Ziegelei Deck-Gelände: Investor finanziert Industriedenkmäler

Oberföhring · Umplanung gefordert

Johann Fuchs (l.) und Oliver Haase erläuterten dem BA die Bedenken der Anwohner bezüglich Verkehrserschließung, Gebäudehöhe und Lage des Kindergartens im geplanten Bauareal der ehemaligen Ziegelei Deck.   	Foto: hgb

Johann Fuchs (l.) und Oliver Haase erläuterten dem BA die Bedenken der Anwohner bezüglich Verkehrserschließung, Gebäudehöhe und Lage des Kindergartens im geplanten Bauareal der ehemaligen Ziegelei Deck. Foto: hgb

Oberföhring · Die Bebauung der ehemaligen Ziegelei Deck in Oberföhring stellt niemand in Frage. Indes stoßen Teile des Konzepts auf Widerstand. Die Bürgervertreter sind hellhörig geworden, akzeptieren, ja schließen sich den Einwänden von 42 Anwohnern gegen die Verkehrserschließung, die Höhe der Gebäude sowie der Lage des Kindergartens an. Letztendlich fällt die Entscheidung im Rathaus am Marienplatz.

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Erfreulich: Der Erhalt des Maschinenhauses und eines Trockenstadels sind gesichert – der Investor, die Firma HI Wohnbau, sponsert die Sicherung des kulturellen Erbes, sichert »im Zweifel die Finanzierung mit eigenen Mitteln« zu. Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser fasste die Stimmung des Gremiums zusammen: »Ich bin erfreut, dass die Firma das Geld aufbringt, um das Maschinenhaus zu retten«.

Stellvertretend für die Anwohner erläuterten Johann Fuchs und Oliver Haase – beide wohnen in der Johanneskirchner Straße – kompakt die Einwände. »Fünfstöckige Häuser, die durch die Aufschüttung des Areals um 1,5 Meter wie sechsstöckig wirken, passen da nicht rein. Die Blöcke werfen auf der Nordseite lange Schatten, alles wird verdunkelt«, monierte Fuchs. Und weiter: »Ich bezweifle, ob es bei 350 Wohnungen bleibt, ob es nicht mal 500 Wohnungen werden«. Den Hinweis, dass diese Gebäude gut für den Schallschutz sind, konterte Oliver Haase in Gedanken an die künftigen Bewohner: »Da wird ein menschlicher Wall geschaffen.« Er selbst wollte den Umbau seines Hauses einen Meter höher machen. »50 Zentimeter wurden dann erlaubt. Schaue ich mir die geplanten Bauten an, ist dies doch eine willkürliche Entscheidung.«

Ein Dorn im Auge der Anwohner ist die Verkehrserschließung mit einer »Sackgasse« von der Johanneskirchner Straße aus. »Wenn die Hälfte aller Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto zum Kindergarten bringen, entsteht zu den Stoßzeiten eine permanente Gefährdung. Wir haben nichts gegen die Siedlung, nichts gegen Kinder – aber da müssen verkehrstechnisch andere Lösungen her«, betonte Fuchs. Mehrere Möglichkeiten gibt es dazu. Die alte Cosimastraße – »man kann sie nur für Anlieger freigeben« – als Anschluss des Areals an die Oberföhringer Straße. Oder die direkte Anbindung an die Effnerstraße am südlichen Rand. Oder drittens den geplanten Radweg zur Straße zu machen. »Geschieht nichts, gerät der Verkehr in der ohnehin stark überlasteten Oberföhringer Straße total außer Kontrolle«, resümierte Haase.

Auch der Standort der Kindertageseinrichtung neben der Arealeinfahrt an der Johanneskirchner Straße wurde kritisiert. »Warum nicht am andere Ende des Geländes? Da könnten die Kinder auch die anschließenden Grünflächen nutzen«, meinte Haase. Alle Aussagen stießen bei den Bürgervertretern auf offene Ohren. CSU-Bezirks- und Stadtrat Robert Brannekämper: »Wenn wir jetzt nichts sagen, eine Umplanung fordern, läuft alles so weiter, denn der Stadtrat entscheidet. Die Erschließung über eine Stichstraße ist mangelhaft, wir brauchen einen zweiten Bypass. Diesen Weg müssen wir gehen!« Einhellig beschloss sodann das Gremium, dass die Stadt Alternativen präsentieren muss.

Das vorhandene intakte Trockenstadel ist etwa 63 mal 16 Meter groß. Um nur ansatzweise den originären Eindruck zu erhalten, »muss mindestens die Hälfte des Baukörpers versetzt und dazu die geplante Wegeführung im Grünbereich überarbeitet werden«. Auch über dieses Ansinnen war sich das Kommunalparlament einig. Das Geschenk des Maschinenhauses und des Trockenstadels kann die Landeshauptstadt nunmehr annehmen, appelliert der Bezirksausschuss, da keine Investitionskosten anfallen. Denn das Unternehmen HI Wohnbau übernimmt die Finanzierung.

HI-Geschäftsführer Reinhard Mittmann sicherte weitere Unterstützung zu: Der HI-Projektleiter könne mithelfen, und der Trägerverein – der Nord-Ost-Kulturverein bietet sich, so SPD-Bezirksrat Roland Krack, als Träger des Maschinenhauses an – könnte mit einer »Marketingaktion einen Grundstock für die Unterhaltskosten« erhalten. Helmut G. Blessing

Artikel vom 16.02.2010
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