»sports & work« im Quiddezentrum hat eröffnet

Neuperlach · Schnäppchen und sinnvolle Arbeit

Pfarrer Wolfgang Schenk, Dekan Wiegele, Dagmar Neumann, Kurt Damaschke und Fabienne van Well bei der Eröffnung des neuen Ladens.  Foto: Föll

Pfarrer Wolfgang Schenk, Dekan Wiegele, Dagmar Neumann, Kurt Damaschke und Fabienne van Well bei der Eröffnung des neuen Ladens. Foto: Föll

Neuperlach · »Die Sporthose kostet wirklich nur 50 Cent?« Der Mann hält die Shorts hoch und schüttelt ungläubig den Kopf. »Ich bin ALG II-Empfänger, das ist super für mich«, sagt er zu der blonden Dame, die lächelnd nickt und ihm bestätigt, dass hier alles sehr günstig ist und dass der Laden neu ist.

Die Dame ist Fabienne van Well und Einrichtungsleiterin. Am vergangenen Freitag eröffnete sie zusammen mit Vertretern der Jungen Arbeit Neuperlach (JAN), des Fördervereins, und der Diakonie Hasenbergl den Second-Hand-Laden »sports & work« im Quiddezentrum, in den ehemaligen Räumen des Wienerwalds, die die WSB (Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern) kostenlos zur Verfügung stellt. »Die Sportsachen, die wir hier als Spenden bekommen, richten wir wieder her und verkaufen sie dann«, erklärt sie.

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Schlechte Chancen

Wir, das sind sechs Beschäftigte unter der Teamleiterin Dagmar Neumann, die auf dem normalen Arbeitsmarkt keinen Platz finden. Der 56-jährige Michael P. beispielsweise ist gelernter Maschinenschlosser und fand nach seiner Kündigung bei einem großen Autohersteller aufgrund seines Alters keinen Job mehr. Jetzt will er Fahrräder reparieren. Auch Peter P., 53 Jahre alt, Fotograf und Verkäufer, findet keine Anstellung. Bei »sports & work« ist er gelandet, »weil mir der Kontakt mit Menschen einfach Spaß macht«, wie er sagt, und weil er hier seine vielseitigen Fähigkeiten einsetzen könne.

Die 22-jährige Nicole S., die eine Ausbildung zur hauswirtschaftstechnischen Helferin gemacht hat, kann ihren Beruf aufgrund einer Krankheit nicht ausüben und macht sich bei »sports & work« nützlich, bis sie vielleicht den Schritt in die Selbstständigkeit geschafft hat. »Solchen Menschen müsste man helfen können«, hatte 1993 Pfarrer Wolfgang Schenk gedacht, als er damals als Religionslehrer Erfahrungen mit engagierten, aber bei der Arbeitssuche erfolglosen Jugendlichen machte. Und so wandte er sich an Michael Sturm, Bereichsleiter Arbeitswelt bei der Diakonie Hasenbergl, und gemeinsam gründeten sie die Junge Arbeit in Neuperlach. Heute sind bereits 54 Beschäftigte in Arbeitslosen-Projekten der Diakonie im Münchner Osten tätig, davon allein zwölf in Ramersdorf bei »copy & work«, aus dem sich das Projekt »Pausenglück« an der Führichschule herauskristallisierte, und nun sechs in Neuperlach.

»Pausenglück konnte mittlerweile stabilisiert und ausgebaut werden«, berichtete Michael Sturm auf der Sitzung des »ja«: junge Arbeit! Fördervereins, die gleich im Anschluss an die Laden-­Eröffnung stattfand. Fördervereins-Vorsitzender Kurt Damaschke beklagte jedoch, dass die Spendengelder nur spärlich flössen. »Wir stehen in Konkurrenz zu Vereinen, die Babies oder hungernde Kinder in Afrika retten wollen, und kaum jemand schert sich um arbeitslose Jugendliche. Aber wie sollen die, die bereits in zweiter oder dritter Generation so leben, alleine da rauskommen?«, fragte er in den Raum. »sports & work« werde derzeit vom Verein getragen, man suche aber weiter nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten.

Geöffnet hat der Second-Hand-Laden für Sportartikel an der Quiddestraße 45 Montag, Dienstag und Freitag von 14.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag von 8.00 bis 12.00 Uhr, Samstag von 10.00 bis 14.00 Uhr. S. Föll

Artikel vom 24.06.2009
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