Da schau her! Albrecht Ackerland berichtet exklusiv im Münchner SamstagsBlatt über Häuferl und Löwenzahn.

München · Albrecht Ackerland über Hundeklobepflanzung

München · Bei Hunden scheiden sich ja schnell die Geister: Für die einen ist er der beste Freund des Menschen, für den Münchner gar ganz besonders. Der Legende nach ist ein echter Münchner nur derjenige, der nicht nur fünf Maß Bier auf der Wiesn schafft, sondern auch ein sogenanntes »Zamperl« sein eigen nennt. Der Hund gilt obendrein als allerbester Partnervermittler, angeblich gibt es nicht wenige Münchner Kinder, deren Zeugung noch während des Kennenlernens der Eltern beim Gassigehen im Englischen Garten stattfand.

Andere sehen in der Halbgottheit Hund vor allem einen Hundefutterstoffwechsler: Was aus der Chappidose reingeht, muss auch wieder raus. Und wohin. Ein ganz beliebtes solches Wohin gab's bis vor kurzem vor meiner Hofausfahrt. Dort, in der gemütlichen Seitenstraße, gibt es kleine grüne Inseln, in der Mitte steht ein Baum, und Eltern fassten ihre Kleinkinder ganz fest an der Hand, wenn sie vorbeigingen.

Der Löwenzahn blühte prächtig, und es war regelmäßig ein Trauerspiel, wenn die Kinder die Pusteblumen nicht ihrer Bestimmung zuführen durften, angepustet zu werden. Denn unter jeder Löwenzahnblüte lag das, was viele so niedlich »Häuferl« nennen. Jetzt ist alles anders: Irgendjemand hat sich ein Herz gefasst und ist nächtens mit Gartengerätschaft angerückt, hat Häuferl für Häuferl weggeklaubt, hat umgeackert und eine ganze Wagenladung bunte Blumen eingesetzt. Das hat eine solch fantastische Wirkung, dass Kinder nun von selbst ganz vorsichtig hingehen, an den Blumen schnuppern, und Hundeherrchen und -frauchen ihre Tiere nun ganz fest an der Leine nehmen, wenn sie vorbeigehen. Die Blumenfrau ist der neue Star in der Straße – und ich hab die innerste Hoffnung, dass nie, nie, nie irgendein Zuständiger von der Stadt daherkommt und sagt: »Des geht fei ned!«

Artikel vom 12.08.2010
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