Ismaning präsentiert am »Tag des offenen Denkmals« sein Juwel

Ismaning · Aufge-Schloss-en

Ein volles Haus wird Christine Heinz bei ihren Führungen durchs Schloss haben. Im Roten Saal finden sonst Trauungen statt. 	Foto: Wilfried Petzi, München

Ein volles Haus wird Christine Heinz bei ihren Führungen durchs Schloss haben. Im Roten Saal finden sonst Trauungen statt. Foto: Wilfried Petzi, München

Ismaning · Die Braut haucht ihr »Ja«, der Bräutigam lächelt selig – ein ganz besonderer Moment in beider Leben in einer ganz besonderen Umgebung. Die Trauung findet statt in einem der beiden Prunksäle im Ismaninger Schloss, Sitz der Ismaninger Gemeindeverwaltung. Es gibt sicher wenige Gemeinden in Bayern, bei denen das Rathaus prächtiger »logiert«.

Das Hochzeitszimmer, der Rote Saal, ist mit Wanddekorationen im Stil der pompejanischen Malerei sowie den dazugehörigen Möbeln ausgestaltet. Der Raum ist seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend unverändert geblieben. Die Auswahl der Motive, tanzende Paare, Säulenornamente, Tiermotive, zeugt von großer Kenntnis der antiken Wandmalerei. Wenn Besucher den Raum betreten, ertönt ein vielstimmiges »Ah!« und »Oh!«.

Nur die drei Ismaninger Standesbeamten betreten den Raum inzwischen sicher mit weniger Erfurcht: Sie schließen darin nämlich etwa 200 Ehen jedes Jahr. Christine Heinz, Leiterin des Ismaninger Schlossmuseums und Ortsheimatpflegerin: »Anscheinend hat sich im Internet rumgesprochen, dass wir hier eine ganz besonderen Räumlichkeit für Trauungen haben. Gerade die Paare, die nicht mehr kirchlich heiraten, freuen sich über den festlichen Rahmen.«

Man muss aber nicht gleich das Aufgebot bestellen, wenn man den Raum bewundern möchte. Am kommenden Sonntag, 12. September, dem »Tag des offenen Denkmals«, hat jeder Besucher die Gelegenheit, von 14.30 bis 17.00 Uhr bei freiem Eintritt die historischen Prunkräume in der Schloßstraße 2 zu besichtigen. Wer mehr erfahren möchte, kann um 15 Uhr an einer Führung von Christine Heinz teilnehmen. Sie wird allen Interessierten die Historie und den Kunststil des Schlosses nahe bringen. »Als Besonderheit werden wir an diesem Tag auch den Blauen Saal der Öffentlichkeit zugänglich machen«, so Heinz. In diesem liegt noch das Original-Parkett, das vor Belastungen geschützt werden muss. Auch die passenden mit blauem, blumen- und früchteverziertem Gobelin bezogenen Sitzmöbel werden von ihren Schutzhüllen befreit und den Besuchern präsentiert. Seit 1993 öffnen in Deutschland jedes Jahr am zweiten Sonntag im September historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen: »Geschichte zum Anfassen« ist die Devise. Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken.

Wessen Interesse dann geweckt ist, kann auch in Ismaning mehr über die Ortsgeschichte erfahren: Einfach, indem man nach der Schlossbesichtigung die Straßenseite wechselt. Gegenüber im Park lädt die neueste Errungenschaft Ismanings ein: das Schlossmuseum, das im frisch renovierten und umgestalteten Gärtnerhaus einen stilvollen Platz gefunden hat. In dessen Sammlung findet man Objekte, Dokumente und Bilder zur Kulturgeschichte des Ortes. Die Dauerausstellung bietet einen in sich geschlossenen Überblick zur Ismaninger Geschichte, bei dem alle wichtigen Ereignisse und Entwicklungen bis hin zur 1.200-Jahr-Feier im letzten Jahr angesprochen werden: von der Frühgeschichte über die »Freisinger Zeit« mit der Kirchengeschichte, der Leuchtenberg-Epoche, der Gründerzeit bis hin zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sogar die jüngere Ortsgeschichte ist prominent besetzt. Physiker Klaus von Klitzing machte dem Museum ein besonderes Geschenk. 1986 – er wohnte damals in Ismaning – erhielt er für seine Entdeckung des Quanten-Hall-Effekts den Nobelpreis für Physik. Die Nobel-Goldmedaille und einige handgeschriebene Aufzeichnungen zu dem physikalischen Phänomen hängen nun im Ismaninger Schlossmuseum.

Auch an die Kinder wurde im Museum gedacht. Bei einer Museums-Rallye hilft ihnen das Kartoffelköpfchen »Naseweis« bei Entdeckungen. Das Museum ist von Di. bis So. von 14.30 bis 17.00 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt zwei Euro, ermäßigt einen Euro.

Gabriele Heigl

Artikel vom 07.09.2010
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