1964 feiert Ramersdorf 100 Jahre Eingemeindung nach München

1960er-Jahre · Ausbau des Innsbrucker Rings

Baustelle Innsbrucker Ring um 1960. Foto: AK Stadt.

Baustelle Innsbrucker Ring um 1960. Foto: AK Stadt.

Ramersdorf · Um das Jahr 1960 bekommt Ramersdorf mit dem Ausbau des Innsbrucker Rings vor allem die Kosten der »autogerechten« Stadt zu spüren. Friedrich Huber, der die Oberschulzeit im Internat verbrachte und nur einmal im Monat nach Hause kam, erinnert sich: »Als ich aus der Trambahn ausgestiegen war und vor einem riesigen Kieshaufen stand, dachte ich, ich sei falsch. Zum Glück habe ich die Kirche gesehen und gewusst, da muss ich irgendwo wohnen.«

In den schönen Häusern dort herrscht reges Leben. »Es gab den Metzger, das Textilgeschäft, die Post, einen Juwelier, die Töpferin, zu der die Kinder immer gingen, den Schuster Hallmeier und den Schmied Eder. Ich musste immer an ´Meister Eder und seinen Pumuckl denken. Und es gab die Fahrschule mit einem Übungsplatz und natürlich das Metro-Kino gegenüber dem Alten Wirt«, ergänzt seine Frau Ingrid Huber. Da von der Trambahnschleife aus Busse ins südliche Umland abfuhren, »fuhren die Leute mit der Trambahn hierher, kamen während der Wartezeit in die Geschäfte zum Einkaufen und fuhren weiter. Die Busse fuhren ja nicht wie heute alle zehn oder 20 Minuten. Das waren gute Zeiten für Händler«, erinnert sich ihr Mann, der die Bäckerei leitete. Im September 1961 wurde der Neubau der Kindertagesstätte an der Führichstraße eingeweiht. Rektor Brauchle, ab Mai 1960 zweiter Bürgermeister Münchens, hatte sich sehr dafür eingesetzt. Im Hause waren jetzt fünf Schulen beheimatet: Die katholische Knaben- und Mädchenschule, die evangelische Schule, eine Gemeinschaftsschule und eine Sonderschule. »Wir fühlten uns wie im Himmel im eigenen Haus«, erinnert sich Lolle Böhlke. Im April 1964 zog die evangelische Bekenntnisschule an den Echardinger Grünstreifen. Zwischen 1966 und 1969 erfolgte eine gründliche Renovierung der Führichschule, die 1968 neu eingeteilt wurde: in zwei Grundschulen und die Hauptschule. Am 1. Januar 1964 feiert Ramersdorf 100 Jahre Eingemeindung nach München. Am Abend des 24. Oktober begrüßten einige tausend Menschen auf dem Platz vor der Ramersdorfer Kirche Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel zur Feier. Der damalige Bezirksausschuss-Vorsitzende Hans Rattenhuber überreichte Vogel einen in Altkupfer getauchten Ziegelstein, das Symbol von Alt-Ramersdorf. 1964 hat Ramersdorf 36.000 Einwohner. 20.000 Menschen arbeiten hier vor allem in der Industrie. Rund zwei Drittel davon wohnten außerhalb des Stadtbezirks. Ihr Zustrom verursachte große Verkehrsprobleme, was bei einigen Betrieben zur Staffelung der Arbeitszeit führte, insbesondere bei den 11.000 Beschäftigten von Siemens. 1964 wird die evangelisch-lutherische Rogatekirche in der Bad-Schachener-Straße erbaut. Seit 1964 wird die so genannte »Ami-Siedlung« von den Amerikanern verlassen und von der GEWOFAG und Siemens für Staatsbediensteten-Wohnungen genutzt, nachdem man die größeren Wohneinheiten geteilt hatte. Von Mai 1949 bis 1950 war die »Ami-Siedlung« für amerikanische Besatzungskräfte entstanden. Am 6. November 1967 eröffnet der Freistaat Bayern die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in der Frankenthaler Straße 23 beim Giesinger Bahnhof. Damals die einzige ihrer Art in der Bundesrepublik. Weltberühmte Filmemacher wie Wim Wenders, Doris Dörrie oder Bernd Eichinger lernten ihr Handwerk hier. Am 3. Juli 2009 war Richtfest für den Neubau der HFF neben der Alten Pinakothek. Geplant ist, dass die HFF nächstes Jahr von Ramersdorf weg in die neuen Gebäude zieht.

60 Jahre Geburtstag und alle Münchner Wochenanzeiger feiern mit

Artikel vom 23.07.2010
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