„Bayer mit Leib und Seele auch ohne Tracht“ Schauspieler Sepp Schauer über „Sturm der Liebe“ und die echte bayerische Lebensart

München · Meet and Greet – SamstagsBlatt-Leser treffen Sepp Schauer

„Aktiver Bayer“ sei er, sagt Sepp Schauer, wie seine Rolle des beliebten Portiers Alfons Sonnbichler. Foto: ARD

„Aktiver Bayer“ sei er, sagt Sepp Schauer, wie seine Rolle des beliebten Portiers Alfons Sonnbichler. Foto: ARD

München · Ein Volksschauspieler im besten Sinne, das ist Sepp Schauer, den man aus vielen beliebten bayerischen Kultfilmen und -serien kennt wie „Wer früher stirbt ist länger tot“, diversen „Tatorten“, „Komödienstadln“ oder „Bulle von Tölz“. Derzeit steht Schauer, der am 5. Juli seinen 61. Geburtstag feierte, fast täglich vor den „Sturm der Liebe“-Kameras.

Seit fast fünf Jahren ist Schauer bei der ARD-Serie (Montag bis Freitag, 15.10 Uhr) mit von der Partie, von Folge 1 an, seit der Erstausstrahlung am 26. September 2005. Knapp 50.000 Fans wählten ihn bei einem Online-Voting 2009 zum beliebtesten Schauspieler der Telenovela, übrigens Europas erfolgreichster. Schauer verkörpert darin Alfons Sonnbichler, der liebenswerte und stets diskrete Portier im Fürstenhof. Wir sprachen mit dem gebürtigen Sendlinger über das Erfolgsgeheimnis von „Sturm der Liebe“, die wahre bayerische Lebensart und seine Entdeckungen im Münchner Umland.

Traumhochzeit bei „Sturm der Liebe“ – Was ist das?

Das aktuelle Hauptpaar Sandra Ostermeyer (Sarah Stork) und Lukas Zastrow (Wolfgang Cerny) gibt sich am 4. August das Ja-Wort – auch wenn die Hochzeit am Mittwoch, 4. August, in Folge 1.116 nicht ganz reibungslos abläuft. Nach ihrer Märchenhochzeit verlassen Sandra und Lukas den „Fürstenhof“ in Richtung tschechisches Riesengebirge, um dort ein Ökohotel aufzubauen. Das Liebeskarussell in „Sturm der Liebe“ dreht sich aber munter weiter: Kindermädchen Eva Krendlinger (Uta Kargel) und Sternekoch Robert Saalfeld (Lorenzo Patané) rücken ab 6. August in den Mittelpunkt der Geschichten.

Münchner SamstagsBlatt: Fünf Jahre „Sturm der Liebe“ und Sie sind von Anfang an dabei. Sind Sie nicht selbst etwas erstaunt über diesen Erfolg?

Sepp Schauer: Als wir im August 2005 mit dem Drehen begonnen haben, sind wir von 100 Folgen ausgegangen. Vier bis fünf Wochen nach Sendestart gab es die erste Verlängerung, und dann ging es mit den Zuschauerzahlen weiter steil bergauf, heute sind wir bei weit über 1000 Folgen.

Münchner SamstagsBlatt: Nach fünf Jahren wirklich noch kein Überdruss an der Rolle des „Alfons“?

Sepp Schauer: Natürlich ist es schön, verschiedene Rollen zu spielen, die man im Leben so nicht erlebt. Aber es ist auch schön, einer Figur wie dem „Alfons“ über lange Zeit eigene Facetten zu geben. So konnte ich auch mal zeigen, dass der Alfons, der eine positive Figur ist, manchmal auch etwas spinnt: etwa als er glaubte, todkrank zu sein.

Münchner SamstagsBlatt: Sie wurden von den Zuschauern 2009 zum beliebtesten Schauspieler der Serie gewählt. Was ist Ihr „Erfolgsgeheimnis“?

Sepp Schauer: Damit hab ich wirklich nicht gerechnet, ich dachte, das wird einer der jüngeren Kollegen. Aber ich habe diese Ehre sehr genossen. Die Beliebtheit liegt sicher an der Figur Alfons, die Sympathie der Rolle. Der Alfons ist immer für andere da, ein ganz Gerader, erdig, nicht abgehoben. Und jeder Schauspieler gibt seiner Rolle natürlich auch ein eigenes Gesicht. Zudem ist der Alfons ein Bayer, ganz aktiv, so wie ich. Und all das scheint den Zuschauern zu gefallen.

Münchner SamstagsBlatt: Was meinen Sie mit aktiver Bayer?

Sepp Schauer: Dass ich mit Leib und Seele Bayer bin, auch ohne Tracht zu tragen. Ich mag die echte bayerische Lebensart. Etwa beim aktuellen Thema Nichtraucherschutz, der jetzt nochmal verschärft wird. Ich bin Nichtraucher mein Leben lang, aber das regt mich total auf, das widerspricht der bayerischen Lebensart so sehr, alles vorzuschreiben – von wegen die vielbeschworene bayerische Freiheit! Und noch was: Wir reden anders, und das finden die meisten auch positiv, aber wir gelten trotzdem oft noch als Deppen.

Münchner SamstagsBlatt: Gab es da nicht einen Wandel, nicht zuletzt durch die Filme und Serien, in denen Sie auch zu sehen sind?

Sepp Schauer: Ich seh da keinen großen Wandel. Aber durch solche Filme entsteht vielleicht eine größere Akzeptanz. Leider aber wird man immer noch ab und zu belächelt, wenn man Dialekt spricht. Für Kinder ist es aus beruflicher Sicht natürlich wichtig, Hochdeutsch zu sprechen, trotzdem sollte der Dialekt nicht „abtrainiert“ werden. Das ist auch beim Alfons machmal so: Dann heißt es, der Alfons, der weiß das halt nicht, und er wird als dümmer hingestellt als er ist. Also, da mache ich mich dann bei den Drehbuchautoren für den Alfons stark – meistens mit Erfolg, und dann wird nachjustiert.

Münchner SamstagsBlatt: Und wie ist das bei Ihnen mit dem Bairisch?

Sepp Schauer: Ich bin in der Lage so zu sprechen, dass man mich überall versteht, aber den Bayern hört man bei mir immer durch – die Rolle des Hamburger Reeders werde ich nicht mehr spielen, damit hab ich mich abgefunden... Meine Schauspiellehrerin in den Anfangsjahren meinte, ich muss nach Hamburg oder Berlin gehen, um meinen Dialekt zu verlieren. Aber was soll ich da? In München wollen mich die Leute sehen!

Münchner SamstagsBlatt: Wie läuft der Dreh von „Sturm der Liebe“ ab und was ist wichtig für diese Arbeit?

Sepp Schauer: Wir drehen normalerweise fünf Tage die Woche, ein Drehtag geht von 9 bis 20 Uhr. Um 8 sitzt man in Maske und Garderobe. Zu diesem Job gehört viel Handwerk und Disziplin, den Text zu lernen und nicht an die Möbel zu stoßen…. Aber im Ernst: Man muss sehr gut vorbereitet in seine Szene gehen, denn es ist relativ wenig Zeit pro Szene. Die wird mit einem Coach besprochen, dann eine Probe, eine Generalprobe, dann der Dreh, ein straffes Programm. Auch was den Text angeht. Pro Woche sind 50 bis 70 Seiten Text zu lernen. Das mache ich am Wochenende oder nach dem Dreh am Abend. Den Text für Montag pauke ich etwa am Sonntag, den für Dienstag lese ich dann auch schonmal an. Vor ein paar Tagen habe ich einen Schulfreund getroffen, den ich 40 Jahre nicht mehr gesehen habe und der zufällig in München war. Um viertel nach zehn abends war ich daheim und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich noch nicht gelernt hatte.

Münchner SamstagsBlatt: Bleibt Ihnen noch Zeit für andere Rollen?

Sepp Schauer: Für große Projekte im Moment nicht, ich habe aber vor Kurzem in einem Münchner Tatort mitgespielt und drehe im Herbst eine Uta-Danella-Verfilmung. Dass der Alfons mal vier Wochen weg ist, das geht nicht, da hat die Produktion wenig Interesse daran. Mit Hans Schuler und meiner Lebensgefährtin Corinna Binzer trete ich in zwei Tschechows auf Bairisch auf, die Markus H. Rosenmüller inszeniert hat, übrigens noch vor „Wer früher stirbt ist länger tot“. Das spielen wir immer, wenn wir Zeit haben, das nächste Mal im Oktober im Kubiz in Unterhaching. Außerden bin ich als Münchner Grantler in der kabarettistisch-musikalischen Lesung „Münchner Sturmwarnung“ im Herbst unterwegs.

Münchner SamstagsBlatt: München im Sommer. Was machen Sie jetzt so in Ihrer Freizeit?

Sepp Schauer: An meinen drehfreien Tagen im August mach ich eine kleine Reise vom Gardasee über Slowenien nach Wien und spiele jeden zweiten Tag Golf. Mein Tipp für Ausflüge ins Münchner Umland ist, im Umkreis von 50 Kilometern mal nicht auf der Autobahn zu fahren, sondern auf kleinen Straßen – da stößt man auf zauberhafte Wirtshäuser, mit herrlicher Brotzeit im idyllischen Biergarten, etwa der Moarwirt in Hechenberg, da gibt es einen Ausblick zum Niederknien, oder Kleinhöhenrain, wo das Wirtshaus tatsächlich in der Straße „Zur schönen Aussicht“ steht. An solchen Orten trifft man mich immer wieder mal, ich bin viel mit dem Motorrad unterwegs. Auch durch „Sturm der Liebe“ habe ich schon schöne Orte entdeckt, etwa ein Plätzchen in Peretshofen, wo wir manchmal Außenszenen drehen.

Michaela Schmid

Artikel vom 14.07.2010
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