Luise Kinseher über Geld, „München 7“ und Bruder Barnabas.

München · Münchner SamstagsBlatt – Meet and Greet mit Luise Kinseher

Leviten lesen am Nockherberg: Luise Kinseher wird als neuer Fastenprediger gehandelt.

Leviten lesen am Nockherberg: Luise Kinseher wird als neuer Fastenprediger gehandelt.

München · „Einfach reich“ heißt das neue Solo-Programm von Luise Kinseher, das im Oktober Premiere feiert. Damit bringt die Kabarettistin bereits zum fünften Mal ihre eigenen Ideen auf die Bühne. Auch auf dem Nockherberg zeigte sie in diesem Jahr ihr Können. Als Bavaria spielte sie sich in die Herzen des Publikums.

Zur nächsten Starkbierprobe wird sie sogar als der erste weibliche „Bruder Barnabas“ gehandelt. Neben dem Kabarett machte sich Kinseher auch als Volksschauspielerin einen Namen. Regisseur Franz Xaver Bogner besetzte sie in seinen Serien „Cafe Meineid“ und „München 7“. Die Krimiserie geht 2011 nach sechsjähriger Pause in eine neue Runde.

Wir vom Münchner SamstagsBlatt haben uns mit der Wahlmünchnerin über ihr neues Programm und ihre Zukunft auf dem Nockherberg unterhalten.

Münchner SamstagsBlatt: Am 19. Oktober findet in der Lach- und Schießgesellschaft die Premiere Ihres neuen Soloprogramms „Einfach reich“ statt. Was erwartet die Zuschauer?

Luise Kinseher: Es geht, grob gesagt, um Besitzdenken und die Frage „Warum spielt Geld eine so große Rolle in unserem Leben“. Dazu habe ich mit meinen altbekannten Figuren ein kleines Szenario gebaut. Die Kinseher hat es satt, permanent dem Geld hinterher zu laufen und will einfach nur ein karges, aber glückliches Leben auf der Alm führen. Frau Lachner und Frau Rösch wollen es ihr wieder ausreden, übernehmen langsam die Regie und schaffen es, alles, was die Kinseher jemals besessen hat, innerhalb kürzester Zeit kaputt zu machen. Im Verlauf dessen kommt aber die Kinseher auch zu neuen Erkenntnissen und mit viel Glück findet sie dann „die Alm in sich“.

Münchner SamstagsBlatt: Das Thema Geld ist ja eigentlich ein Dauerbrenner. Wie sind sie darauf gekommen, es gerade jetzt zu behandeln?

Luise Kinseher: Witzigerweise ist die Idee zu dem Thema schon vor der Finanzkrise entstanden. Meine Programme kreisen ja immer um große Themen wie Glück oder Freiheit, die ich dann auf meine Art humoristisch umzusetzen versuche. Schon vor der Finanzkrise lag immer die Frage in der Luft: „Wo geht’s denn hin mit dem Kapitalismus?“ Glück hängt eben nicht nur vom ständigen Wachstum ab. Da gibt es noch andere Dinge die eine große Rolle spielen. Ich denke, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema – auch auf eine lustige Weise – ihre Relevanz hat.

Münchner SamstagsBlatt: Sie haben neben dem Kabarett ja auch in einigen Fernsehserien mitgewirkt. Im nächsten Jahr will Franz Xaver Bogner eine neue Staffel der Serie „München 7“ drehen. Sind Sie wieder mit dabei?

Luise Kinseher: Ich würde mich schon sehr freuen, wenn ich als Thekla Eichenseer dem Xaver Bartl das Leben wieder schwer machen dürfte, aber wer weiß, was in den neuen Folgen passiert und was sich der Franz Xaver Bogner wohl alles ausdenkt.

Münchner SamstagsBlatt: Sehen Sie sich selbst noch in erster Linie als Kabarettistin oder sind Sie inzwischen schon mehr Schauspielerin?

Luise Kinseher: Ich bin auf jeden Fall Kabarettistin. Solche TV-Rollen sind natürlich immer schön, aber darüber hinaus mache ich beim Fernsehen eigentlich wenig. Wenn Angebote kommen freue ich mich, aber ich renne dem Fernsehen nicht hinterher, weil mich das Kabarett völlig vereinnahmt. Dort habe ich einen Bereich in dem ich mich kreativ ausleben kann. Ich kann selbst schreiben, auf der Bühne stehen und meine Themen umsetzen.

Münchner SamstagsBlatt: Sie waren dieses Jahr zum ersten Mal als Bavaria auf dem Nockherberg dabei. Was hat das für Sie bedeutet?

Luise Kinseher: Ich war sehr überrascht. Früher bin ich dem Nockherberg eher etwas skeptisch gegenübergestanden, weil ich mir gedacht habe: „Was ist denn das für eine Form von Kabarett, bei der der Politiker davor sitzt und lacht?“ Eigentlich haben die Politiker hier ein Forum, auf dem sie sich humorvoll und kraftvoll präsentieren können, weil sie etwas einstecken. Ich fand das immer sehr seltsam, habe mich dann aber eines besseren belehren lassen. Zunächst einmal fand ich die Rolle sehr reizvoll, da kann man nicht „Nein“ sagen. So habe ich mich damit auseinandergesetzt und erstmals das Wesen des Derbleckens richtig erkannt. Es ist eine sehr subversive Art mit Politik umzugehen, es ist eigentlich ein Nicht-Anerkennen der Macht. Das hat mir schon sehr viel Spaß gemacht. Ich dachte mir dann einfach: „So, jetzt zeig ich’s Euch!“

Münchner SamstagsBlatt: Seit einigen Wochen schon machen Gerüchte die Runde, dass es im nächsten Jahr einen weiblichen Fastenprediger geben könnte. Sie stehen ganz oben auf der Liste.

Luise Kinseher: Es ist alles offen, aber es gibt Gespräche. Ich bekomme zu diesem Thema unglaublich viel Resonanz von Leuten, die eine Frau in dieser Position gut fänden. Wie es auch immer ausgeht; ich würde mich freuen.

Münchner SamstagsBlatt: Denken Sie, dass die Empörung, die die diesjährige Fastenpredigt im Nachhinein bei einigen Politikern hervorgerufen hat, den Starkbieranstich in Zukunft beeinflusst? Sind unsere Politiker zu schnell eingeschnappt?

Luise Kinseher: Man merkt halt, dass die CSU als machthabende Partei nicht mehr so fest im Sattel sitzt, wie noch einige Jahre vorher. Da ist man dünnhäutiger geworden, aber es wäre furchtbar, wenn der Nockherberg deswegen eine Weichspülveranstaltung werden würde. Da muss man standhaft weitermachen und derblecken.

Von Quirin Schartner

Das Münchner SamstagsBlatt verlost unter Ausschluss des Rechtsweges ein Meet and Greet mit der Kabarettistin Luise Kinseher: Münchner SamstagsBlatt-Leser treffen Luise Kinseher!

Artikel vom 30.09.2010
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