Vorlesungsbeginn in der »Hochschule für Gesundheit und Sport«

Ismaning · Start am Campus

Die Seminarräume sind im Triagon-Gebäude an der Steinheilstraße untergebracht. Oben: Dr. Rainer Haarbusch, Kanzler der privaten Sport-Uni.	Foto: cs

Die Seminarräume sind im Triagon-Gebäude an der Steinheilstraße untergebracht. Oben: Dr. Rainer Haarbusch, Kanzler der privaten Sport-Uni. Foto: cs

Ismaning · Sie hat offenbar den Nerv der Zeit getroffen, die neue »Hochschule für Gesundheit & Sport« in der Steinheilstraße, die am 15. September ihren Studienbetrieb aufnehmen wird. Ihr Kanzler Rainer Haarbusch kann jedenfalls mühelos mindestens ein Dutzend zukunftsträchtiger Berufe aufzählen, für die auf dem Campus Ismaning das nötige Rüstzeug geliefert wird.

Das reicht vom Trainer und Fitness-Coach im Breiten- und Spitzensport über Beratertätigkeiten im Gesundheits- und Sozialwesen bis zum Heilpraktiker. »Das Bewusstsein für gesunde Lebensführung wächst bei den Bürgern und beim Staat«, sagt Haarbusch. »Und damit steigt die Zahl der Jobs in diesem Segment sprunghaft.« Studieren kann man an der Privatakademie in der Ismaninger Steinheilstraße die bologna-konform ausgestalteten Studiengänge »Sport und angewandte Trainingswissenschaft«, »Psychologie und Mentale Gesundheit« sowie »Komplementärmedizin«. An einem Tag der offenen Tür hat sich die Einrichtung jetzt mit ihren rund 1.000 Quadratmeter umfassenden Räumen im sogenannten »Triagon-Gebäude« vorgestellt.

Zu Gesicht bekommen die Studenten die großzügigen, hellen Hörsäle und Studierräume mit Blick ins Grüne und ausgestattet mit neuester Technik allerdings nur bei der Anmeldung sowie bei den jeweils sechs Präsenzwochen pro Semester. Sonst würde der Platz auf Dauer für die rund 500 Studenten, die man in einigen Jahren erwartet, auch kaum ausreichen. Denn gelehrt und gelernt wird semi-virtuell. Das heißt: Der Stoff wird über eine Lernplattform in Internet vermittelt und kann jederzeit abgerufen werden, wann und wo der Lernende gerade Zeit hat: Vor oder nach der Erwerbstätigkeit oder dem Training, im Flugzeug oder in der Eisenbahn, und das überall auf der Welt. Und damit diese Art der Wissensvermittlung nicht zur Einbahnstraße wird, verfügt jeder Student über einen persönlichen Studien-Coach. Der hilft dem Bewerber schon bei der Wahl des geeigneten Studienganges und begleitet ihn durch sechs Fach- und ein Praxissemester bis zum erfolgreichen Abschluss. »Selbst wenn ich in den USA bin, kann ich trotz der neun Stunden Zeitunterschied meinen Dozenten per E-Mail jederzeit erreichen und bekomme kurzfristig eine Antwort«, sagt etwa Hörer Alexander Resch, der nach genau diesem Rezept an der Ismaninger Partnerhochschule in Erding im vierten Semester Betriebswirtschaftslehre studiert.

Resch ist nicht irgendjemand: Der 31-jährige Rodler errang im Jahr 2002 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City die Goldmedaille im Doppelsitzer, im Februar 2010 Bronze in Vancouver und besitzt außerdem vier Weltmeistertitel. Das Angebot der »H:G Hochschule für Gesundheit & Sport«, wie sie sich genau bezeichnet, ist maßgeschneidert für Sportler aller Disziplinen. So finden sich weitere bekannte Namen im Hörerverzeichnis der Erdinger Schwester-Einrichtung, etwa Riesenslalom-Olympiasiegerin Victoria Rebensburg oder Reschs Rodlerkollege David Möller. Und auch Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn büffelt semi-virtuell, und zwar an der Privatuniversität Seekirchen bei Salzburg.

Sie alle wollen nach einer erfolgreichen Laufbahn in der Arena den Grundstein für eine berufliche Karriere legen. Kein Wunder, dass sich diese Studienmöglichkeit in einschlägigen Kreisen rasch herumspricht. »Wir haben einen überschaubaren Werbeetat, die meisten kommen durch Mundpropaganda«, sagt Haarbusch. Der Kanzler erwartet angesichts der drangvollen Enge an den staatlichen Universitäten im Herbst viele Hochschulwechsler. Der doppelte Abiturjahrgang 2011, wenn Schüler des G 8 und G 9 gemeinsam die Hochschulreife erlangen, würde zudem dazu beitragen, dass sich die Räume im Triagon-Gebäude rasch füllen. Haarbusch: »Wir rechnen realistisch mit fünfzig bis hundert Startern im Herbst, im Endausbau sind fünfhundert Lernende realistisch.« Zumal man für ein Studium an der H:G beileibe nicht auf dem Treppchen ganz oben gestanden haben muss. Das Abitur und eine gewissen Affinität zu körperlicher Bewegung sind ausreichend. Dennoch wird den Studierenden, die schließlich mit dem Bachelor abschließen wollen, nichts geschenkt. Der Lehrstoff nimmt rund 40 Stunden pro Woche in Anspruch und muss bei den meisten Absolventen neben Training, Wettkämpfen oder einer beruflichen Tätigkeit bewältigt werden. »Wichtig sind Disziplin, Ehrgeiz und Selbstmanagement. Man muss seinen Tag klar strukturieren«, weiß Rodler Resch aus eigener Erfahrung.

Er sei in seiner aktiven Zeit regelmäßig um 5.30 Uhr aufgestanden, um vor dem Training zu arbeiten. Und abends habe er dann nochmal zwei Stunden lang gebüffelt. Viele Studenten arbeiten unter anderem, um sich die Studiengebühren von 365 Euro im Monat leisten zu können. Aus diesen Gebühren finanziert die private Hochschule ihre Professoren. Die Dozenten unterrichten fast immer neben ihrer eigenen Praxis im ­Gesundheits- oder Sportbereich. »Wir bekommen keine öffentlichen Mittel«, so der Kanzler. Als Anschubfinanzierung hat die Gemeinde Ismaning für fünf Jahre die Miete beim Hausherrn, der Lebensversicherung von 1871, übernommen. Das war aber nicht der Grund, warum man sich für diesen Standort entschieden habe. »Ismaning bietet sensationelle Rahmenbedingungen und eine hervorragende Infrastruktur, sodass wir gar nicht erst anderweitig verhandelt haben«, sagt der Vizekanzler der Privat-Uni, Florian Kainz.

Dazu gehörten die günstige Anbindung des Medienstandortes an den Flughafen und die Landeshauptstadt, aber auch die vielen Sportstätten innerhalb und in der Umgebung der Gemeinde. »Die örtlichen Vereine brauchen keine Angst zu haben, dass wir ihnen die Trainingsplätze wegschnappen«, versichert Kainz. »Sie könnten aber vom Wissen und der Erfahrung unserer Sportler profitieren.«

Claudia Schmohl

Artikel vom 17.08.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...