Feldkirchen führt kommunale Verkehrsüberwachung ein

Feldkirchen · Raser ausgebremst

Im Gemeinderat von Feldkirchen hofft man, dass Geräte wie diese die Schnellfahrer zur Vernunft bringen werden. Foto: eso-Elektronik

Im Gemeinderat von Feldkirchen hofft man, dass Geräte wie diese die Schnellfahrer zur Vernunft bringen werden. Foto: eso-Elektronik

Feldkirchen · Auf den Feldkirchner Straßen wird viel zu schnell gefahren. Entsetzt nahmen die Gemeinderäte bei ihrer jüngsten Sitzung das Ergebnis von Probemessungen zur Kenntnis, die von der Gesellschaft für kommunale Verkehrssicherheit (GKVS) durchgeführt wurden.

Danach sind auf manchen Straßen bis zu 90 Prozent der Autofahrer zu schnell unterwegs. Diese Raserei soll nun ein Ende haben. Einstimmig hat sich der Gemeinderat für die Einführung einer kommunalen Verkehrsüberwachung ausgesprochen. Bürgermeister Werner van der Weck: »Im Rathaus gehen immer wieder Beschwerden ein, dass zu schnell gefahren wird. Die Bürger fordern uns auf, etwas zu unternehmen.« Dabei wolle er aber »die Feldkirchner nicht mit einem Überwachungsstaat überziehen«.

Die Situation in Feldkirchen ist tatsächlich dramatisch, wie Reinhard Spatz von der GKVS dem Gemeinderat berichtete. In einer Tempo-30-Zone habe man den Schnells­ten mit 112 Stundenkilometer ertappt, bei vorgeschriebenen 50 km/h hatte ein Raser mindestens 133 auf dem Tacho. »Und das war nicht mitten in der Nacht, sondern mittags, wenn die meisten Schüler heimgehen«, betonte Reinhard Spatz. Nur durch regelmäßige Messungen zwinge man die Verkehrssünder, den Fuß vom Gas zu nehmen. »Jeder, der weiß, dass es ihn treffen kann, fährt langsamer.« Er dämpfte allerdings allzu hohe Erwartungen. Nach etwa anderthalb bis zwei Jahren stellten sich erste Erfolge ein. Wer schneller fährt als erlaubt, muss mit Verwarnung, Bußgeld und Punkten in Flensburg rechnen. »Das ist wie ein Strafzettel von der Polizei.«

Wann, wo und wie häufig gemessen wird, bestimme alleine die Gemeinde, so der GKVS-Geschäftsführer. Die Gesellschaft stellt dazu die Messtechnik, geschulte Fachleute und bei Bedarf auch einen Verwaltungsfachmann zur Verfügung. Abgewickelt wird das Verfahren im Rathaus. Seine Gesellschaft dürfe auch nicht erfahren, ob und wie viel die Ertappten auf das kommunale Konto einbezahlt haben. Die Dienstleistung kostet die Gemeinde 200.000 bis 500.000 Euro im Jahr, je nach Häufigkeit der Messungen – laut Spatz ein durchlaufender Posten. »Die Kosten werden durch die Einnahmen gedeckt, mit einer großen schwarzen Null unterm Strich.« Den Gemeindehaushalt könne man damit also nicht sanieren, warnte er.

»Die Gemeinde bleibt Herrin des Verfahrens«, fasste Bürgermeister van der Weck zusammen. »Wenn alle vorschriftsmäßig unterwegs sind, dann fahren wir die Einsätze halt zurück.« Damit überzeugte er auch bisherige Skeptiker. Die Polizei alleine kann die notwendigen Kontrollen nicht leisten, hieß es aus dem Gremium. Und man wolle nicht schuld sein, wenn eines Tages ein Raser einen schweren Unfall verschuldet.

cs

Artikel vom 27.07.2010
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