Hachinger Tal-Gemeinden lehnen Autobahn-Südring ab

Hachinger Tal · Südring-Gegner

Die graphische Darstellung eines möglichen Knotens K12 im Rahmen der Machbarkeitsstudie Autobahn-Südring zeigt, welche Auswirkungen die Maßnahme für das Naherholungsgebiet Perlacher Forst haben würde. Foto: Alhorn/Oberhaching

Die graphische Darstellung eines möglichen Knotens K12 im Rahmen der Machbarkeitsstudie Autobahn-Südring zeigt, welche Auswirkungen die Maßnahme für das Naherholungsgebiet Perlacher Forst haben würde. Foto: Alhorn/Oberhaching

Hachinger Tal · »Um es ganz klar zu sagen: Wir sind gegen alle Varianten«, erklärte Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) bei der letzten Gemeinderatssitzung bestimmt. Die Rede ist vom Südring, zu dessen möglicher Realisierung derzeit eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Autobahn-Direktion-Südbayern läuft.

Stärken und Schwächen des geplanten Autobahn-Ringschlusses

Gesucht wird nach einer Möglichkeit, die A99 im Westen von München mit der A8 im Süden zu verbinden. Die Diskussion über den Südring ist indes nicht neu, sowohl in den 70er als auch in 80er Jahren wurde bereits über diese Möglichkeit der Verkehrserschließung verhandelt. Der Bau des Südrings wurde aber zum einen aus Kostengründen zum anderen aber wegen des massiven Protests der Landkreisgemeinden im Süden von München beide Male verworfen. Um das ganze Ausmaß der möglichen Zerstörung zu demonstrieren, dass die Errichtung eines Verkehrsknotenpunktes im Perlacher Forst anrichten würde, hatte die Bauverwaltung der Gemeinde Oberhaching eine gra-phische Darstellung erstellt, die den Gemeinderäten regelrecht das Blut in den Adern gefrieren ließ. Skizziert wurde dabei der so genannte K 12, der nördlich von Furth mitten durch den Wald führen würde. Willibald Regnet von der Bauabteilung erläuterte den Gemeinderäten, dass das Autobahnkreuz über zwei Ebenen geführt werden würde, so dass der Verkehr der zweiten Trasse in rund fünf bis sechs Meter Höhe fließen würde.

Der Flächenverbrauch, der für den Bau solcher Rampen, die dazu nötig wären, wäre immens, betonte Regnet. »Der Südring würde ein ganzes Naherholungsgebiet kaputt machen«, stellte Stefan Schelle abschließend fest. Noch unverständlicher sei die Planung im Zuge der Energievision des Landkreises, erinnerte Erwin Knapek (SPD). Eine »derartige CO2-Schleuder« in ein Waldgebiet zu bauen sei total widersinnig, betonte der Gemeinderat. Einig waren sich die Gemeinderäte darüber, dass man statt dessen vonseiten der Autobahndirektion lieber für einen verbesserten Lärmschutz entlang der A995 sorgen solle. Gewünscht wären hier neben einem neuen Belag mit »Flüsterasphalt« auch ein Tempolimit. Ironische Grüße schickte der Oberhachinger Gemeinderat nach Taufkirchen. In der Feb­ruarsitzung des Gemeinderates hatte Bürgermeister Jörg Pötke den Südring als Chance bezeichnet, mit der die Bürger in Taufkirchen Am Wald, das direkt an der A995 liegt, vom Lärm entlastet werden könnten (wir berichteten).

Trotzdem ist ­Taufkirchens Rathauschef kein Freund des Projektes. Wer aber im Vorfeld schon alle Türen zu mache, würde am Ende, wenn der Südring dann doch käme, kein Mitspracherecht eingeräumt bekommen, so der Taufkirchner Rathauschef. Pötke erklärte: »Taufkirchen braucht den Autobahn-Südring nicht. Aber genauso wie blinder Eifer schadet, können auch voreilige Blockaden von Nachteil sein. Ich habe die Diskussion im Gemeinderat angeregt, weil ich meine, dass gerade Taufkirchen nicht schweigen darf. Schließlich sind wir die einzige Gemeinde im ganzen Landkreis, die seit Jahrzehnten unter einer Autobahn mitten durch den einwohnerstärksten Ortsteil leiden muss. Natürlich verstehe ich die Kommunen des südlichen Landkreises, die ihre Idylle nicht von einer Autobahn durchschnitten haben wollen. Ich bitte jedoch um Verständnis auch für unsere Bürgerinnen und Bürger, denen sich mit der neuen Anschlussstelle K 12 für Taufkirchen Am Wald eine Chance eröffnen könnte, endlich und dauerhaft von Feinstaub, Lärm und Abgasen befreit zu werden. Wenn die Giesinger Autobahn A995 im durchgekreuzten Bereich ersatzlos entfernt würde, bekäme unser Ortsteil Am Wald eine völlig neue Lebensqualität.« Ohne alle Fakten und Daten zu kennen, empfehle er seinem Gemeinderat keine endgültige Stellungnahme, so Pötke.

Unisono geht der Taufkirchner Rathauschef aber in der Frage der Lärmberuhigung auf der A995. Hier seien dringend Maßnahmen zum Schutz der Bewohner nötig. Auch die Gemeinde Unterhaching hat noch keine endgültige Stellungnahme zum Thema Südring abgegeben, hier wolle man eng mit dem Agendabeirat zusammen arbeiten, erklärte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD). In den nächsten Gemeinderatssitzungen werde das Thema aber sicher behandelt. Die lokale Agenda hatte sich in ihrer letzten Vollversammlung vor rund drei Wochen einstimmig gegen das Projekt ausgesprochen. Vielmehr engagiert sich die Gemeinde Unterhaching derzeit dafür, den Lärmschutz an der A995 zu verbessern. Die Lärmschutzwand, die die Gemeinde Unterhaching vor rund 30 Jahren dort hatte errichten lassen, ist mittlerweile marode und vom Einsturz bedroht. Die Autobahndirektion Südbayern weigert sich jedoch für Ersatz zu sorgen. Um die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme zu unterstreichen, wird die Gemeinde in absehbarer Zeit eigene Messungen veranlassen und ein Gegengutachten erstellen lassen. Der Bau einer solchen Lärmschutzmaßnahme würde rund vier Millionen Euro kosten, informierte das Unterhachinger Gemeindeoberhaupt. Mittel, die die Gemeinde derzeit nicht habe. »Hätte ich das Geld, würden wir selber eine Lärmschutz-wand bauen«, ist sich Wolfgang Panzer sicher. In Kürze will er gemeindeübergreifend zu einer Unterschriftenaktion unter dem Motto: »Lärmschutz statt Südring« aufrufen, um so den zuständigen Behörden klar zu machen, dass die Bevölkerung mit diesem Projekt alles andere als einverstanden ist.

Heike Woschée

Artikel vom 18.03.2009
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