Planungen für die ehemalige Ziegelei Deck vorgestellt

Oberföhring · Bürger unzufrieden

Im neuen Wohngebiet (kl. Bild) sollen Relikte der Ziegelei als Industriedenkmäler erhalten bleiben, etwa das Maschinenhaus (weißes Rechteck im Zentrum des Plans und Pfeil auf großem Bild). 	Fotos: hgb, NordOstkultur e.V.

Im neuen Wohngebiet (kl. Bild) sollen Relikte der Ziegelei als Industriedenkmäler erhalten bleiben, etwa das Maschinenhaus (weißes Rechteck im Zentrum des Plans und Pfeil auf großem Bild). Fotos: hgb, NordOstkultur e.V.

Oberföhring · Die Bebauung der ehemaligen Ziegelei Deck zwischen Oberföhringer-, Johanneskirchner und Effnerstraße bewegt, ja erhitzt, die Gemüter. »Des Ganze passt hint’ und vorn’ net zsamm«, monierte ein Anwohner auf der Vorstellung der Bauleitplanung vergangenen Donnerstag. Ein anderer verglich den Entwurf mit einem »Sackbahnhof« wegen der einzigen Ein- und Ausfahrt an der Johanneskirchner Straße. Befürworter befanden den Plan für »ganz toll« oder »gut gelungen«.

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Auffallend: Kritische Bemerkungen kamen überwiegend von Bürgerseite, lobende Worte von örtlich (politisch) Engagierten und Vertretern des Referats für Stadtplanung und Bauordnung. »Das Projekt beschäftigt uns alle ja seit Jahren. Zweierlei soll umgesetzt werden: Ein Wohngebiet mit viel Grün, und der Erhalt des Maschinenhauses und eines Trockenstadels der alten Ziegelei, die inzwischen einmalig in ganz Bayern sind«, umriss die Vorsitzende des Bogenhausener Bezirksausschusses (BA 13), Angelika Pilz-Strasser, vor mehr als 70 Besuchern die Sachlage.

Theo Bauernschmidt, Leiter des Referats für Stadtplanung und Bauordnung, bekräftigte, dass »der Bebauungsplan eine hohe Priorität wegen des Wohnungsmangels in München hat«. Er lobte den angestrebten Erhalt des Maschinenhauses – »doch was die Finanzierung anbetrifft, sind andere Referate zuständig«. »Wäre toll, wenn sich die Landeshauptstadt das Maschinenhaus schenken lässt«, meinte schmunzelnd Angelika Pilz-Strasser. Fachleute kalkulieren die Kosten für die Instandsetzung auf mindestens 250.000 Euro.

Ute Michel-Grömling, Leiterin Stadtplanung, erläuterte zusammen mit Theo Bauernschmidt die Planungsziele auf dem sieben Hektar großen Areal. Vorgesehen sind 350 Wohnungen in 26 Gebäuden, eine Kindertageseinrichtung mit zwei Kindergarten-, zwei Krippen- und einer Hortgruppe. Um die Bebauung in der Höhe in etwa der Nachbarschaft anzugleichen, muss das Areal um rund 1,5 Meter aufgeschüttet werden.

Erschlossen wird das Gebiet von der Johanneskirchner Straße mit einer Stichstraße, die in einen Besucherparkplatz mit abzweigenden Ein- und Ausfahrten zu Tiefgaragen mündet. Am Rand der Eingangsfahrbahn ist die Kindertageseinrichtung vorgesehen – Erdgeschoss plus erster Stock, in der zweiten Etage sind Wohnungen konzipiert. Der Trakt dient gleichzeitig als Lärmschutz für den Innenbereich eben so wie die fünfgeschossigen Bauten – das oberste Stockwerk ist zurückversetzt – entlang der Effnerstraße. Diese Einheiten sollen im Rahmen des »München Modells« zum Kauf angeboten werden.

Den Innenbereich prägen zwei ineinandergreifende U-förmige Gebilde: Einmal Wohngebiet mit bis zu vierstöckigen Häusern – auch hier ist die oberste Etage jeweils zurückversetzt; die Anbindung erfolgt durch die Tiefgaragen, die Oberfläche bleibt frei von Autoverkehr. Fast im Mittelpunkt befindet sich das Maschinenhaus. Einen Fuß- und Radweg sieht der Planentwurf zu den Häusern vor – nicht jedoch zum Maschinenhaus, das ringsum von privaten Grünanlagen umgeben ist. Das zweite »U« sind öffentliche Grünflächen mit einem Spielplatz sowie ein in einer Senke liegender Bolzplatz. Einer der vorhandenen Trockenstadel soll an den Rand des Spielplatzes verlegt werden. Eine Nutzungsidee unter diesem Dach könnte etwa ein Boule-Platz sein.

Ute Michel-Grömling erklärte auf Nachfrage, dass Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen vorgesehen sind. »Schade, dass es keine Doppel- und Reihenhäuser gibt«, meinte dazu eine enttäuschte Bürgerin. Rundum stimme, so die Stadtplanerin, »der Mix«. Dieser hat auch seinen Preis. Wenn der Verkauf Mitte bis Ende 2012 starten könnte, kalkuliert Reinhard Mittmann, Geschäftsführer der Münchner HI Wohnbau GmbH, pro Quadratmeter Wohnfläche mit einem Verkaufspreis »um die 4.000 Euro.« Dies sei angemessen am Markt. Sein Urteil zur geplanten Bebauung: »Aufgelockert, passt sehr schön in die Umgebung, das Ganze kann ein Vorzeigeobjekt werden.«

Verkehrsmäßig kalkulieren die Fachleute mit rund 1.300 zusätzlichen Fahrten pro Tag – also etwa ein Auto pro Minute. Diese Rechnung missfiel einem Anlieger, denn »morgens die Hin- und abends die Rückfahrten zu bzw. von den Arbeitsstätten ballen sich auf jeweils zirka zwei Stunden, so dass massive Belästigungen zu erwarten sind und die ohnehin überlastete Oberföhringer Straße zum Nadelöhr wird.« »Als zu gering« kritisierten Anwohner den Abstand des Wohngebiets zur vorhandenen. Ute Michel-Grömling korrigierte: »Der Abstand ist relativ groß, zwischen neun und 13 Meter.« Total unzufrieden war nur ein Bürger: »26 Blöcke, das schaut aus wie Neuperlach, das passt nicht zu uns!« H.G. Blessing

Artikel vom 19.01.2010
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