Die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Deutschland sind 2021 im Vergleich zum Vorjahr im bundesweiten Durchschnitt um 2,5 Prozent gestiegen. Der Vergütungsanstieg lag damit in etwa auf dem Vorjahresniveau (2,6 Prozent) fiel aber deutlich schwächer aus als in den Jahren vor Beginn der Coronapandemie. Die Auszubildenden erhielten 2021 im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre tarifliche Vergütungen in Höhe von 987 Euro brutto im Monat. Für Auszubildende in Westdeutschland ergab sich mit 989 Euro ein leicht höherer Durchschnittswert als für ostdeutsche Auszubildende mit 965 Euro. In Ostdeutschland wurden somit 98 Prozent der westdeutschen Vergütungshöhe erreicht.
Dies sind die zentralen Ergebnisse der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2021 durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Seit 1976 wertet das BIBB die tariflichen Ausbildungsvergütungen jährlich zum Stichtag 1. Oktober aus. In die Berechnung der Durchschnittswerte für Gesamtdeutschland sowie für Ost- und Westdeutschland fließen alle Ausbildungsberufe ein, für die Daten zu tariflichen Ausbildungsvergütungen vorliegen. In der BIBB-Datenbank „Tarifliche Ausbildungsvergütungen“ ( www.bibb.de/ausbildungsverguetung ) werden Durchschnittswerte für 173 Berufe in West- und 115 Berufe in Ostdeutschland ausgewiesen.
Zwischen 2012 und 2019 waren mit Ausnahme des Jahres 2017 stets Anstiege von deutlich über drei Prozent zu verzeichnen. Während der Coronapandemie wurden Tarifverhandlungen teilweise verschoben. Häufig standen auch die Beschäftigungssicherung und die Abmilderung der Folgen der wirtschaftlichen Einschränkungen stärker im Blickpunkt als Lohnsteigerungen. Dies hatte eine dämpfende Wirkung auf die Höhe der Tarifabschlüsse. Zugleich kam es durch den Rückgang bei der Zahl der Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen 2020 zu Verschiebungen in der Zahl der Auszubildenden in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie zwischen weniger und stärker von der Pandemie betroffenen Branchen.
Bei der Durchschnittsberechnung über alle Ausbildungsjahre haben daher zum Beispiel Auszubildende im zweiten bis vierten Ausbildungsjahr ein höheres Gewicht als in den Vorjahren. Je nach Ausbildungsberuf zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe. Die im gesamtdeutschen Durchschnitt höchsten tariflichen Ausbildungsvergütungen wurden im Beruf Zimmerer/Zimmerin mit monatlich 1.251 Euro gezahlt. In insgesamt 17 Berufen lagen die tariflichen Vergütungen im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre über 1.100 Euro. Hier finden sich vor allem Berufe aus dem Baugewerbe wie Maurer/-in (1.196 Euro) oder Straßenbauer/ in (1.177 Euro), aber auch kaufmännische Berufe wie Bankkaufmann/-frau (1.138 Euro) oder Kaufmann/ frau für Versicherungen und Finanzen (1.135 Euro).
Insgesamt erhielt rund die Hälfte der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, 2021 eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1.000 Euro, sieben Prozent sogar mehr als 1.200 Euro. Bei 16 Prozent der Auszubildenden lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2021 unterhalb von 800 Euro. Für 22 Berufe wurde ein bundesweiter Durchschnittswert von weniger als 800 Euro ermittelt. Die meisten dieser Berufe gehörten zum Handwerk wie Tischler/-in (786 Euro), Glaser/-in (777 Euro), Bäcker/-in (744 Euro) und Friseur/-in (650 Euro). Die insgesamt niedrigsten tariflichen Ausbildungsvergütungen gab es mit 637 Euro im Beruf Orthopädieschuhmacher/-in.
Zwischen den Ausbildungsbereichen unterschieden sich die Ausbildungsvergütungen ebenfalls deutlich. Über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 987 Euro lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen im öffentlichen Dienst (1.095 Euro) sowie in Industrie und Handel (1.039 Euro), darunter in der Landwirtschaft (936 Euro), im Bereich der freien Berufe (911 Euro) und im Handwerk (882 Euro). Im Vergleich zum Jahr 2020 stiegen im Handwerk (+3,8 Prozent) und in der Landwirtschaft (+4,2 Prozent) die Ausbildungsvergütungen stärker an als im Gesamtdurchschnitt (+2,5 Prozent).