In den 70er-Jahren siedeln sich Unternehmen an, aber die Infrastruktur lässt zu wünschen übrig

1970er-Jahre · Nur graue Wohnblöcke – Einwohner finden kaum ihr Zuhause

»Blick auf Neuperlach« – Zeichnung des Neuperlacher Künstlers Wolfgang Niesner. Foto: G. Bucholtz

»Blick auf Neuperlach« – Zeichnung des Neuperlacher Künstlers Wolfgang Niesner. Foto: G. Bucholtz

Neuperlach · Uwe Mallue, der SPD-Ortsvereinsvorsitzender von 1969 bis 1979 war, erinnert sich: »Neuperlach war eine große Baustelle inmitten riesiger landwirtschaftlich genutzter Flächen auf der Gemarkung Perlach. Der Beschluss der Stadt München, dort eine Trabantenstadt zu errichten, beruhte vor allem auf einer äußerst problematischen Wohnungsnot.

Mit kleineren Wohnungsbauten war dieses Problem nicht zu lösen. Das Areal war wegen der Größe, der relativen Nähe zur Innenstadt und der landwirtschaftlich nicht besonders ertragreichen Situation gut für dieses Großprojekt geeignet. Einziger Nachteil waren die Flugschneisen des nahen Flughafens, dessen Verlegung sich um viele Jahre verzögerte«. In den Wohnblöcken wurde das anders empfunden: »In den 70er-Jahren war hier kein Baum, die Wege waren auch noch nicht fertig, nur die Wohnblöcke standen da, alles war grau. Man hat erzählt, die Kinder fänden nicht mehr nach Hause, weil alles gleich aussähe. Später haben wir uns über jeden Trampelpfad gefreut, weil die inzwischen angelegten Wege eckig waren. Inzwischen hat sich Neuperlach sehr gut entwickelt und ist freundlicher im Aussehen geworden«, erzählt Friederike Niesner, die Frau des 1994 verstorbenen Künstlers Wolfgang Niesner. Am 2. Februar 1972 gibt der Stadtrat dem neuen Stadtteil den Namen Neuperlach. Fortan gibt es Perlach, Neuperlach und Waldperlach. 1972 baut George M. Rickey die »Raumspindel Space Churn«. Die Edelstahlplastik wurde schnell zum Stadtteilsymbol, das die Neuperlacher liebevoll »Perlach Mobile« nennen. 2006 schenkte es die WSB der Stadt, damit das Kunstwerk in Perlach verbleibt. Am 20. Juni 1974 wird das Sozialzentrum der Arbeiter Wohlfahrt (AWO) eingeweiht, am 28. Juni 1974 findet die Grundsteinlegung für den »Wohnring« mit 1.600 Wohneinheiten in Neuperlach-Mitte statt. 1978 wird das Forschungs- und Verwaltungszentrum der Siemens AG Standort Neuperlach-Süd – »Legoland« genannt – von 3.300 Mitarbeitern bezogen. Hier sollen chemische und physikalische Phänomene erforscht werden, wie Entwicklung und Konzeption von Datenverarbeitungssystemen, die weltweit anerkannt sind. Für die in Neuperlach entwickelte Piezo-Einspritztechnik bei Diesel- und Benzinmotoren erhielt am 11. November 2005 ein Forscherteam um Prof. Hans Meixner den Deutschen Zukunftspreis. Die Piezo-Technik ermöglicht eine gezieltere Dosierung des Kraftstoffs, was Treibstoffverbrauch und Emissionen deutlich senkt.

60 Jahre Geburtstag und alle Münchner Wochenanzeiger feiern mit

Artikel vom 23.07.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...