Qualifizierte Tagesmütter gesucht

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · Betreuungsangebot erweitern

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · »Das ist ein brillantes Konzept. Das kann doch nicht wahr sein. Wo ist da der Haken?«, wunderte sich Gemeinderat Ulrich Bug (UB) in der jüngsten Sitzung des Hauptverwaltungsausschusses bei der Vorstellung des »Kindertagespflegeprojekts für den Landkreis München-Südost« durch »Das Tollhaus e.V.«. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) und Geschäftsleiter Manfred Stein bestätigten übereinstimmend, dass es bei dieser alternativen Form der Kinderbetreuung durch qualifizierte Tagesmütter keinen Haken gebe.

»Wir haben uns bei Herrn Prochaska vom Kreisjugendamt rückversichert«, bekräftigte Stein. Gemeinderätin Mindy Konwitschny (SPD) sah vor allem beim Preis einen Haken. Für diese Kindertagespflege müssten Eltern mit zirka 540 Euro monatlich deutlich mehr Geld zahlen als für einen Krippenplatz, der etwa 350 bis 400 Euro koste.

Doch am Ende war das Gremium einstimmig für die Erweiterung des kommunalen Kinderbetreuungsangebots. Es empfahl dem Gemeinderat, die Bürgermeisterin zum Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit dem Ottobrunner Tollhaus zu ermächtigen. Voraussichtlich ab 2011 wird dann die Tagespflege zunächst für zehn Kinder als Ergänzung zu Kindergarten, Krippe und Hort angeboten werden.

Die beiden Vertreterinnen des Tollhauses, Diplom-Pädagogin Cornelia Gollwitzer und Katharina Adelberg, hatten das Kindertagespflegeprojekt vorgestellt und mit vielen Zahlen untermauert. Das Tollhaus ist Kooperationspartner des Kreisjugendamtes sowie bislang der Gemeinden Ottobrunn, Neubiberg, Hohenbrunn und Putzbrunn. Seine Angebotsschwerpunkte sind die Aus- und Fortbildung von Tagesmüttern/-vätern sowie deren Vermittlung. Weiterhin gehört die Qualitätssicherung bei der Betreuung dazu, wobei im Krankheitsfall einer Tagespflegeperson eine Ersatzbetreuung gestellt wird. Von den derzeit 130 qualifizierten Tagesmüttern im Umkreis kommen etwa 24 vom Tollhaus, die zusammen rund 100 Kinder betreuen. Die Erlaubnis zur Tagespflege erteilt das Jugendamt. Sie gilt für die gleichzeitige Betreuung von maximal fünf Kindern. Voraussetzung dafür sind das Vorhandensein kindgerechter Räume sowie die persönliche Eignung und die fachliche Aus- und Fortbildung der Tagespflegeperson. Für die Kindertagespflege, die besonders für Kinder bis zum dritten Lebensjahr geeignet ist, müssen die Eltern zwar mehr zahlen als für einen Krippenplatz. Doch sie hat den Vorteil, dass sie sehr familienähnlich ist. Dabei können die Eltern eine Tagesmutter wählen, die ihren eigenen Betreuungs- und Erziehungsvorstellungen am ehesten entspricht.

Während Gemeinderätin Konwitschny meinte, das Angebot sei kein Ersatz für die durchgängige Betreuung, wie sie ein Kinderhaus mit Krippe, Kindergarten und Hort biete, machte sich Gemeinderätin Andrea Hanisch (CSU) stark dafür. Sie führte das Beispiel ihrer Schwiegermutter an, die vor vielen Jahren Tagesmutter gewesen sei. Ihre Tageskinder hätten sich bei ihr so geborgen gefühlt, dass sie auch während der Schulzeit noch zu ihr gekommen seien und sie Jahre später immer noch besucht hätten. Das sei eine ganz tolle Sache gewesen, die allen Beteiligten gefallen habe. Hanisch ging davon aus, dass das bei den qualifizierten Tagesmüttern von heute sicher auch der Fall sei.

Für die Gemeinde hat die Kindertagespflege, die vom Landratsamt mitgefördert wird, einen erheblichen Kostenvorteil gegenüber der Kinderkrippe. Laut Gollwitzer muss die Gemeinde pro Jahr für zehn Tagesbetreuungen mit vier Vollzeitkindern (wöchentlich 40 Stunden) und sechs Teilzeitkindern (wöchentlich 20 Stunden) 15.114 Euro aufbringen gegenüber 23.237 Euro für zehn Krippenplätze. Außerdem gibt das Kindertagespflegekonzept den Müttern vor Ort die Chance, sich zu qualifizieren und als Tagesmutter Geld zu verdienen, während ihre eigenen Kinder noch klein sind. Dazu meinte Adelberg: »Wir nehmen mit Handkuss jede Tagesmutter, die ihren Job gut macht«.

Die Rathauschefin hoffte derweil, dass die sechs Tagesmütter, die es bereits in der Gemeinde gibt, dem Projekt angegliedert werden können. Jedenfalls müsse nach dem Beschluss durch den Gemeinderat eine Akquise von Tagesmüttern anlaufen.

esm

Artikel vom 14.07.2010
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