Haidhausener Initiative befürchtet nicht nur Häuserschäden

Haidhausen · Kampf dem Tunnel

Kämpferin gegen die zweite S-Bahn Stammstrecke: Ingeborg Michelfeit am Infoabend der Bürgerinitiative im Kolpinghaus.	Foto: js

Kämpferin gegen die zweite S-Bahn Stammstrecke: Ingeborg Michelfeit am Infoabend der Bürgerinitiative im Kolpinghaus. Foto: js

Haidhausen · In den kommenden sechs Wochen werden die Weichen für den dritten Bauabschnitt der zweiten S-Bahn Stammstrecke gestellt. Seit Dienstag liegen die Unterlagen für Haidhausen öffentlich im Planungsreferat in der Blumenstraße aus.

Bei einem Informationsabend im Kolpinghaus hat der Verein der Bürgerinitiative S-Bahn-Tunnel kürzlich Hausbesitzern und Anwohnern erklärt, wie sie sich gegen das Projekt wehren können. Die Einspruchsfrist endet am Mittwoch, den 13. Oktober.

Nach wie vor erregt der geplante Tunnelbau die Gemüter der Haidhausener: Rund 300 Bewohner sind der Einladung der Bürgerinitiative gefolgt. »Jetzt müssen wir alle unsere Kräfte mobilisieren«, rief die Vorsitzende Ingeborg Michelfeit die Gäste auf und erntete viel Applaus. Ziel des Vereins sei es, das Vorhaben zu verhindern, bekräftigte der zweite Vorsitzende Walter Heldmann.

Doch die Zeit drängt. Das Planfeststellungsverfahren hat nämlich bereits begonnen. Der Tunnel soll in 40 Metern Tiefe in bergmännischer Bauweise von den Maximiliansanlagen über die Keller-, Stein-, Metz-, Milch-, Püttrich- und Preysingstraße zur Inneren Wiener Straße und von dort über die Sedanstraße, den Pariser Platz, die Pariser-, Gravelotte- und Weißenburger Straße zum Orleansplatz führen. »Die Maximiliansanlagen wird man hinterher nicht wieder erkennen«, fürchtet Volker Böhm, Mitglied des Beirats der Initiative. Der Grund: Rollender Kies könnte die Haarwurzeln der Bäume zerstören. Zudem sei am Orleansplatz, der einzigen offenen Baustelle, für die Dauer von sechs Jahren mit Geschäftseinbußen und damit einer Existenzbedrohung für die dortigen Läden zu rechnen. Dazu komme die Gefahr für die Wohnhäuser über dem Tunnel: »Viele sind Ziegelbauten aus der Gründerzeit.« Daher könne ein Einsturzrisiko nicht ausgeschlossen werden.

Wie berechtigt sind die Befürchtungen der Anwohner? Thorsten Vogel, Pressesprecher vom Planungsreferat: »Wir müssen die sechs Ordner Planungsunterlagen erst durchsehen, auch die Stadt ist nur Verfahrensteilnehmer«. Erst in der Vollversammlung des Stadtrats am 6. Oktober werde die Stellungnahme zum Tunnelbauprojekt abgegeben. Auch Michael Baufeld, Leiter Kommunikation Großprojekte beim für die Bauplanung zuständigen DB Projektbau, kann zum Sachstand nichts beitragen: »Beim jetzigen Stand des Verfahrens werden wir uns inhaltlich nicht dazu äußern«, und bittet um Verständnis: »Auch wir stecken in den Zwängen des Verfahrens.«

Diesen Zwängen muss sich auch die Bürgerinitiative beugen. Rechtsanwalt Andreas Lehners appellierte beim Informationsabend an die Besucher, bis zum 13. Oktober bei der Stadt schriftliche Einwendungen gegen das Vorhaben einzureichen: »Wer diese Frist versäumt, kann später nicht mehr klagen.« Beschweren können sich zum einen Grundstücksbesitzer, deren Boden im Umfeld des Tunnels liegt. Die betroffenen Flurnummern sind in den Planungsunterlagen aufgeführt. »Aber auch Mieter, Kindergärten und Schulen im Bereich der Baustellen können Einwand erheben«, so Lehners. Sein Kollege Eike Schönfelder nannte als mögliche Gründe die zu erwartenden Mietminderungen während der Bauzeit, Wertverlust der Grundstücke und Erschütterungen, die durch die durchfahrende S-Bahn verursacht werden könnten.

Vortragen können die Anwohner ihre Bedenken auch bei der außerordentlichen Bürgerversammlung des Bezirksausschusses Au-Haidhausen am 14. September um 19 Uhr im Hofbräukeller.

Julia Stark

Artikel vom 31.08.2010
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