Aus der Tatsache, dass er hochintelligent ist, hat Gunther Kraut nie ein Geheimnis gemacht. Mir ist die Schule immer leicht gefallen, ein Streber war ich nie, sagt der 28-jährige Schwabinger. Nach seinem Abitur, das er mit 1,0 abgeschlossen hatte, erhielt er das Bayerische Hochbegabten-Stipendium. Kraut entschied sich für ein Mathematik-Studium. Logisches Denken lag mir schon immer, sagt er. Heute promoviert der 28-Jährige, seine Doktorarbeit schreibt er über Externe Mortalitätsrisiken in der Lebensversicherungsindustrie.
Gunther Kraut ist Mitglied bei Mensa in Deutschland e.V., ein weltweiter Verein für hochbegabte Menschen. Mitglied werden kann, wer in einem normierten Test nachweist, dass er einen höheren Intelligenzquotienten hat als 98 Prozent der Bevölkerung.
Weitere Artikel zum Thema
Programmübersicht - Mensa-Symposium am 17. April in München
Umfrage der Woche - Ab wann ist für Sie jemand ein heller Kopf?
So seh ich das - Redaktionsleiter Carsten Clever-Rott zum Thema: Talente und Begabungen
Da schau her - Albrecht Ackerland über die Leiden der Gescheiten
Mensa hat zum Ziel, hochintelligente Menschen zusammenzubringen über lokale, überregionale und internationale Treffen, Interessen- und Diskussionsgruppen. Die Mitglieder von Mensa sind nicht nur Akademiker: Von der Schülerin bis zum Rentner, vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Oscar-Preisträger, vom Hausmann bis zur Managerin ist alles dabei. Hochintelligente müssen nicht zwangsläufig gute Schüler gewesen sein, meint Kraut. Ein 1,0-Abi ist eher untypisch, oft sind es die Klassenclowns, bei denen plötzlich eine auffällig hohe Intelligenz festgestellt wird. Auch sozial seien manche Hochintelligente nicht immer die stärksten, für sie sei so ein Netzwerk besonders wichtig.
Alljährlich kommen die Mensaner beim Jahrestreffen von Mensa in Deutschland zusammen. Dieses Jahr findet das Treffen in München statt. Vom 16. bis 19. April erwartet die Landeshauptstadt rund 1.000 hochintelligente Menschen. Was tun Hochintelligente, wenn sie so geballt auftreten? Sie spielen Fußball, lassen sich in die Kunst des Schafkopfens einweisen und lernen bayerisches Brauchtum beim Weißwurstfrühstück kennen, sagt Babette Mairoth-Voigtmann, Pressereferentin des Jahrestreffens. Das Programm des Treffens ist so bunt und vielfältig wie die Mensaner selbst. Die Teilnehmer können über 80 Veranstaltungen besuchen. Wer in Klischees denkt, wird diese im Programm ebenso bestätigt finden wie auch widerlegt: Natürlich besuchen die Hochintelligenten das Deutsche Museum, den Forschungsreaktor in Garching und das Deutsche Patentamt sie werden aber auch viel Spaß beim Sportklettern, in der Rocky Horror Picture Show oder bei der Kneipentour durch München haben, sagt Mairoth-Voigtmann.
Über 7.500 der insgesamt etwa 110.000 Mitglieder gehören Mensa in Deutschland an. Eine stattliche Zahl im internationalen Vergleich: Nur die USA und Großbritannien übertreffen die Bundesrepublik. Und Deutschland hat noch höheres Potenzial: Rund zwei Prozent der Bevölkerung sind hochbegabt und verfügen über einen Intelligenzquotienten von 130 und mehr. Bei 82 Millionen Einwohnern hätte Deutschland also 1,6 Millionen Hochintelligente.
Anlässlich des Mensa-Jahrestreffens in München gibt es erstmalig ein offenes Symposium, bei dem auch Nichtmitglieder willkommen sind. Die Veranstaltung Mind Science die Wissenschaft des Geistes und der Geist der Wissenschaft findet am Freitag, 17. April, im Hotel Holiday Inn Munich, Hochstraße 3, statt. Sie wendet sich bewusst an alle Interessierten, die Neues aus den Bereichen Psychologie, Neurowissenschaft, Philosophie und Wissenschaftstheorie erfahren möchten. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung im Internet ist jedoch erforderlich: http:// symposium.mensa.de .
Malerei, Fotografie und Skulpturen von Mensanern zeigt vom 17. bis 19. April die Kunstausstellung documensa II, die ebenfalls im Tagungshotel zu sehen ist. Bei der Midissage am Samstag, 18. April, um 17 Uhr, gibt es Gelegenheit, sich mit Künstlern auszutauschen. Zuschauer sind auch beim Fußball-Kleinfeldturnier am 18. April von 14.30 bis 18 Uhr willkommen: In der SoccaFive-Arena im Olympiapark messen sich Mensa-Fußballmannschaften aus aller Welt im sportlichen Wettstreit.
Wer Mensa beitreten möchte, kann seinen Intelligenzquotienten bei einem Test im Tagungshotel am Sonntag, 19. April, um 15 Uhr, feststellen lassen. Anmeldung unter http:// jt.mensa.de/de/iqtest.php .
Von Stefanie Moser