Wind und Regen konnte 12.000 echte Löwen-Fans nicht vom Feiern abhalten

Giesing · Große Stadionsause zum 150. Geburtstag der Löwen

Bewegender Moment im Stadion: Allstars und Fanelf nehmen Aufstellung vor der Partie.  Foto: Hettich

Bewegender Moment im Stadion: Allstars und Fanelf nehmen Aufstellung vor der Partie. Foto: Hettich

Giesing · Löwen-Fans sind widerstandsfähig, äußerst kämpferisch, trotzen negativen Einflüssen besonders gut und lassen sich auch von einem teilweise orkan- artigen Dauerregen mitten im Juli nicht schrecken: über 12.000 Fans des TSV 1860 München zeigten am letzten Samstag erneut diese Tugenden und feierten bei strömendem Regen voller Begeisterung den 150. Geburtstag ihres Traditionsvereins.

Zentrale Stätten der großen Sause waren das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße mit vielen Party-Attraktionen und einem Jubiläumsfrühstück für die treuen Anhänger. Im Grünwalder Stadion kickten am frühen Nachmittag die All- und Altstars des TSV gegen eine »Maxi DSL Fan Elf« aus Anhängern und Mitgliedern, die per Fußballcasting zusammengestellt und vom früheren Löwendompteur Karsten Wettberg hervorragend trainiert wurde.

Ganz hat es für die Fanelf nach amateurfreundlichen 20 Minuten zwar nicht gereicht – aber das knappe 0:1 (Goldenes Tor der Altstars durch Florian Hinterberger nach schönem Flanken-Zuspiel von Daniel Borimirov) gereichte den reinen Amateur-Ballartisten aber zur Ehre. »Das Ergebnis war hier nicht so wichtig«, betonte auch Wettberg. Gespielt haben unter anderem Miki Stevic (Manager), Bernhard Winkler (Chef der U23-Nachwuchstruppe) oder Roland »Magic« Kneissl (Chef des Fanshops) ebenso wie Bernhard Trares, Holger Greilich oder der alte Abwehrrecke Thomas Miller.

Die Fans feierten die alten Helden wie die neuen. Denn Hoffnungsvolles gab es auch im Anschluss zu sehen. Die neue Zweitligatruppe von Trainer Rainer Maurer trotzte in einer ordentlichen Vorbereitungspartie den Erstligaprofis von Borussia Dortmund nicht nur ein 1:1 ab (Ludwig traf per Strafstoß für die Löwen (70.), da Silva traf für die Ruhrpottler zum 1:1 (81.) – es gab auch Lob von hoher Trainerstelle: »Die Löwen werden eine hervorragende Rolle spielen mit diesem tollen Kader in der nächsten Saison«, schätzte BVB-Coach Jürgen Klopp die Aussichten des Jubilars in der Spielzeit 2010 / 2011 ein. »Stark, wie Bierofka, Lauth und Ludwig auftreten«, meinte Klopp.

Das Spiel von Mittelfeldmotor Lovin beurteilte er sogar als »geil«. Eine Gefühlslage, die an diesem Tag auch angesichts anwesender alter Meisterlöwen von Fredi Heiß bis Bernd Patzke sicher viele Fans beschlich.

Stadion bleibt Hauptthema

Doch trotz aller frohen Gesichter zum Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten: die ungeklärte Frage der Stadionzukunft liegt den Löwen sehr im Magen. Die erste ganz klare Aussage zum Thema gab es bereits am Samstagmittag beim Jubiläumsmarsch von Hunderten Fans vom Trainingsgelände entlang einer von der Polizei gesperrten Grünwalder Straße zum Stadion. »Wir wollen zurück in die Heimat«, skandierten die Anhänger . Eine Stoßrichtung, die auch beim Verein »Freunde des Sechz-ger Stadions« um ihren ersten Vorsitzenden Roman Beer gut ankam. Die Freunde hatten sich pünktlich zum Jubiläum mit einem offenen Brief an das TSV-Präsidium gewandt. Neben dem Bedauern über den Rücktritt von Geschäftsführer Manfred Stoffers positionierten sie sich auch in der Stadionfrage klar.

Der eingeschlagene Weg eines Auszugs aus der Allianz Arena müsse auch unter neuer Geschäftsführung weiter bestritten und die Verhandlungen mit dem FC Bayern forciert werden. Ein Umzug ins Olympiastadion, so Beer und Co., könne freilich nur eine »Übergangslösung« sein. »Mittelfristig ist die Forcierung einses profitauglichen Ausbaus des Sechzger-Stadions die einzige.... sinnvolle Lösung«, ist im Papier der Stadion-Freunde zu lesen. Ein Appell, der aber offensichtlich bei der Vereinsspitze kein Gehör fand.

»Trotz aller Nostalgie muss man das Thema Grünwalder Stadion erst einmal zur Seite legen«, sprach Löwen-Vize Franz Maget am Rande der Jubiläumsspiele zur versammelten Medienszene. Derzeit liefen die Unterredungen mit den Roten, so Maget. Komplett machte das kontroverse Meinungsbild im Verein dann der bei den Fans so beliebte, frühere Abwehrkämpfer Thomas Miller. »Ein mit öffentlichen Gdern der Stadt finanziertes Stadion sollten beide Münchner Clubs nutzen – und die Sechziger nur so viel Miete wie andere Zweitligisten zahlen«, argumentierte Miller nach dem Allstar-Spiel. Apropos öffentliche Gelder. »Ohne 1860 hätte der FC Bayern den Bau der Arena nie von der Politik bewilligt bekommen«, so die Freunde des Sechzger-Stadions.

Eventuell von den Roten geforderte Zahlungen für einen Arena-Auszug seien deshalb abzulehnen. Wie eingangs erwähnt – trotz schwieriger äußerer Einflüsse wie dem Dauerregen am Samstag oder in der diffizilen Stadionfrage – Löwenfans sind äußerst widerstandsfähig und kämpferisch. Nicht umsonst kann der Traditionsverein auf eine stolze Geschichte von eineinhalb Jahrhunderten zurückblicken. Harald Hettich

Artikel vom 28.07.2010
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