Der Moosacher Viktor Kohlbecher hat sich seit 50 Jahren dem Wein verschrieben

Moosach · Rebensaft aus der Heimat

Der rüstige Pensionär Viktor Kohlbecher aus Moosach erzeugt in seinem Wohnhaus in der »Villa Salve« seinen eigenen Rotwein	Foto: sl

Der rüstige Pensionär Viktor Kohlbecher aus Moosach erzeugt in seinem Wohnhaus in der »Villa Salve« seinen eigenen Rotwein Foto: sl

Moosach · Eine Besonderheit gibt es bei dem Moosacher Viktor Kohlbecher zu sehen und auch zu verkosten. Im Garten des 73-Jährigen befindet sich nämlich ein kleiner Weinberg. Im vergangenen Jahr konnte Kohlbecher fünf Liter echten Moosacher Rotwein erzeugen.

»Verkaufen darf ich den Wein nicht, weil wir hier kein traditionelles Weinanbaugebiet haben, aber ich darf natürlich verschenken«, erklärt der rüstige Pensionär. Der Wein kann also in keine Qualitätsstufe eingeordnet werden, da es in Bayern keine Grundlagen und damit keine Vergleichsmöglichkeiten gibt. Heuer ergab die Ernte allerdings gar keinen Wein. »Wir hatten zu viel Regen und zu wenig Sonne. Deshalb gibt es in diesem Jahr nur Weingelee«, erklärt der Hobby-Winzer. Den Weinanbau betreibt Viktor Kohlbecher zwar als Hobby, aber dennoch hat er das Handwerk von der Pike auf gelernt.

Kohlbecher wurde in München geboren, ist aber an der Mosel aufgewachsen. Dort absolvierte er eine Weinhandelskäuferlehre. Da ihn aber auch die Rotweinerzeugung interessierte, die Mosel traditionell jedoch eher für Weißwein bekannt ist, absolvierte er in Trier noch einmal ein mehrmonatiges Studium der Weinbau- und Kellertechnik. Zurück in München arbeitete er 14 Jahre als Produktionsleiter für den Wienerwaldkonzern und schließlich ab 1977 als Weinsachverständiger für den Staat. »In dieser Funktion kontrollierte ich Weinhandlungen im süddeutschen Raum im Sinne des Verbraucherschutzes«, so der Weinkenner. In seiner gemütlichen Weinstube, die Viktor Kohlbecher sich in der alten »Villa Salve« in der Seydlitzstraße 23 eingerichtet hat, lädt er gerne zu Weinproben ein. Aber hier darf nicht nur der Moosacher Wein probiert werden, sondern weitaus mehr erlesene Weine. In seiner kleinen Weinhandlung, die an der Stube angrenzt, verkauft er unter anderem Weine von der Mosel.

50 Jahre seines Lebens hat Viktor Kohlbecher sich bereits mit Wein beschäftigt und kommentiert dies mit den Worten: »Das ist wie mit einer Frau verheiratet zu sein.« Seine eigene Frau ist hingegen schon manchmal etwas genervt darüber, dass sie ihren Mann sehr häufig nur im Keller antrifft. »Mit meinem Sohn, der ebenfalls bei uns im Haus wohnt, genieße ich gerne mal einen Tropfen«, so Kohlbecher, der sich im Laufe der Jahre auch mit der Münchner Weingeschichte beschäftigt hat. Und die beginnt lange vor der eigentlichen Geschichte Münchens, das 1158 als Munichen (bei den Mönchen) von Herzog Heinrich dem Löwen von Bayern und Sachsen gegründet wurde. So sollen bereits um 724 über der Isar auf dem Gasteigberg vom kleinen Korbinian, Bischof von Freising, die ersten Reben gesetzt worden seien.

Dieser Wein war zur damaligen Zeit ein Getränk für höhere Stände, lange vor dem Bier. »Doch konnte sich der Bayernwein aufgrund des rauen Klimas gegenüber den Weinen aus klimatisch wärmeren Regionen nicht durchsetzen«, sagt Viktor Kohlbecher. Jahrhunderte später probiert er es selbst noch mal mit der Weinerzeugung in Bayern. »Es ist Geschmackssache. Ich finde ihn okay. Wenn ich ihn auf einer Qualitätsstufe ansiedeln müsste, würde ich ihn als Tafelwein bezeichnen«, so Kohlbecher. Und wenn sich die Sonne im kommenden Jahr mehr über Moosach zeigt, gibt es vielleicht auch wieder einen Moosacher Wein. Silke Leuendorf

Artikel vom 28.09.2010
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