1220. Geburtstag und Weißenseepark-Einweihung

Giesing · Giesing feiert

Den Auftakt der Feiern in Giesing bildete die Einweihung des Bahnhofsplatzes durch OB Christian Ude und der Künstlerin Alix Stadtbäumer.  Foto: Hettich

Den Auftakt der Feiern in Giesing bildete die Einweihung des Bahnhofsplatzes durch OB Christian Ude und der Künstlerin Alix Stadtbäumer. Foto: Hettich

Giesing · Der Stadtteil Giesing präsentiert sich in diesen letzten Julitagen als echte Feiermeile. Dabei liefert der jubilarisch als ­runder Ehrentag eher etwas ­ungelenk daherkommende 1220. Geburtstag von »Kysenga« in diesen Tagen weniger den Anlass für die mehrteilige Sause als jene prägenden baulichen Neuerungen, welche gerade Obergiesing an wichtigen Punkten neu erstrahlen lassen.

So verwundert es nicht, dass die offizielle Einweihung des runderneuerten Giesinger Bahnhofsplatzes nebst Bürgerfestes mit Freibier und reichlich Musik am vorvergangenen Wochenende mit Oberbürgermeister Christian Ude sowie das große Parkfest im ebenfalls neu strukturierten und umfangreichst umgestalteten Weißenseepark am 31. Juli nicht nur markante Feierfixpunkte, sondern auch neue stadtgestalterische Eckpfeiler in Giesing setzen und setzten.

Auch von gelegentlichen Regengüssen ließen sich beim großen Bürgerfest auf dem Bahnhofsplatz Mitte Juli die feierfreudigen Giesinger nicht aufhalten. Spürbar und wortreich vernehmbar war das Aufatmen der Menschen vor Ort nach Jahren der lärm- und schmutzreichen Dauerbelastung durch die Großbaustelle. Nach langem Planungswirrwarr und diversen Verzögerungen hat Giesing mit dem runderneuerten Bahnhofsplatz endlich ein neu strukturiertes Zentrum erhalten, auch wenn noch nicht alles ganz so ist, wie es einmal sein soll. Münchens Baureferentin Rosemarie Hingerl erntete so auch angesichts des rudimentären Grüns denn auch einige Lacher und Kopfschüttler, als sie bei ihrer Eröffnungsansprache »einen Hauch von botanischem Garten am Giesinger Bahnhof« erkannt zu haben glaubte, wächst das Grün doch bislang spärlich.

Indes: die Leistung vor Ort bleibt unbestritten. Für eine Baukostensumme von 4,96 Millionen Euro – davon rund 1,45 Millionen aus dem Säckel des Projektentwicklers Investa Immobiliengruppe – wurde einiges erreicht. Neben den Strukturverbesserungen am Verkehrskreuz vor Ort entstand ein Ge­sundheits- und Seniorenzentrum, ein Verbrauchermarkt und ein gänzlich neu konzipierter Bürgerplatz, an dessen östlicher Frontseite sich das 2004 eröffnete Kulturzentrum befindet. Im Umgriff entsteht auf rund 14.400 Quadratmetern rund um den Bahnhofsplatz derzeit das Projekt »Grüne Mitte Giesing« mit vielen Eigentumswohnungen. »Schon so manches Fest am Bahnhof gefeiert« habe er, so Udes augenzwinkernde Rückschau auf den Auszug der Bahn, verschiedene Interimsnutzungen und eigene Versuche im Schweiße des OB-Angesichts, dem alten Bahnhof Mauerwerk per Vorschlaghammer abzuringen. »Da hat man mir das Gerät in die Hand gedrückt und ich habe mit letzter Kraft 30 bis 40 Mal angesetzt – und nichts ist passiert«, ließ er das Feiervolk über seine eigenen Erfahrungen »am äußerst widerstandsfähigen Bahnhofsgebäude« wissen. Überhaupt mache Giesing »immer dann von sich reden, wenn historisches abgerissen« werde so Ude mit Verweis auch auf die publikumswirksame Sprengung des Agfabüroturms an der Tegernseer Landstraße.

Doch das Münchner Stadtoberhaupt konnte sich ebenfalls wie die Bürger davon überzeugen, dass auch etwas neu entstanden ist – zeitgemäße Quartierszentrumsarchitektur, von funktionell bis durchaus kreativ. Ein Zentrum, in dessen Kern auch ein neues Wahrzeichen prangt. Ude und Hingerl zusammen mit der Münchner Künstlerin Alix Stadtbäumer lüfteten ein bis zum Bürgerfest unter Verschluss gehaltenes Skulpturengeheimnis. »Sophora Sophia« heißt jener Aluminiumguss, der die ästhetische Faszination der Schnurbaumfrucht symbolisieren soll und in der Dunkelheit weithin grün leuchtet. Die Skulptur kam gut an – Kritik am neuen Platzensemble brachten jedoch einige Senioren an. »Die Sitzgelegenheiten sind zu wenig und vor allem hätte man sie nicht in Reih und Glied, sondern kommunikativer rund anbringen können«, meinte eine ältere Dame beim Rundgang.

Ausgefeiert ist deshalb noch lange nicht. Denn auch der runderneuerte Weißenseepark mit vielen neuen Spiel­attraktionen, neu arrangierten Bereichen für Jugend bis Senioren, Themengärten und Biotopen sowie ebenso neu arrangierten Wegeverbindungen und Liegewiesen soll umfangreich am 31. Juli befeiert werden. Das Parkfest am kommenden Samstag wird vom örtlichen Bezirksausschuss zusammen mit dem Baureferat der Stadt veranstaltet. Nach reichlich Begrüßungsworten ab 14 Uhr steigt dann eine fröhliche Achtstundensause. Mit von der Partie sind der Giesinger Männerchor, ein attraktives Kinderprogramm aus der Planungsfeder der Spiellandschaft Stadt, musikalischen Erzählungen für Kinder und Junggebliebene, Informationen für Behinderte, bayerischer Blues und eine Lesung mit Roland Astor und Claus Obalski.

Weitere Höhepunkte: Clownereien, eine bayerische Lesung von Roland Astor und Claus Obalski – dazu Reggae, HipHop und viel Funk, Soul und Blues verschiedener Interpreten. Vor allem aber bietet sich den Giesingern die Möglichkeit, Obergiesings größte, zusammenhängende Grünanlage nach dem Neuarrangement nach Herzenslust zu erkunden und zu erschnuppern. Bei schlechtem Wetter muss das Fest allerdings ausfallen. Näheres ist in diesem Fall unter Telefon 6 90 09 77 zu erfahren.

Harald Hettich

Artikel vom 27.07.2010
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