Der neue „Löwen“-Geschäftsführer ist da • Kommentar von Alfons Seeler

Fettnäpfchen lauern überall

Ein nicht ganz einfaches Amt tritt er an – Dr. Robert Niemann, der neue Geschäftsführer beim TSV 1860 München. Das dürfte er gewusst haben. Den Einstieg hätte er sich allerdings etwas leichter gestalten können. In einer Pressemitteilung ließ er Mitte der Woche zum Tod des ehemaligen Präsidenten Wildmoser erklären, er wolle „den Verein im Sinne von Karl-Heinz Wildmoser in eine positive Zukunft führen“.

Diese Aussage hat nicht wenige „Löwen“ irritiert, die mit dem Namen des Ex-Präsidenten vieles verbinden, nur sicher nicht den Wunsch, der Verein möge in seinem Sinne fortgeführt werden. Auch dem FC Bayern dürfte Niemanns Versprechen als Menetekel erscheinen.

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der – zuletzt in Frankfurt lebende – kosmopolitische Niemann den Münchner Fußball im Allgemeinen und die jüngere Geschichte des TSV 1860 München im Besonderen versteht. Bis dahin gilt es so manches Fettnäpfchen zu umschiffen, wenn er sich die Aufgabe als „Löwen“-Geschäftsführer nicht schwerer machen will, als sie ohnehin schon ist.

In Niemann werden von allen Seiten hohe Erwartungen gesetzt. Mitglieder und Fans des TSV 1860 erwarten eine Stärkung der Vereinsidentität und die Unabhängigkeit vom übermächtigen Nachbarn von der Säbener Straße. Dort wiederum wünscht man sich einen Vertragspartner, der pünktlich bezahlt und keine Schwierigkeiten macht. Sponsoren wünschen sich eine positive Medienpräsenz. Gesellschafter, Präsidium und Aufsichtsrat verlangen nach einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Die sportliche Leitung wünscht sich Spielraum für Verstärkungen. Dazu gieren die Presseberichterstatter nach Sprüchen, die man – wie im Fall Stoffers – dem Geschäftsführer später gegebenenfalls wieder um die Ohren hauen kann.

All dem innerhalb kürzester Zeit gleichrangig gerecht werden zu müssen, ist eine echte Herkulesaufgabe. Dass er den Job überhaupt angetreten hat, lässt vermuten, dass Robert Niemann kein Feigling ist. Die Grundvoraussetzung für einen „Löwen“ wäre damit gegeben. Ob ihm am Ende die Aufnahme in den weiß-blauen Olymp gelingt oder die ewige Verdammnis droht, werden die nächsten Monate zeigen.

Artikel vom 29.07.2010
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