Radltour zu den Dörfern auf dem Ziegelland

Bogenhausen · In die Welt der »Loambarone«

Ein Foto aus dem letzten Winter. Industrie-Romantik, wie sie bald Vergangenheit ist.	Foto: privat

Ein Foto aus dem letzten Winter. Industrie-Romantik, wie sie bald Vergangenheit ist. Foto: privat

Bogenhausen · Die Ziegelei Deck ist Baugebiet. Voraussichtlich im Herbst werden die Bauten auf dem Gelände abgebrochen, um Wohnhäusern Platz zu machen. Zwei Gebäude bleiben erhalten: das Maschinenhaus der Ziegelei und ein Trockenstadel. Die Besichtigung wird Höhepunkt einer Radtour am Freitag, 25. Juni, um 18 Uhr.

Artikel zum Thema: Ziegelei Deck-Gelände in Oberföhring

Vor hundert Jahren sah man im Ziegelland des Münchner Ostens überall Brennöfen mit rauchenden Kaminen und mächtige Trockenstädel, die mit den naheliegenden Lehmgruben durch Feldbahngleise verbunden waren.

In den sechziger Jahren stellte die letzte Ziegelei auf Münchner Grund ihren Betrieb ein. Über 500 Ziegelbrenner, meist jährlich wiederkehrende italienische Wanderarbeiter, produzierten die begehrten Bausteine. Die »Ziegelpatscher« stammten zumeist aus dem Friaul, kamen nicht selten mit der ganzen Familie im Frühjahr und kehrten im Spätherbst in ihre Heimat zurück. Durch ihren Fleiß wurden die Bauern und Landbesitzer schnell wohlhabend. Diese »Loambarone« fuhren oftmals vierspännig von ihren Dörfern im Münchner Nordosten über ziegelrote Straßen in die königliche Haupt- und Residenzstadt.

Mit Ziegeln aus dem Münchner Osten wurden im 19. Jahrhundert die Häuser der Vorstädte gebaut, etwa das Franzosenviertel in Haidhausen. Zwischen den alten Dörfern erstreckte sich bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts das »Land der Ziegeleien«. Nahezu hundert Jahre lang qualmten die Schornsteine der Ziegeleien. 1877 zählte man auf der ganzen Lößlehmzunge zwischen Ramersdorf und Unterföhring 66 Ziegeleien; Anfang des 20. Jahrhunderts waren es zwischen Zamdorf und Johanneskirchen elf Fabriken.

Die Radtour quert mehrere noch verbliebene Lehmdammstraßen, an denen heute noch die Höhe der Lehmschicht erkennbar ist. Sie führt von Englschalking über Denning nach Zamdorf und über den Denninger Anger nach Bogenhausen zum »Höchlschlössl«. Von dort geht’s zu den Resten der beiden übriggebliebenen Ziegeleien in Oberföhring. Über eine ehemalige Römerstraße führt die Strecke nach Johanneskirchen.

Treffpunkt für die Teilnehmer der Radltour ist das ÖBZ in der Englschalkinger Straße 166. Sie wird geführt von Dr. Gisela Scola und Roland Krack. Die Führung ist anmeldefrei und kostet drei Euro (Mitglieder sind kostenfrei). Voraussichtliches Ende: 19.30 Uhr.

Artikel vom 22.06.2010
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