Ausstellung im Gesundheitshaus über Krankheitsüberträger

München · Rechtzeitig zur Zecken-Saison

Zecke auf einem Zweig.	Foto: Baxter BioScience

Zecke auf einem Zweig. Foto: Baxter BioScience

München · Eine Ausstellung im Gesundheitshaus des Referates für Gesundheit und Umwelt informiert jetzt rechtzeitig zur »Zecken-Saison« über die aktuelle Situation bei den bekanntesten durch Zecken übertragbaren Krankheiten. Die Ausstellung »FSME und Borreliose« im Gesundheitshaus in der Dachauer Straße 90 wird bis zum 30. April zu den Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr (außer Freitagnachmittag) gezeigt.

Das Gesundheitshaus ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bequem zu erreichen (Tram 20 und 21, Haltestelle Sandstraße; U1, Haltestelle Stiglmaierplatz, von dort fünf Minuten Fußweg).

Zecken sind weltweit verbreitete, blutsaugende Parasiten und Überträger von Krankheiten auf Mensch und Tier. Ist eine Zecke mit Krankheitserregern infiziert, so kann ein an für sich harmloser Zeckenstich zur – von Bakterien ausgelösten – Lyme-Borreliose oder viralen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) führen. Während zur Behandlung der Lyme-Borreliose Antibiotika zur Verfügung stehen, kann die FSME nur symptomatisch behandelt werden; hier steht die Prävention, also die Impfung, im Vordergrund.

Im Gegensatz zur weltweit verbreiteten Lyme-Borreliose besteht eine nennenswerte Gefahr einer Erkrankung an FSME, der auf das Gehirn übergreifenden Entzündung der Hirnhaut (meist in Kombination mit einer Entzündung der Rückenmarkshäute), durch Zeckenstich nur in den sogenannten Endemiegebieten. In Deutschland treten bisher durchschnittlich zirka 300 FSME-Fälle im Laufe eines Jahres auf; im vergangenen Jahr wurden 287 Erkrankungen gemeldet, meistens in Regionen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. In den übrigen Regionen – darunter auch die Landeshauptstadt München – werden nur vereinzelt FSME-Erkrankungen registriert. Diese gelten nicht als Risikogebiete. Allerdings bereisen Münchner in ihrer Freizeit häufig Risikogebiete und setzten sich so einer Gefährdung aus. Fünf Prozent der Zecken sind FSME-Virus infiziert und bis zu 35 Prozent mit Borrelien.

Weitere Endemiegebiete gibt es in vielen Ländern Europas, etwa in Finnland, Schweden, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Russland, der Schweiz, Slowenien, Österreich und Ungarn. Eine untergeordnete Bedeutung hat FSME in Frankreich, Griechenland und Italien. Indes wurde in Großbritannien, Portugal, Spanien und den Beneluxländern das Virus bislang nicht nachgewiesen. FSME-Viren werden mit dem Speichel einer stechenden Zecke, die selbst infiziert ist, übertragen. Warmblütige Wild- und Haustiere beherbergen das Virus. Von ihnen nimmt die Zecke es beim Blutsaugen auf. Bevorzugte Einstichstellen beim Menschen sind die behaarte Kopfhaut, Ohren, Hals, Arm- und Kniebeugen, die Leistenregion sowie Hände und Füße.

Nach einer Inkubationszeit von sieben bis 14 Tagen (Extremwerte: von zwei bis 28 Tagen) beginnt bei knapp 30 Prozent der Infizierten die zweiphasige Krankheit mit grippeähnlichen, unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber, Schnupfen. In dieser Zeit endet die Krankheit zumeist. Bei ungefähr jedem zehnten Patienten kommt es jedoch nach etwa einer Woche erneut zu Fieber. Der Erreger verursacht Infektionen der Hirnhaut, des Gehirns und des Rückenmarks (Hirnhaut-Entzündung: Meningitis; mit Entzündung der Rückenmarkshäute: Meningitis cerebospinalis; Entzündung des Gehirns: Enzephalitis). Von diesen Patienten sterben etwa ein Prozent, und jeder Zehnte wird dauerhaft geschädigt. Je älter der Patient, desto schwerer verläuft die Krankheit.

Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa. In Deutschland ist nach bisherigen Erkenntnissen nach einem Zeckenstich bei bis zu sechs Prozent der Betroffenen mit einer Infektion und bei bis zu 1,4 Prozent mit einer manifesten Erkrankung zu rechnen. Die klinische Symptomatik der Multisystemerkrankung Lyme-Borreliose kann sehr vielgestaltig sein und umfasst insbesondere Symptome an Haut, Nervensystem, Gelenken und Herz.

Die typische Manifestation vom Stadium I ist die »Wanderröte« (Erythema (chronicum) migrans). Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich entsteht an der Stelle des Zeckenstichs aus einer initialen Papel eine scharf abgegrenzte schmerzlose, sich zentrifugal ausbreitende entzündliche Rötung der Haut, die im Zentrum oft eine Aufhellung aufweist.

Dieses Stadium kann von unspezifischen Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Konjunktivitis (Bindehautentzündung des Auges), Kopfschmerzen, Myalgien (Muskelschmerzen), Arthralgien (Gelenkschmerzen) und Lymphknotenschwellungen begleitet sein.

Ein Schutz durch langärmlige Kleidung, geschlossene Schuhe und gegebenenfalls lange Socken ist im Freien daher dringend geboten, danach das Absuchen der Haut nach Zecken. Da die FSME-Erkrankung nur symptomatisch behandelt werden kann, kommt der Vorbeugung durch Impfung eine besondere Bedeutung zu.

Die FSME-Impfung wird allen empfohlen, die in einem FSME-gefährdeten Gebiet wohnen oder dorthin reisen und sich in der Natur aufhalten. Wenn man einen Aufenthalt in einem Risikogebiet plant, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten der Impfung. Auch für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung.

Informationen hierzu gibt es im Internet unter www.zecke.de, beim Robert-Koch-Institut (www.rki.de ) und beim Deutschen Grünen Kreuz (www.dgk.de).

Artikel vom 14.04.2009
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