Franz Xaver Peteranderl ist Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Die Kammer spricht für rund 80.000 Mitgliedsbetriebe mit knapp 300.000 Beschäftigten. Peteranderl fordert u.a. eine engere Zusammenarbeit der Kommunen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, denn Fachkräfte können nur dort arbeiten, wo sie auch wohnen können. Er sagt:
Der Fachkräftemangel im oberbayerischen Handwerk hat mittlerweile den gesamten Wirtschaftsbereich erfasst. In manchen Bereichen wie etwa dem Bau- oder Lebensmittelhandwerk fällt er stärker aus, in der Metallverarbeitung etwas schwächer. Das Problem beginnt bei den unbesetzten Lehrstellen – im Kammerbezirk fanden sich in 2017 für etwa 1.600 Ausbildungsplätze keine geeigneten Bewerber – und endet bei den Abwerbungen von Handwerkern durch die Industrie. Gerade in der derzeitigen guten konjunkturellen Lage sind die hervorragend ausgebildeten Mitarbeiter unserer Betriebe leider besonders begehrt: Jedes vierte oberbayerische Unternehmen hat im vergangenen Jahr auf diese Weise Mitarbeiter verloren.
Eine gewisse Fluktuation ist zwar normal, angesichts der vollen Auftragsbücher tut sie den Betrieben aber gerade besonders weh. Allerdings bringt es nichts, zu klagen: Die Unternehmen müssen versuchen, die Stellen rasch neu zu besetzen. Da der Arbeitsmarkt jedoch leergefegt ist, geht dies vor allem über die Weiterqualifizierung von Mitarbeitern, die bisher z.B. eine Hilfstätigkeit ausgeübt haben und über die Ausbildung. Allerdings nimmt beides viel Zeit in Anspruch. Und die Mitarbeiter werden in der Regel sofort gebraucht.
Natürlich sind auch die Lebenshaltungskosten nicht ganz unwichtig, wenn Betriebe um Mitarbeiter werben. Bezahlbarer Wohnraum wäre also ein probates Mittel gegen den Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Die Landeshauptstadt kann damit leider nicht dienen. Es gibt jedoch erste Ansätze, wie z.B. Lehrlingsunterkünfte, die die Landeshauptstadt baut, um Abhilfe zu schaffen. Doch das reicht nicht. Wir bräuchten viel mehr solcher Gebäude – auch für Fachkräfte und mit Belegungsrechten für unsere Betriebe. Dafür müssen zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau ausgewiesen werden. Hier sollten die Landeshauptstadt und die Städte und Gemeinden im Umland noch enger zusammenarbeiten.