Wer am Walter-Sedlmayr-Platz arbeitet, muss zahlen

Feldmoching · Lieferzone einfach vergessen?

Ständig ganze Fahrräder über weite Strecken zu schleppen, überfordert selbst starke Männer wie die der Radl-Welt.	Foto: js

Ständig ganze Fahrräder über weite Strecken zu schleppen, überfordert selbst starke Männer wie die der Radl-Welt. Foto: js

Feldmoching · Lange hat die Polizei beim Lieferverkehr am Walter-Sedlmayr-Platz ein Auge zugedrückt. Doch seit einigen Monaten werden Falschparker, die dort ansässige Geschäfte mit Waren beliefern, gnadenlos aufgeschrieben. Auf dem gesamten Platz inklusive der Buswendeschleife herrscht nämlich absolutes Halteverbot, für die Gewerbetreibenden gibt es keine ausgewiesene Ladezone.

Den Walter-Sedlmayr-Platz zum Leben erwecken

Michael Rosenberger, Inhaber des Fahrradgeschäfts »Radl-Welt«, ist ratlos. »Bei uns sind kürzlich 50 Kilo schwere Kartons mit Schlössern angeliefert worden«, erzählt er. Das Problem dabei: Im Umkreis von mehreren hundert Metern rund um sein Geschäft gibt es keinerlei Möglichkeit, legal Fahrzeuge abzustellen. »So weit kann man aber schwere Ware nicht tragen«, klagt er. Die Folge sei, dass seine Lieferanten regelmäßig einen Strafzettel riskierten – und den bekommen sie meist auch.

»Früher wurde das Halten zum Be- und Entladen hier zumindest geduldet«, berichtet der Ladenbesitzer. Seit ein asiatischer Lebensmittelhändler auf dem Platz sei, habe sich das aber geändert. »Dort wird ständig alles zugeparkt, das hat sich die Polizei irgendwann nicht mehr länger mit angeschaut«, schätzt Rosenberger die Situation ein. Seine Fahrer seien inzwischen schon völlig verzweifelt: »Die Bußgelder müssen sie nämlich aus eigener Tasche bezahlen.« Bei vergleichsweise geringen Gehältern sei dies eine schwere Bürde.

Auch die Inhaberin des Friseursalons Gili ist empört über die Situation. »Es ist schlimm – alle Leute hier schimpfen darüber«, sagt sie. Erst kürzlich habe sie wieder einen Strafzettel über 15 Euro bekommen, obwohl sie ihren Wagen nur für zwei Minuten vor dem Geschäft abgestellt habe, um Wasser abzuladen. »An mir hat die Stadt schon viel verdient, ich habe eine riesige Wut«, schimpft sie. Ihr Vorschlag: Die Hälfte des Platzes sollte als öffentlicher Parkplatz freigegeben werden. »Die Fläche ist schließlich groß genug«, sagt sie.

Nicht einmal der Bus der ambulanten Erziehungshilfe bleibt von den Repressalien der Polizei verschont. »Ich habe hier schon oft Ärger bekommen«, sagt Fahrerin Aliki Papa. Sie sei darauf angewiesen, zumindest kurzfristig in der Nähe der Einrichtung parken zu können. »Mit sieben schwer erziehbaren Kindern kann ich keine weiten Strecken zu Fuß gehen, das ist zu gefährlich«, erklärt sie. Bereits mehrfach hat Rosenberger das Kreisverwaltungsreferat (KVR) darum gebeten, sich um das Problem zu kümmern. Dort allerdings stieß er bislang auf taube Ohren. »Ich wurde auf eine sehr unfreundliche Art abgewimmelt«, berichtet er.

Karl Thiem, Leiter der Abteilung Verkehrsmanagement beim KVR, kann indes kaum glauben, dass es am Walter-Sedlmayr-Platz keine Ladezone geben soll. »Im Baugenehmigungsverfahren müssen für den Lieferverkehr Stellplätze eingeplant werden, das ist Vorschrift«, sagt er. Ob diese Bestimmungen bei der Konzeption des Platzes eingehalten wurden und wo diese Stellflächen sein sollen, konnte jedoch nicht einmal das Planungsreferat beantworten. »Die für den Bezirk zuständigen Mitarbeiter konnten mir nicht sagen, wo der Lieferverkehr dort parken kann«, sagt Sprecher Thorsten Vogel. Dies zu klären sei sehr aufwändig: »Dazu müssten wir die Akten anfordern und lange recherchieren.« Für die ortsansässigen Gewerbetreibenden bedeutet dies, dass sie bis auf Weiteres Bußgelder riskieren müssen, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen.

js

Artikel vom 15.07.2009
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