Projekt freut sich über große Nachfrage

Ottobrunn · Waldhort macht Schule

Ottobrunn · Der »Waldkinderhort Outback« der Pfarrei St. Magdalena in Ottobrunn, die deutschlandweit erste Einrichtung dieser Art, kann im neuen Schuljahr mehr Kindern als bisher eine innovative Betreuung anbieten. Damit reagiert die Pfarrei auf den akuten Mangel an Betreuungsplätzen für Schulkinder in der Gemeinde.

Mit 20 Plätzen wurde die Piloteinrichtung im September 2009 eröffnet. Kontinuierlich wurde das Platzangebot erweitert und seit dem 1. September 2010 besuchen 25 Schulkinder den Waldhort. Das Projekt hat auch über den Landkreis München hinaus Beachtung gefunden und Schule gemacht: Rund sechs Waldhorte sind im vergangenen Jahr in ganz Deutschland entstanden.

Mit dem Bus werden die Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren nach der Schule zum ehemaligen Tagungsgebäude des Diakoniewerks Hohenbrunn in Riemerling gebracht. Dort warten Erzieher Christian Kleiber (29), Leiter des Waldhorts, und Kinderpflegerin Eva Varga (21) auf sie. In einem eigens gestalteten Raum werden nach dem gemeinsamen Mittagessen die Hausaufgaben gemacht. Wer damit fertig ist, kann sich in dem rund 10.000 Quadratmeter großen Freigelände mit seinen Wäldern und Wiesen austoben. Fußballspielen, Höhlen bauen oder Tunnelsysteme entwerfen – die Kinder sind selbst gefragt, sich bei jedem Wetter ihren Nachmittag im Freien zu gestalten. »Spielzeug stellen wir nur so wenig wie möglich«, sagt Leiter Christian Kleiber, wie zum Beispiel ein Balancierband oder einen Fußball. Auch die Betreuer geben den Kindern nur bei Bedarf Spielanregungen: »Meistens brauchen sie uns aber gar nicht.«

Durch den Mangel an Spielmaterial wolle man gezielt die Kreativität der Kinder fördern. »Auch das hohe Pensum an Bewegung unterscheidet die Einrichtung von konventionellen Horten«, betont Kleiber. Die Pädagogik des Waldhorts, für das Kleiber das Konzept der Waldkindergärten angepasst hat, basiere dabei vor allem auf Vertrauen: »Wir gehen nicht wie üblich davon aus, dass Kinder etwas grundsätzlich nicht können oder schlecht machen, sondern trauen ihnen zu, eigene Wege zu gehen, und geben ihnen dazu alle Freiheiten.« So können sich die Kinder auf dem abgezäunten Gelände vollkommen frei bewegen, ohne sich bei den Betreuern abzumelden.

Initiiert wurde der Waldhort von Kleiber, damals Betreuer im bereits bestehenden Hort der Kindertagesstätte St. Magdalena, nachdem sich zahlreiche Eltern wegen fehlender Betreuungsplätze für Schulkinder an ihn und seine Kollegen gewandt hatten. »So entstand die Idee, eine innovative und zugleich kostengünstige zusätzliche Betreuungsinstitution für den Stadtteil zu schaffen«, berichtet Kleiber. Mit Unterstützung der Gemeinden Ottobrunn und Hohenbrunn sowie des Diakoniewerks Hohenbrunn haben Kleiber und die Pfarrgemeinde St. Magdalena das Projekt dann realisiert. Auch die Eltern hätten tatkräftig mitgeholfen, wie zum Beispiel bei der Gestaltung des Speise- und Hausaufgabensaals.

Der Waldhort ist laut Kleiber sehr gefragt: Die Einrichtung hat rund doppelt so viele Bewerbungen wie Plätze. Bernhard Freitag, Geschäftsführer der Diözesankommission für Katholische Tageseinrichtungen für Kinder, hält das Konzept des Waldhortes für sehr gelungen. »Die Kinder machen hier unmittelbare Erfahrungen mit der Natur, die ihnen sonst nicht geboten werden«, so der Experte. »Sie können sich austoben, nachdem sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, und kommen am Abend ausgeglichen und voller Erlebnisse nach Hause.«

Weitere Waldhorte im Diö­zesangebiet würde er begrüßen: »Das hängt jedoch immer von der Situation vor Ort ab«, sagt Freitag. »In Ottobrunn gibt es ein sehr engagiertes Team, das tolle Arbeit leistet.«

Artikel vom 15.09.2010
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