Verhandlungen sind im Gange, endgültige Entscheidung noch offen

Hohenbrunn · Gemeinde will Muna-Gelände kaufen

Die Gemeinde Hohenbrunn interessiert sich für den Kauf der Muna.  Foto: Schunk

Die Gemeinde Hohenbrunn interessiert sich für den Kauf der Muna. Foto: Schunk

Hohenbrunn · Noch laufen die allerletzten Preisverhandlungen mit dem Bund. Noch liegt der Finanzierungsvorschlag der Gemeinde dem Landratsamt zur Prüfung vor. Da bringt das Gerücht vom Kauf der Muna, in die Welt gesetzt vom stellvertretenden CSU-Fraktionsvorsitzenden Walter Scharl, Unruhe in die Jahreshauptversammlung des CSU-Ortsverbandes. Und verbreitet sich von dort wie ein Lauffeuer in Hohenbrunn.

Wochenanzeiger München: Gewerbegebiet für Hohenbrunn/Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Über den tatsächlichen Stand der Dinge erkundigte sich der Südost-Kurier beim Ersten Bürgermeister Dr. Stefan Straßmair.

Am Gesprächsbeginn steht ein klares Dementi: »Nein, die Gemeinde hat das Muna-Gelände noch nicht gekauft.« Für den Bürgermeister ist durch die voreilige Behauptung Scharls eine reichlich problematische Situation entstanden: »Ich kann auf der einen Seite nicht aus den Sitzungen berichten. Auf der anderen Seite habe ich da Jemanden, der meint der Kauf ist schon abgeschlossen. Der war in der letzten Sitzung überhaupt nicht dabei.«

Der Kauf, der seit zwei Jahren von den Gemeinderäten nichtöffentlich diskutiert wird, steht aber offensichtlich kurz bevor. Wenn die Kommunalaufsicht des Landratsamtes grünes Licht gibt, kann das gesamte im Staatseigentum befindliche Muna-Gelände auf Hohenbrunner Gemeindegebiet gleich gekauft werden, wie Straßmair sagt. »Ich könnte mir vorstellen, dass es im ersten Halbjahr 2009 zu einer Entscheidung und Abwicklung kommt.« Allerdings hüllt sich Straßmair bei der Frage nach dem Kaufpreis in Schweigen. Er will die noch laufenden letzten Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) keinesfalls gefährden. Denn die Gemeinde will das Gelände unbedingt kaufen und sich beim ausverhandelten Preis nicht noch von anderen Interessenten – Straßmair spricht da von »Privatleuten« – so kurz vor dem Ziel überbieten lassen. Für die von der Bundeswehr im Mai 2007 aufgegebene Muna, die 1938 als Heeresmunitionsanstalt errichtet worden war, hatte die Gemeinde schon im Herbst 2007 einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan und eine Veränderungssperre erlassen.

Damit verschaffte sie sich Verhandlungssicherheit und hätte bei einem Kauf durch Dritte bei den Planungen noch mitsprechen können. Andererseits kann sie, falls der Kauf des knapp 100 Hektar großen Geländes mit einem ehemaligen Verwaltungs- und einem Depotbereich gelingt, sofort an die Planungen herangehen. Dazu Straßmair: »Ich habe das schon ordentlich vorbereitet. Ich kann jetzt bloß noch keine Planung machen, die kostet ja richtig Geld, und am Ende kaufen wir die Muna dann doch nicht. Dann habe ich die ganzen Planungskosten in den Sand gesetzt.«

Ordentlich vorbereitet heißt, dass Risiken und Nutzen genau abgewogen wurden. Es hat Untersuchungen, Wert- und Altlastengutachten gegeben. Ein möglichst günstiger Preis sollte ausverhandelt und Kreditgeber mussten gesucht werden. »Deshalb haben sich die Verhandlungen auch so lange hingezogen«, sagt Straßmair. »Meiner Meinung nach sind wir jetzt aber an einem Punkt angelangt, wo ich sagen kann, alles ist abgewogen und die überwiegenden Gründe stehen für einen Kauf.« Ist die Muna in der Hand der Gemeinde, soll das Gelände nach den Worten des Rathauschefs so sensibel und bürgerverträglich wie möglich von der militärischen in die zivile Nutzung überführt werden. Noch gibt es dafür keine konkreten Planungen. Aber es gibt bereits viele Überlegungen und verschiedene Planungs-Angebote.

Jedenfalls soll auf dem rund sieben Hektar großen und bereits versiegelten ehemaligen Verwaltungsbereich an der Siegertsbrunner Straße ein reines Gewerbegebiet in dem seit Jahrzehnten gewachsenen Hohenbrunner Industriegebiet entstehen: »Wenn eine ordentliche Planung im vorderen Bereich gelingt, wird sich das positiv auf das ganze Gewerbegebiet auswirken.« Für Straßmair steht bei der Suche nach einem Gesamtkonzept die schonende Entwicklung des neuen Gewerbegebiets im Vordergrund, vor allem was den Zuwachs an Verkehrsaufkommen und die verkehrliche Anbindung betrifft. »Wir müssen dieses Gewerbegebiet, für das es bereits Anfragen gibt, nicht wie ein Investor sofort und vollständig mit Gewerbe zu pflastern. Es ist auch nicht das Anliegen der Gemeinde, hier schnell Gewerbesteuereinnahmen zu erzielen.«

Im gut 90 Hektar großen ehemaligen Depotbereich soll der Wald zur Erholungsfläche werden. Bei dem von Straßen durchzogenen Gelände geht es aber erst einmal um die Sicherung der etwa 90 oberirdischen Bunker. Die Gemeinde kann mit dem Kauf dieses Geländes nicht nur langfristig verhindern, dass hier ein wildes Gewerbegebiet entsteht. Sie bekommt damit auch die Chance, den Wald später als ökologische Ausgleichsflächen zu nutzen. Da denkt Straßmair besonders nachhaltig, »bereits 50 bis 100 Jahre im Voraus, an eine Zeit späterer Gemeinderäte und Bürgermeister«.

esm

Artikel vom 18.03.2009
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