6-Stimmen wurden die EADS-Pläne genehmigt. Weitere Bestandteile des Gesamtprojekts sind der Bau einer Fallschirmsprung-Simulations-Anlage: Kernstück ist ein 30 Meter hoher Windkanal, durch den die Springer nach oben geschleust werden. Auch in sozialer Hinsicht will der Konzern das Gelände nutzen: Geplant ist der Bau einer Kindertageseinrichtung mit vier Krippen- und einer Kindergartengruppe. Nach den Worten von Projektleiter Alexander Schütz beträgt die Gesamtfläche 2.000 Quadratmeter, die Kita solle rund 70 Kindern Platz bieten. Schließlich sollen noch ein Hotel und ein Kino-Komplex entstehen.

mst

Artikel vom 06.10.2010
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