Fundament vieler Grabsteine nicht mehr fest

Moosach · »Rütteltests« auf dem Friedhof

Angehörige könnten natürlich trotzdem ihre verstorbenen Verwandten besuchen, betont der Moosacher Pfarrer Martin Cambensy.	Foto: ws

Angehörige könnten natürlich trotzdem ihre verstorbenen Verwandten besuchen, betont der Moosacher Pfarrer Martin Cambensy. Foto: ws

Moosach · »Manche Grabsteine oder dessen Fundament sind nicht ganz fest. Und in der Wiese rundherum gibt es Bodenunebenheiten«, sagt Pfarrer Martin Cambensy. Aus Haftungsgründen hat die Kirchenverwaltung der katholischen Pfarrei St. Martin deshalb am Eingangstor zum Moosacher Friedhof folgendes Schild anbringen lassen:

»Der Aufenthalt auf dem Friedhof ist aus Sicherheitsgründen nur auf dem gepflasterten Weg um die Kirche gestattet.« Natürlich könnten Angehörige trotzdem das Grab ihrer verstorbenen Verwandten pflegen, betont der Geistliche. Sollte jedoch ein Unfall passieren, dann könnten die Besucher nicht bei der Pfarrei Regress nehmen. »Wer den Friedhof betritt, macht das auf eigene Gefahr«, betont der Pfarrer. Das größte Problem sei, dass die Fundamente der Grabsteine nicht mehr fest seien. Meist bestehe der Untergrund der Grabdenkmäler lediglich aus Ziegelsteinen – und die brechen leicht, seufzt der Seelsorger. Um die Besucher vor herabstürzenden Grabsteinen zu schützen, habe man die problematischten umgelegt. Die Pfarrei lässt an ihnen »Rütteltests« ausführen. Fast alle der 200 Grabsteine stammen aus dem 19. Jahrhundert und sind schützenswert.

Derzeit erfasse ein Architekturbüro im Auftrag des Erzbischöflichen Ordinariats München jeden einzelnen dieser 200 Grab-Denkmäler, berichtet Cambensy. Jeder Grabstein werde in einem Maßnahmenkatalog aufgelistet und außerdem verzeichnet, was an jedem einzelnen dieser Friedhofsdenkmäler zu tun sei. Das verschlingt allein 8000 Euro, die Kosten müsse die Pfarrei St. Martin tragen. Man hoffe auf einen Zuschuss des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, da es selbst nicht die Zeit habe, die Erfassung der Gräber zu machen.

Danach wolle die Pfarrei mit der Mooseder-Stiftung zusammenarbeiten, um einige besondere Denkmäler von prominenten Verstorbenen instand setzen zu lassen sowie zu restaurieren. Etliche Grabsteine sind verblasst oder total verwittert. Um den Moosacher Friedhof auf Dauer vor dem Verfall zu retten, hatte Pfarrer Cambensy Ende 2008 eine ungewöhnliche Rettungsaktion gestartet: Er suchte öffentlich Friedhofspaten: Engagierte Bürger sollen sich um die heruntergekommenen Grabstätten kümmern – als Ausgleich sollen die Moosacher Stadtteilbewohner auf Wunsch das Recht bekommen, auf dem Friedhof am Moosacher St.-Martins-Platz bestattet zu werden. Das Interesse sei groß gewesen, bilanziert der Geistliche jetzt, knapp zwei Jahre später. »Es gibt eine große Liste von Interessenten für Patenschaften für bestehende Gräber sowie für Beerdigungen.« Letzteres ist schon lange nicht mehr möglich: Die letzte Beerdigung gab es der Pfarrei zufolge vor mehr als 100 Jahren, am 24. Dezember 1908.

Am 1. Januar 1909 sei das Bestattungsrecht offiziell erloschen. Doch bis die Moosacher Pfarrei St. Martin dies wieder einführen kann, seien noch einige bürokratische Hürden zu bewältigen, seufzt der Geistliche. Um den rund um die alte Moosacher St.-Martins-Kirche gelegenen Friedhof wieder in Betrieb zu nehmen, brauche es einen Norm-Belegungsplan, eine Gestaltungs- und Friedhofsordnung sowie Friedhofssatzung. Fazit: »Es ist alles nicht so einfach.« Deshalb lasse sich derzeit noch nicht sagen, wann es auf der Moosacher Gräberanlage wieder Bestattungen geben wird. »Friedhofspaten werden jedenfalls nicht mehr gesucht«, betont Pfarrer Cambensy. Wally Schmidt

Artikel vom 29.09.2010
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