Betreuung der Jüngsten: Feldkirchen bayernweit ganz oben

Feldkirchen · Platz für alle Kinder

Beim Kinderhaus werden die Außenanlagen vorbereitet: Bürgermeister Werner van der Weck (Mitte) mit Bernhard Pfaffinger (l.) und Thorsten Guhlke. 	Foto: cs

Beim Kinderhaus werden die Außenanlagen vorbereitet: Bürgermeister Werner van der Weck (Mitte) mit Bernhard Pfaffinger (l.) und Thorsten Guhlke. Foto: cs

München/Feldkirchen · In ganz Bayern ist die Betreuung der Kleinsten ein Stiefkind. Landesweit können nur 17 Prozent der Unter-Dreijährigen in einer Krippe untergebracht werden, wie erst in der vergangenen Woche in einer Anhörung des Landtags wieder einmal festgestellt wurde. In ganz Bayern?

Im Osten von München gibt es eine kleine Gemeinde, die in dieser Beziehung wie eine Insel der Seeligen erscheint: In Feldkirchen können alle Kinder zwischen null und zehn Jahren in einer Einrichtung ganztags umsorgt werden, soweit deren Eltern dies wünschen. »Mit diesem Angebot liegen wir in Bayern mit Sicherheit an vorderster Stelle«, sagt Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) mit Stolz.

Das Tüpfelchen auf dem i ist das im Bau befindliche Kinderhaus »Feldmäuse« an der Bahnhofstraße, das zum Jahreswechsel bezogen wird und 1,8 Millionen Euro kostet. Dann verfügt die 6.500-Einwohner-Gemeinde über 72 Krippen-, 275 Kindergarten- und 150 Hortplätze. Nicht zu vergessen die Mittagsbetreuung, die in Containern auf dem Gelände des Evangelischen Kinderheimes untergebracht ist. Dorthin stapfen nach dem Gongschlag in der örtlichen Grundschule 60 der Sechs- bis Zehnjährigen. Sie werden von sechs Müttern liebevoll bekocht und bei der Erledigung der Hausaufgaben einfühlsam angeleitet und dürfen sich anschließend auf dem weitläufigen Freigelände des Kinderheimes austoben.

Für Bürgermeister van der Weck ist der Grund für dieses kleine Betreuungswunder in der nicht eben finanzstarken Kommune ganz einfach: »Uns sind die Kinder wichtig!« Und das nicht erst seit gestern. Die erste Krippengruppe mit zwölf Kindern wurde im September 2002 im Kindergarten »Bienenhaus« eröffnet, die zweite folgte ein Jahr später. Zu einer Zeit also, in der andernorts noch gegen »Rabenmütter« gewettert wurde, die sich lieber aushäusig verwirklichen wollten, als sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern. Aber im Jahr 2001 war in Feldkirchen das Neubaugebiet »Dornacher Feld« mit tausend Neubürgern bezogen worden. »Viele Familien können sich die Lebenshaltungskosten im Münchner Umland mit einem Verdiener nicht mehr leisten.

Außerdem gibt es immer mehr Alleinerziehende«, begründet van der Weck den seither sprunghaft gestiegenen Bedarf an Krippenplätzen. Andererseits zieht das großzügige Betreuungsangebot in Feldkirchen junge Familien an, die sich ihren Wohnort gezielt nach solchen Kriterien aussuchen. Die Gemeinde wächst zurzeit jährlich um 250 bis 300 Neubürger. Sie ist mit einem Durchschnittsalter von 38,7 Jahren eine der Jüngsten im Landkreis München und hat die höchste Geburtenrate. Dazu ist die Kinderbetreuung in Feldkirchen noch relativ preiswert. Der Krippenplatz kostet zwischen 126 und 273 Euro pro Monat, je nach Betreuungszeit, der Kindergarten belastet das Familienbudget mit 71 bis 119 Euro und der Hortplatz mit 89 bis 143 Euro, jeweils ohne Mittagessen. Mit einem Nulltarif wie das reiche Unterföhring kann Feldkirchen allerdings nicht glänzen. Denn die finanzielle Situation der Gemeinde war schon einmal besser, wie der Bürgermeister zugibt.

Durch die Wirtschaftskrise sind die Gewerbesteuereinnahmen im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 7,5 Millionen Euro eingebrochen. Das neue Rathaus und die Aussegnungshalle, in Boomzeiten geplant, haben viel Geld verschlungen und die Geothermie belastet den Haushalt in diesem Jahr mit 2,5 Millionen Euro. Aber bei den Kindern will man nicht sparen.

Sie waren der Gemeinde im vergangenen Jahr 1,34 Millionen Euro wert, davon sind über eine halbe Million Euro freiwillige Leistungen. »Wir legen großen Wert auf eine pädagogisch hochwertige Betreuung«, betont van der Weck. »Das bedeutet in der Krippe nicht nur Wickeln und Füttern, sondern in jeder Entwicklungsstufe frühzeitige Förderung.«

Dafür benötige man Personal mit langjähriger pädagogischer Erfahrung. Solche guten Leute mit fünfjähriger Ausbildung sind rar. Da ist es ein Glücksfall, dass die Mannschaft für das neue Kinderhaus längst unter Vertrag steht. Mit dem Einzug der »Feldmäuse« in der Bahnhofstraße zum Beginn des kommenden Jahres sind die Jüngsten für die nächsten Jahre bestens versorgt, hofft man im Rathaus. »Als Nächstes sind die Sportler des TSV mit einer Mehrfachturnhalle an der Reihe«, sagt van der Weck. Diese kommt ja letztlich auch der Jugend zugute. Er fürchtet auch nicht, dass die teuren Kindertagesstätten eines Tages leer stehen werden, wenn auch in Feldkirchen die Bürger älter werden: »Die kann man mühelos in ein Mehrgenerationenhaus oder in Seniorenfreizeitstätten umwandeln.« Claudia Schmohl

Artikel vom 05.10.2010
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