Zerstörerischer Sturm Wibke – Haar ist Vorreiter beim Thema Energie

1990er-Jahre · Umweltbewusst und nachhaltig

1990 fegt Sturm Wibke über Haar hinweg und richtet schwere Verwüstungen an. Foto: Gemeinde Haar

1990 fegt Sturm Wibke über Haar hinweg und richtet schwere Verwüstungen an. Foto: Gemeinde Haar

Haar · 1990 folgte die nächste Unwetter-Katastrophe: Am 1. März fegte Sturm Wibke über Deutschland und zerstörte den gesamten Eglfinger Wald oder das, was von ihm noch vorhanden war. Seitdem steht der Wasserturm völlig frei.

In den 90er-Jahren überschritt man mit der Bebauung des »Eglfinger Feldes« erstmals die magische Grenze »Bahnlinie«. Der Ort Eglfing war schon längst mit dem Bau des Krankenhauses 1905 verschwunden, aber nun lebt der Name weiter in dem Haarer Siedlungsgebiet. Das Gewerbegebiet, das 1994 bezogen wird, bringt neuen Aufschwung, ein Sport- und Freizeitpark entsteht und weitere Wohnungen. In den 90er-Jahren entsteht auch ein verstärktes Umweltbewusstsein. Auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro wird ein Katalog ökologischer Maßnahmen für den Umweltschutz entwickelt, die Agenda 21. Allerorten entstehen Arbeitsgruppen, die »Lokalen Agenda 21«. Die Gemeinde Haar jedoch war in Sachen Umwelt schon immer Vorreiter. Schon 1991 beschäftigt sie eine Umweltreferentin, 1996 übernimmt Michael von Ferrari dieses Amt, das er bis heute bekleidet. Als dritte Gemeinde im Landkreis führte Haar 1997 die Bio-Tonne ein, 1998 wird auf dem Maria-Stadler-Haus eine Fotovoltaikanlage installiert. Immer wieder fordert das Umweltreferat der Gemeinde seine Mitbürger auf, Müll zu vermeiden, Energie zu sparen oder andere umweltrelevanten Dinge zu beachten – so beispielsweise am 3. September 1999, als Michael v. Ferrari über die Presse mahnte, das Auto nur in der Waschanlage waschen zu lassen und es nicht selbst im Hof zu reinigen. »Dabei versickert Waschwasser mitsamt Pflegechemikalien, Öl- und Schmutzresten ungeklärt im Boden und belastet damit das Grundwasser. Da Haar und die nördlich davon gelegenen Gemeinden ihr Trinkwasser aus dem Grundwasser gewinnen, kommt das einer Brunnenvergiftung gleich. Insbesondere Motorwäschen und die Verwendung von Kaltreinigern sollten daher unterbleiben«, heißt es in der Mitteilung. Ein besonderes Ereignis ist die Abreise der Salmdorfer Pieta im Jahr 1994. Das 1340 aus Pappelholz geschaffene Werk zählt zu den ältesten Darstellungen der Beweinung Christi. »Man kann deutlich sehen, dass das Gesicht Marias vor Schmerz verzerrt ist«, erklärt Pfarrer Albert Schamberger. Von 1994 bis 2003 wird die Figur im Landesamt für Denkmalpflege restauriert wird. Bevor sie nach Haar zurückkehrt, wird sie im April 2003 zunächst in einer Sonderausstellung in Freising präsentiert. Im September 2003 erstrahlt sie schließlich wieder in neuem Glanz und ihr zu Ehren wird ein großes Rückkehrfest mit Festgottesdienst in der Kirche Mariä Himmelfahrt gefeiert. Die Pieta war Mitte des 15. Jahrhunderts nach der Vertreibung der Juden aus München in der so genannten Gruftkirche im Münchner Marienhof, der einstigen Synagoge, aufgestellt worden. Maria, die Unbefleckte, sollte den Ort reinigen, den angeblichen »jüdischen Ungeist« vertreiben.

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Artikel vom 23.07.2010
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