Weihnachtsengel Christine Ziegler gibt im St. Josefsheim ehrenamtlich Nachhilfe

Haidhausen · Eine Oma für Heimkinder

Haidhausens Weihnachtsengel 2008 Christine Ziegler (li.) freute sich zusammen mit der Leiterin des St. Josefsheims Elisabeth Lichtenauer sehr über die Auszeichnung des Haidhausener Anzeigers.Foto: ks

Haidhausens Weihnachtsengel 2008 Christine Ziegler (li.) freute sich zusammen mit der Leiterin des St. Josefsheims Elisabeth Lichtenauer sehr über die Auszeichnung des Haidhausener Anzeigers.Foto: ks

Haidhausen · »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!« Das Zitat von Schriftsteller Erich Kästner hat die ehemalige Grundschullehrerin Christine Ziegler ihr Leben lang begleitet. Seit nunmehr vier Jahren gibt die 68-jährige Giesingerin den Kindern des Kinderheims St. Josef in der Preysingstraße ehrenamtlich Nachhilfe und wurde deshalb von Elisabeth Lichtenauer, Leiterin des St. Josefsheims, zum Weihnachtsengel 2008 vorgeschlagen.

»Diese Zuverlässigkeit und Hingabe bei der Arbeit mit den Kindern habe ich so noch nie erlebt«, sagt Lichtenauer. Zweimal die Woche radelt die Rentnerin bei Wind und Wetter nach Haidhausen, um die Fünf- bis Zwölfjährigen zu unterstützen. In Mathe und Deutsch seien die Defizite am größten. Dabei nimmt sie die Nachhilfe sehr ernst: »Dass ich regelmäßig komme, bin ich den Schülern einfach schuldig, sonst brauch ich ja gar nicht anfangen.«

Das Josefsheim beherbergt derzeit drei Gruppen mit jeweils acht Kindern, die aufgrund familiärer Schwierigkeiten in die Obhut des Jugendamtes gegeben wurden. Nach durchschnittlich drei Jahren verlassen sie die Einrichtung wieder.

Ziegler hatte es da am Anfang schwer. »Über ein Jahr habe ich gebraucht, um das Vertrauen der Schüler zu gewinnen. Ihnen fehlt oft der Antrieb, sie wissen nicht wofür sie lernen sollen«, erklärt Ziegler. Jetzt lernen sie eben für sie, als eine Art »Oma-Ersatz und damit auch für sich selbst«. Sogar die Geschäftsleute in der näheren Umgebung kennen die Heimkinder, diese Verankerung im Stadtviertel findet Ziegler toll. Dass auch sie anfangs Vorurteile gegen Heimkinder hatte, gibt sie offen zu. Diese habe sie aber schnell abgebaut »Heute weiß ich, dass es ihnen hier besser geht, als in ihren Familien«, meint Ziegler. Auch in den Ferien kommt die Rentnerin ins Josefsheim, dann so meint sie, sei Zeit für intensive Nachhilfe, oder aber auch mal für Eis, das sie den Kindern ausgebe.

Dabei sei jeder Tag anders, Respekt ihr gegenüber erwarte sie zwar, aber eine Alberei müsse schon drin sein. »Das geht zuhause ja auch«, sagt Ziegler. Den Rummel um ihre Person kann sie gar nicht verstehen. »Ich wollte nach meiner Pensionierung vor vier Jahren etwas Sinnvolles tun und von dem etwas abgeben, was ich kann und das ist unterrichten«, erklärt sie. Sie will bleiben, solange sie eben nötig sei und eben genau das tun, was die Schule oft versäume: »Die Kinder müssen dort abgeholt werden, wo sie mit ihrem Wissen stehen.« Darauf könne man aufbauen. K. Schubert

Artikel vom 22.12.2008
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