Keine Rückkehr der ersten Mannschaft ins Sechzger-Stadion

Harlaching/Giesing · Aus der Traum

Der Traum von der Rückkehr der ersten Mannschaft ins 60er-Stadion ist für die Löwen-Fans ein für alle Mal ausgeträumt. 	Foto: Anne Wild

Der Traum von der Rückkehr der ersten Mannschaft ins 60er-Stadion ist für die Löwen-Fans ein für alle Mal ausgeträumt. Foto: Anne Wild

Harlaching/Giesing · Mit melancholisch schmerzerfülltem Blick bleibt den treuen Anhängern des TSV 1860 jetzt nur noch der Blick in die Vergangenheit: es wird auf Giesings Höhen in der Zukunft kein bundesligataugliches Stadion an der Grünwalder Straße geben. Auf diesen kurzen wie für viele Anhänger schmerzlichen Nenner kann man ein gut zweistündiges Gespräch zwischen der Stadtspitze um Oberbürgermeister Christian Ude und den Vertretern des Vereins in der der vergangenen Woche bringen.

»Die Stadt hat hier eine historische Chance vertan«, klagte Christian Waggershauser als Vorsitzender der TSV-Projektgruppe Stadionzukunft im Anschluss. Überraschung freilich war die Absage der Stadt im anschließend knapp gehaltenen Begründungsschreiben keine mehr. Denn bereits im Vorfeld hatte die Politik in seltener interfraktioneller Einmütigkeit mit größtmöglicher Ablehnungshaltung das Vorhaben beerdigt, an der Meisterstätte von 1966 den Profifußball in runderneuertem Stadiongewand wieder aufleben zu lassen. Das Stadion wird zwar für gut zehn Millionen Euro heuer ertüchtigt – allerdings nur für die Dritte Liga, die Nachwuchsteams der »Löwen und des FC Bayern und voraussichtlich für die Damenbundesligamannschaft der „Roten«. Die Entscheidung der Stadt steht im engen Einklang auch mit der Haltung der örtlichen Bezirksausschüsse Obergiesing-Fasangarten und Untergiesing-Harlaching.

Weitere Infos zum Thema: Keine Rückkehr ins Grünwalder Stadion

Die beiden Stadtteilgremien hatten noch vor einigen Monaten zur Sondersitzung gebeten und sich dabei von Waggershauser auch ein Profimodell für das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße präsentieren lassen. Zu überzeugen waren die Bezirksausschüsse aber auch nicht: einstimmig votierte der BA Untergiesing-Harlaching für eine Stadionsanierung auf kleiner Flamme und mit Blick auf die Anwohner gegen weiteren Profispielbetrieb – lediglich ein Mandatar des Nachbarn Obergiesing votierte für das Profiprojekt. Sowohl die Stadt in Person des stellvertretenden Schulreferatsleiters Josef Tress wie auch die örtliche Polizei um den örtlichen Inspektionsleiter Ludwig Schmöller stimmten und stimmen aus unterschiedlichsten Gründen gegen eine Profinutzung. Seitens der Polizei waren vor allem Sicherheitsbedenken ausschlaggebend.

Stadtablehnung

Bei der »Roten Karte« durch die Stadt freilich standen vor allem finanzielle Gründe im Raum. So sei nach Einschätzung des Rathauses und seiner zuletzt am Gespräch beteiligten Führungsvertreter ein Auszug aus der von Seiten 1860 höchst ungeliebten Allianz-Arena »grundsätzlich möglich«, derzeit liege aber keine Vereinbarung über den Zeitpunkt und vor allem die Konditionen vor. Pikant: Zudem befindet sich der TSV 1860 mit den »Roten« derzeit in einem Gerichtsstreit über laut FCB ausstehende Catering-Gebühren in sechsstelliger Höhe. Dieses Verfahren wurde Ende der Woche vertagt. Wichtiger noch: für die Finanzierung eines um- oder komplett neu zu errichtenden Stadions wären laut Angaben des Vereins rund 50 Millionen Euro zuzüglich zweistelliger Millionenaufwendungen für neu zu gestaltende Brückenbauwerke notwendig. Die Ablehnung der Stadt fußt auch auf dem Umstand, dass die notwendige Investorenzusage fehle. Die Stadt könne diese schon rechtlich nicht übernehmen.

Apropos Recht: am stärksten schlägt der Geigerzähler pro Ablehnung nach Ansicht der Stadt mit Blick auf das Baurecht aus: den die in jedem Fall notwendigen Planungen seien »nicht als Umbauten im Bestand« zu sehen, wie Cornelius Mager als Leiter der Lokalbaukommission ebenso wie Gesundheitsreferent Joachim Lorenz analysierten. Vielmehr müsse das Projekt als Neubau bewertet werden. Folge: die damit verbundenen planungs- und lärmschutzrechtlichen Vorschriften könne man aber vor Ort schon aufgrund der zu kleinen Abstandsflächen zwischen Stadion und umgebender Bebauung nicht einhalten. Das sympathische, bei den Fans geliebte und in den Stadtteil eingebettete Modell vom Stadion in guter Nachbarschaft scheint also mit Blick auf den Profisport nicht mehr zeitgemäß. Eine bittere Pille für alle Freunde des »Sechzger«. Hettich

Artikel vom 30.03.2010
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