Tracht aus Trudering beim Umzug zur Jubiläumswiesn

Trudering · Wie vor 100 Jahren

»D’Lustinga Isartaler« sind seit 1949 bei jedem Trachtenzug zur Wiesn dabei und haben bis heute keinerlei Nachwuchssorgen.	Foto: Karl Hirt/Verein

»D’Lustinga Isartaler« sind seit 1949 bei jedem Trachtenzug zur Wiesn dabei und haben bis heute keinerlei Nachwuchssorgen. Foto: Karl Hirt/Verein

Trudering · Zum 200. Mal steigt in München das größte Volksfest der Welt. Hier vereint sich wilde Partystimmung mit bayerischer Geschichte und Brauchtum. Einer der absoluten Höhepunkte ist der Trachten- und Schützenzug an diesem Sonntag. Mit dabei sind auch wieder zwei Abordnungen aus Trudering.

Traditionell ziehen die Trachten- und Schützenvereine am ersten Wiesn-Sonntag durch München bis hin zur Theresienwiese. Ab 9.40 Uhr folgt der Umzug der festgelegten Route vom Maximilianeum über die Maximilian- und Residenzstraße, über den Odeonsplatz und die Briennerstraße zum Maximiliansplatz, weiter zum Lenbachplatz, Stachus und auf der Sonnenstraße hinunter bis zur Schwanthalerstraße. Über die Paul-Heyse-Straße und den Kaiser Ludwig Platz erreicht der Zug schließlich die Theresienwiese. Rund 9.500 Mitwirkende präsentieren eine Vielfalt von Trachten, Brauchtum und Volkstanz.

Darunter sind seit gut 60 Jahren »D’Lustinga Isartaler«. Der Truderinger Verein, der im nächsten Jahr sein 100. Gründungsfest begeht, organisierte 1949 den ersten Trachtenzug und ist seit dem dessen fester Bestandteil. »D’Lustinga Isartaler« wurden 1911 von Eisenbahnern, welche aus dem Oberland zum Arbeiten nach München gekommen waren gegründet. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht echtes Bayerisches Brauchtum, wie Volkstänze, Schuhplattler, Volksmusik, Mundart und die Miesbacher Tracht zu erhalten und zu pflegen. Die Trachtler treffen sich jeden zweiten und vierten Freitag im Monat zum Vereinsabend um 20 Uhr im Vereinslokal »Zum Goldenen Stern« in der Gartenstadtstraße 6. Hier werden auch Volkstänze und Schuhplattler geübt, und neue Tänze erlernt. Besonders der Kronentanz wird von den Truderingern gepflegt. Deshalb werden zum Trachtenzug auch Tanzbögen auf die Theresienwiese getragen.

Mit der Miesbacher Tracht pflegen die Isartaler eine der bekanntesten und beliebtesten in ganz Bayern. Die Lederhose hat moosgrüne Auszier und Hosenträger. Dazu wird ein Hemd mit Steg, eine Weste aus grünem Filz und eine graue Joppe getragen. Zur Tracht gehört außerdem eine blaue Krawatte und ein Bierzipfel oder Schariwari. Der Hut, der Miesbacher Scheibling, wird mit einem Adlerflaum geschmückt. Zur Tracht der Frauen gehören das Leibl­gwand mit langem Arm mit gleichfarbigem Rock mit heller Bluse und Schürze. Dazu wird ein Hut mit goldfarbener Schnürung getragen. Wichtigster Schmuck ist das am Mieder mit langen Nadeln befestigte Geschnür, das aus einer langen Kette mit Talern und mit einem Vorstecher als Abschluss besteht. »D’Lustinga Isartaler« stellen sich heuer mit der Zugnummer 42b in der Steinsdorfstraße 4 zum Umzug auf.

Besondere Verbundenheit zum Stadtteil zeigt der Truderinger Trachtenverein. Eigentlich sind die Trachtler nur alle zwei Jahre beim großen Wiesn-Umzug dabei, wegen des 200-jährigen Jubiläums wird dieses Jahr aber eine Ausnahme gemacht, wie der zweite Vorstand Heinz Briggl berichtet. Die Truderinger tragen nach historischem Vorbild eine Tracht, wie sie vor über hundert Jahren in ihrer Heimat üblich war. Weil, bedingt durch die beiden Weltkriege und die daraus resultierende Armut, keine Orginalstücke mehr erhalten und die Tracht nach und nach verschwunden war, musste die Truderinger Tracht in den 80ern anhand alter Beschreibungen nachgeschneidert werden. 1982 waren die von Schneidermeister Paul Erhardt gestalteten Anzüge bereits unter den Wiesnwirten geschätzt. Um die Pflege und Verbreitung der wiederentdeckten Tracht kümmert sich der Verein inzwischen seit 25 Jahren.

Die Truderinger Männertracht besteht aus drei Teilen: Jacke, Hose und Samtweste. Jacke und Hose sind aus braunem Strichtuch aus natürlichen Fasern gearbeitet. Die Jacke ist mit einer schwarzen Seidenborte eingefasst. Die Hose ist lang und wird mit einem Latz geschlossen. Die Vorderteile der Weste sind aus Samt und ebenfalls mit schwarzer Seidenborte eingefasst. Jacke und Weste sind mit 40 Knöpfen aus Silber versehen, die auf Zweimarkstücken aus dem Jahre 1876 das Profil von König Ludwig II. tragen.

Aus braunem Velour ist der passende Hut zur Tracht, in der Form nach dem »Münchner Bierkutscherhut« gestaltet. Zum Hutschmuck gehört ein Strauß mit Getreideähren und mit verschiedenen Blumen. Das Halstuch ist schwarz und sollte aus reiner Seide bestehen. Die Truderinger Frauentracht besteht aus fünf Teilen. Dazu gehört ein Rock mit aufgesetztem Samtmieder mit Verschnürung, einem kurzen Bolero mit Ärmeln, Schürze und weißer Trachtenbluse sowie weißen Kniestrümpfen. Vervollständigt wird die Tracht durch einen schwarzen Hut mit Trockenblumenstrauß, einem schwarzen Beutel und einer blauen Strickjacke. Dazu kommt ein weinroter Schirm mit bunten Streifen und silberner Trachtenschmuck, der nicht zu üppig ausfallen sollte.

Der Truderinger Trachtenverein stellt sich zum Umzug am ersten Wiesnsonntag mit der Zugnummer 49b in der Steinsdorfstraße 7 auf. qs

Artikel vom 14.09.2010
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