Trägerschaft und Aufgabenbereiche noch nicht eindeutig geklärt

Waldperlach · Streit um Bewohnertreff »Im Gefilde«

In diesem Gebäude »Im Gefilde« wird ein Nachbarschaftstreff eingerichtet. Foto: Angela Boschert

In diesem Gebäude »Im Gefilde« wird ein Nachbarschaftstreff eingerichtet. Foto: Angela Boschert

Waldperlach · »Im Neubaugebiet ´›Im Gefilde‹ war von Anfang an geplant, einen Nachbarschaftstreff in Public Private Partnership einzurichten, um das neue Wohnviertel gut in den Stadtteil zu integrieren und den Aufbau von Nachbarschaftsnetzwerken zu fördern«, teilte der ehemalige Sozialreferent Friedrich Graffe im Mai dieses Jahres mit. Bislang ist der Nachbarschaftstreff nur provisorisch umgesetzt worden.

Jetzt verdichtet sich die Situation, klärt sich aber kaum: Der Bauträger wird zwei Erdgeschoss-Wohnungen ›Im Gefilde‹ 84 für die Bewohnerarbeit stellen, eine für den Nachbarschaftstreff und eine für die Kinderbetreuung »Schneckenhaus«. Sie sollen spätestens Anfang Oktober bezugsfertig sein. Das Sozialreferat übernimmt die verbleibenden Raum-, Sach- und Maßnahmekosten sowie die Ehrenamtspauschale. Träger des Bewohnertreffs ist die Wohnforum München GmbH, eine Tochter der Heimag. Wer den Treff dann bespielt, ist noch nicht endgültig entschieden. Die Wohnforum berät und schult schon heute die »Waldperlacher Bürgerinitiative IG« (WAPE), die bereits einen Nachbarschaftstreff in dem Wohngebiet betreibt. Für das Sozialreferat ist klar, »den Nachbarschaftstreff macht die WAPE«, wie deren Pressesprecherin, Monika Niedermayer, auf Anfrage sagt. Davon geht die WAPE auch aus, hat aber keinen offiziellen Bescheid. »Es muss eine hauptverantwortliche Gruppe geben, die die Verwaltung mit Raumnutzung und -vermietung macht«, sagte Irene Daschner von der WAPE. Sie betont, dass sie sechs bis sieben feste Aktive für die Nachbarschaftsarbeit hätten. Ihr jetziges Angebot mit Öffnung des WAPE Bürgerladens und dem Bastelkreis einmal im Monat sowie jährlichem RamaDama könnte man um ein Familiencafé erweitern. Denkbar wäre auch eine Hausaufgabenbetreuung. Dieses Angebot hält der Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach nicht für ausreichend. In seiner jüngsten Sitzung forderte der BA mehrheitlich einen Bewohnertreff einschließlich einer halben Sozialpädagogen-Stelle, sowie bei Vergabe »alle in Waldperlach bürgerschaftlich tätigen Vereine angemessen zu beteiligen und zur Abgabe eines Konzepts, einschließlich personeller Unterfütterung desselben, aufzufordern«. Denn die WAPE allein könne die erforderliche, umfangreiche und vor allem ständige Betreuung neu hinzugezogener Bewohner nicht leisten.

Das insbesondere, da Kurt Damaschke, der zweite Vorsitzende des BA 16, bei der Stadt erfuhr, dass es insgesamt 219 verschieden geförderte Wohnungen im neuen Baugebiet geben wird. »Diese aktuellen Zahlen ergeben eine Quote von 48 Prozent geförderten Wohnungen! Deutlich mehr als die notwendige Untergrenze von 35 Prozent«, sagt Damaschke. »Man darf nicht nur die Sozialwohnungen zählen!« Das tut das Sozialreferat aber. Es geht von 136 geförderten Wohnungen aus, davon 20 Prozent, also 37, sogenannte KomProA-Wohnungen. Das, obwohl die Heimag – mit Zustimmung der Stadt – 88 KomProA-Wohnungen in Etagenbauweise baut. Die voneinander abweichenden Zahlen kann Niedermayer nicht erklären und verweist an das Amt für Migration, von dem Damaschke die höheren Zahlen hat. Doch von dort ist keine Auskunft zu erhalten. »Die neuen BewohnerInnen der KomproA-Wohnungen können noch gar nicht eingeschätzt werden«, blickt Damaschke mit Sorge auf die verfahrene Situation. »Man darf die WAPE nicht alleine lassen! Die sollten unterstützt werden, da muss ein Bewohnertreff kommen, nicht bloß ein Nachbarschaftstreff«, besteht Damaschke auf der BA-Forderung. Fest steht: Die Förderung von Bewohnertreffs ist eine freiwillige Leistung der Stadt. »Eine halbe Sozialarbeiterstelle kann und soll nur eine Anschubhilfe sein, um bürgerschaftliches Engagement aufzubauen. Da dieses bereits besteht und die WAPE von uns gefördert wird«, sei die Sozialarbeiterstelle nicht erforderlich, betont Niedermayer. Und ergänzt: Die Fachbetreuung von Bürgern, die soziale Hilfen brauchen, könne und müsse das Sozialbürgerhaus übernehmen. Doch sieht sich das Sozialbürgerhaus Neuperlach personell gar nicht dazu in der Lage, wie Damaschke vom Leiter des Sozialbürgerhauses Neuperlach, Karl-Heinz Weyrich, erfuhr. Weyrich selbst äußert sich nicht. Neben diesen Punkten ist noch offen, wie und wo Jugendarbeit angeboten werden kann und soll. Lösungen könnten unter Mitwirkung aller Waldperlacher Vereine besprochen werden. Wann und unter wessen Leitung der stattfinden soll, ist aber offen.

Angela Boschert

Artikel vom 18.08.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...