Erfolgreiches Integrations-Projekt

München · Akrobatik statt Aggression

Auftritt der Akrobten beim Sommerfest in der Winthirplatzschule. Foto: Thomas Wobido

Auftritt der Akrobten beim Sommerfest in der Winthirplatzschule. Foto: Thomas Wobido

München · Schüler der verschiedensten Nationalitäten und Kulturen legen ihre beiderseitigen Vorbehalte ab und werden zum Team, Erst- und Viertklässler erarbeiten über Monate hinweg gemeinsam ein Theaterstück und Ganztagesklassen bauen Jonglage in den Unterricht ein:

Seit Beginn des Schuljahres 2009/2010 nehmen acht Münchner Grundschulen am LILALU-Projekt „Bildung! Lernen! Spielend!“ teil und bieten ihren (überwiegend ganztagesbetreuten) Schülern damit die Möglichkeit, ihren Bewegungsdrang und ihre Kreativität auszuleben und ihre sozialen Kompe- tenzen zu stärken. Zum Schuljahresende zogen die Grundschul-Rektoren jetzt positive Bilanz: Das Modellprojekt kam bei den Schülern sehr gut an und soll nach Möglichkeit weitergeführt werden.

Am Anfang des Schuljahres 2009/2010, erzählt Rektorin Eva Wobido, kamen die Schüler der Übergangsklasse an der Grundschule am Winthirplatz überhaupt nicht miteinander klar: „Diese Kinder kommen aus ganz verschiedenen Kulturen, aus Ländern wie dem Irak, dem Senegal, Vietnam oder Bulgarien. Da gab es viele Vorbehalte und Abneigungen und ganz unterschiedliche Vorstellungen von Toleranz und Verständnis.“ Zum Teil, so Wobido weiter, seien die Kinder, die allesamt einen Migrationshintergrund haben oder neu ins Land kamen und am Anfang kaum ein Wort Deutsch sprachen, mit „massiven Aggressionen behaftet“ gewesen. Heute ist davon kaum noch etwas zu spüren: „Plötzlich“, so Wobido, „können die Kinder miteinander“. Die Schüler hätten gelernt, einander zu vertrauen, und auch die deutsche Sprache gemeinsam erlernt – indem sie etwa aufeinander kletterten und eine Pyramide bildeten und gemeinsam einen Auftritt beim Sommerfest erarbeiteten.

Denn die 22 Schüler der Übergangsklasse nehmen seit Anfang des Jahres an dem LILALU-Modellprojekt „Bildung! Lernen! Spielend!“ teil, das vom Europäischen Integrationsfonds (EIF) gefördert wurde. In verschiedenen Workshops von Capoeira über Stunt bis zu Theatermalerei – an der Winthirschule sind es Akrobatik und Clownerie/Jonglage – stärken Grundschüler mit und ohne Migrationshintergrund ihre sozialen Kompetenzen (etwa Sprachkompetenz, Teamfähigkeit, Toleranz und Selbstvertrauen) sowie ihre Bildungs- und Bewegungskompetenzen. Die für die Schulen kostenlosen Kurse finden wöchentlich in zwei Schulstunden statt, vorwiegend in Ganztagesklassen. An jedem Kurs können bis zu 20 Kinder teilnehmen. Gemeinsam mit den Workshopleitern legen die sechs bis zehn Jahre alten Schüler inhaltliche Schwerpunkte und bereiten zum Abschluss des Schuljahres eine Aufführung vor.

An der Winthirschule zeigten die Kinder beim Sommerfest vergangene Woche eine akrobatische Vorführung mit menschlicher Pyramide und traten als jonglierende Clowns auf. „Wir würden das Projekt auch im nächsten Schuljahr sehr gerne fortsetzen“, sagt Wobido. „Die Kinder fragen schon, wann es weitergeht.“

Auch an der Grundschule an der Grafinger Straße, die überwiegend Kinder mit Migrationshintergrund besuchen, wünscht man sich eine Weiterführung des Modellprojekts: „Das wurde von den Schülern sehr gut angenommen“, sagt Konrektorin Barbara Hetzen­ecker. Der Andrang auf den Breakdance- und den Trampolinkurs war so groß, dass am Schluss das Los entscheiden musste: „Wir hatten jeweils eine Gruppe aus 20 Kindern, wir hätten in jedem Workshop aber auch 60 Kinder haben können.“

Artikel vom 05.08.2010
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