Albrecht Ackerland erzählt im Münchner SamstagsBlatt weshalb „Schülerpaten” wichtig sind und stark machen

München · Da schau her! Albrecht Ackerland über Paten

München · Ich hatte den Beppi. Das war ein guter Freund von meinem Vater und so etwas wie mein Pate. Ich hatte zwar auch einen echten Taufpaten, aber der ging seine Wege und ich meine, und eine Taufe hat mich recht schnell auch nicht mehr so ganz brennend interessiert.

Sei's drum: Der Beppi wohnte im Nachbarhaus, war ein furchtbarer Herzensbrecher, das wird mir heute erst klar, ein richtiger Hallodri, Stenz gar. Obendrein war er nicht blöd, war Geschäftsführer von einem Theater und richtete sich sein Leben ganz sauber ein. Ein Spitzenmann. Der hin und wieder, oft viel, manchmal wieder weniger Zeit hatte, und hier über einen Aufsatz draufgeschaut hat und da über eine Mathehausaufgabe. Das richtige Mischen eines Radlers hat er mir auch beigebracht. Und dass man zu Frauen, besonders zu den Schönen, immer freundlich sein muss.

Leider ist der gute Beppi früh gestorben. Lebte er noch, ich würde ihn bis heute um Rat bitten, wenn mir wieder was Lateinisches in den Sinn kommt, weil Latein konnte der Beppi sehr gut. Oder wie ein Böfflamott geht, das ich bis heute nicht gekocht habe, obwohl das wirklich ein jeder Münchner ab einem gewissen Alter draufhaben sollte, blind, im Schlaf. Der Beppi war so einer, der konnte das kochen. Ich würde ihn vielleicht auch fragen, wenn ich mit meinem eigenen Patenkind, meinem Neffen, ein Problem in Mathe nicht lösen kann. Obwohl das eigentlich selten vorkommt, weil mein Neffe mich um Längen in Mathe schlägt, ich dafür aber weiß, wie ein perfektes Radler geht, warum Pompeji untergehen musste und wann die Wiesn am besten war. Wahrscheinlich würde ich für die perfekte Wiesng'schicht den Beppi dazubitten, am besten gleich auf die Wiesn, eine Maß bestellen, und mich mit meinem Neffen und dem Beppi freuen, dass es so etwas wie Paten gibt.

Artikel vom 30.09.2010
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