Willy Astor über 25 Jahre Bühnenleben, Maschinenbautechnik und Wiesn-Hits

München · „Es braucht alles eine gute Statik“

Da legst di nieder: Vor seinem Publikum hat Willy Astor bis heute Respekt.

Da legst di nieder: Vor seinem Publikum hat Willy Astor bis heute Respekt.

München · Sein 25-jähriges Bühnenjubiläum feiert Willy Astor dieses Jahr – natürlich auf der Bühne mit vielen Auftritten. 1985 stand er das erste Mal mit einem Soloprogramm auf der Bühne. Zunächst verdiente er sich seinen Lebensunterhalt noch mit Gitarrenstunden an der Volkshochschule.

Astor ist ein echtes Münchner Gwächs: Geboren 1961 in München, aufgewachsen im Hasenbergl, 1980 Abschluss als Werkzeugmacher bei BMW, daneben macht er sich in der Münchner Kleinkunstszene mit seinen Songs und Prosatexten einen Namen. Bald wird die nebenbei betriebene kabarettistische Tätigkeit zum Hauptberuf. Der Durchbruch gelingt ihm ab 1990 mit seinen Wortspielereien, es folgen erste TV- und Radio-Auftritte. Dennoch blieb neben dem Wort auch die Musik ein wichtiger Bestandteil seines Lebens, die andere „Saite“ von Willy Astor, die er seit Mitte der Neunziger ebenfalls mit großem Erfolg bestreitet. Vor kurzem hat er auch das fünfte Album seiner Reihe „Sounds of Islands“ herausgebracht mit dem Titel „Sommernachtsraum“, eine abwechslungsreiche, im Grundton immer heitere Klangreise, die den Zuhörer auch an trüberen Tagen in ferne und wundersame Welten katapultiert. Am 16. Januar 2011 ist er damit in München zu erleben. Bereits am 5. Dezember tritt Astor mit seinem Programm „Tonjuwelen“ im Audimax der LMU auf.

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SamstagsBlatt: Sie feiern heuer iIr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Können Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt erinnern?

Willy Astor: Natürlich, ich war ja dabei! Ich weiß auch noch, wie nervös ich war, aber nervös ist man immer, nach wie vor. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich den Respekt nicht verloren habe gegenüber meinem Beruf, meinem Publikum vor allem. Mein erster Auftritt war im Freizeitheim bei mir im Hasenbergl, wo ich aufgewachsen bin, in der Dülferstraße, da hab ich in einem Hinterzimmer gespielt vor 15 Leuten, drei eigene Songs und fünf Beatles-Lieder, dann weißt, wie klein mein Repertoire damals war...

SamstagsBlatt: Wann war das?

Willy Astor: 1980 ungefähr, das war im vierten Lehrjahr meiner Werkzeugmacherausbildung, da war ich 19 Jahre alt.

SamstagsBlatt: Wie war die Reaktion?

Willy Astor: Gut, gut, meine eigenen Lieder haben dem Publikum gefallen – mei, die Beatles-Lieder, das ist natürlich harmlose Kost gewesen. Ich hab da eine dreiviertel Stunde gespielt und ich wusste – das is es..., das gefällt mir, ich muss aber noch ganz, ganz viel an mir arbeiten. Das ist eigentlich bis heute so.

SamstagsBlatt: Was machen Sie denn lieber: Musik oder Kabarett?

Willy Astor: Ich hab mit 16 sehr spät begonnen, Gitarre zu spielen, und ich wusste, das reicht nicht dafür, Konzertgitarrist zu werden oder sowas. Aber dafür war meine Liebe zur deutschen Sprache einfach auch zu groß als dass ich mich nur aufs Gitarrespielen konzentriert hätte. Ich wollte damals von Anfang an gleich zwei Schubladen aufmachen, ich wollte Songs schreiben, ich wollte Texte schreiben, ich wollte aber auch meine Musikalität ausleben. Gottseidank hab ich von Natur aus viel davon mitbekommen, Im Grunde sind es von Anfang an zwei Babys gewesen, wenn du zwei Kinder hast, liebst du alle beide, und kannst ohne das eine und das andere auch nicht leben.

SamstagsBlatt: Was verbindet Maschinenbautechnik und Ihr jetziger Beruf als Künstler?

Willy Astor: Das ist eine gute Frage, weil ich mir das oft überlegt hab: Kann ich profitieren von dem, was ich vorher gemacht hab oder war das verlorene Lebenszeit?! Aber das wars überhaupt nicht, ich hab sehr viel gelernt für mein persönliches Leben während meiner Ausbildung als Werkzeugmacher. Und ich hab erst Jahre später gemerkt, mein Gott, Wahnsinn, wie viel Analogien gibt es in die Kunst rein. Ich sprech jetzt mal ein paar Sachen an: Genauigkeit, Disziplin, das ist zwar so ein furchtbares Wort, aber die Franzosen haben ein besseres, nämlich Ambition, etwas zu machen mit Ambition, ambitioniert zu sein, in dem was man tut, das ist das größte Glück, was du in deinem Leben haben kannst, da gehst du auf, da hast du die absolute Erfüllung. Dann die Genauigkeit bei der Arbeit: Ich bin sehr pedantisch, bin wahrscheinlich auch mein größter Kritiker, weil ich sehr gerne Dinge austüftle, bevor ich sie in der Öffentlichkeit präsentiere. Manchmal gibt es auch Schnellschüsse, heißgestrickte Dinge, aber generell will ich schon immer genau wissen, was ich da tue, und konstruiere meine Dinge auch. Und da sind wir dann auch wieder bei der Konstruktion, beim Maschinenbau: Es braucht alles eine gute Statik und ein gutes Fundament.

SamstagsBlatt: Würden Sie gern mal einen Wiesnhit landen, schließlich stammt ja auch die Bayern-Hymne „Stern des Südens“ aus Ihrer Feder?

Willy Astor: Den Wiesnhit kannst du nicht konstruieren, das ergibt sich aus Zufall. Hiatamadl und so Geschichten, die wurden nicht geschrieben, um einen Wiesnhit zu landen, sondern das sind Lawinen, die dann ins Rollen kommen, wo man als Künstler dann nur mit den Ohren schlackert, sich entweder freut oder sich denkt: Um Gotteswillen, mein Lied auf der Wiesn, das hab ich so nicht gewollt!

SamstagsBlatt: Hätten aber nichts dagegen?

Willy Astor: Kann ich nicht sagen, das freut mich natürlich. Der „Stern des Südens“ ist 13 Jahre alt. Ich geh auch ab und zu ins Stadion und wenn der Song dann kommt, dann steh ich da und komm ins Schmunzeln, wenn ich seh, dass das ganze Stadion mein Lied singt.

Von Michaela Schmid

Artikel vom 18.08.2010
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