Projekttag der Pestalozzi Realschule im Seniorenwohnpark

Vaterstetten · Verjüngungskur per Videospielkonsole

Die neunte Klasse der Realschule ging mit den Bewohnern des Seniorenwohnparks auf die virtuelle Bowlingbahn. Foto: Stefanie Ederer

Die neunte Klasse der Realschule ging mit den Bewohnern des Seniorenwohnparks auf die virtuelle Bowlingbahn. Foto: Stefanie Ederer

Vaterstetten · Den letzten Schultag vor den Ferien »irgendwie rumbringen«, das gibt es in der Privaten Pestalozzi Realschule nicht. Im Gegenteil, diese fünf Stunden Unterricht machen sogar immer die größte Arbeit – und bringen auch den meisten Spaß. Die Schüler der neunten Klasse hatten sich zusammen mit ihrem Klassenleiter Heiko Hinzmann ein soziales Thema vorgenommen.

Etwas tun, was man normalerweise nicht tut. Solch ein Vorhaben ist natürlich gemeinsam viel leichter als alleine. Warum dann nicht einmal ohne den Zwang eines Pflichtbesuches in ein Altersheim gehen, und dort ganz locker mit den Bewohnern zusammentreffen. Diese Idee stieß beim Leiter des Seniorenwohnparks Vaterstetten, Mario Eißing sofort auf offene Ohren. Er lud die 19 Jugendlichen in sein Haus ein. »Irgendwie hatte ich da erst ein doofes Gefühl«, berichtet eine Schülerin, »ich war mal in einem solchen Heim, und da war gerade eine alte Dame gestorben, das vergesse ich nie«. Dass aber der Vormittag mit den Heimbewohnern so unkompliziert und unproblematisch ablaufen wird hatte auch Klassenleiter Hinzmann nicht erwartet.

Am Morgen wurden die Schüler von Heimleiter und Pflegedienstleiterin Dimitra Malapetsa im großen Festsaal begrüßt. Was sie sich denn von diesem Vormittag erwarten, wollten die beiden wissen. »Keine Ahnung«, war die Antwort, »vielleicht den alten Leuten etwas Freude bereiten dadurch, dass wir da sind«. Die Jugendlichen teilten sich dann in drei Gruppen auf: Fabian hatte seine Gitarre dabei. Das wurde den Heimbewohnern schon angekündigt, und so traf er im Musikzimmer auf viele Leute, die gerne singen und schon auf ihn warteten. Er spielte verschiedene Volkslieder die jeder mitsingen konnte und unterhielt mit gesanglicher Unterstützung einiger Klassenkameraden die älteren Herrschaften auch mit rhythmischen Eigenkompositionen und bekannten modernen Stücken. Der krönende Abschluss: Das allseits bekannte »Danke, für diesen guten Morgen« dessen Text wohl beide Generationen in jenem Moment aus voller Überzeugung mitgesungen haben.

Gruppe zwei wies einige Heimbewohner in das neu angeschaffte »wii«-Spiel ein. Ein Videospiel, das zum Beispiel Bowling imitiert. Mit der Fernbedienung kegeln jung und alt um die Wette. Das fördert nicht nur die Konzentration, sondern hilft gerade bei älteren Menschen auch die Motorik, die zur Bedienung der Fernsteuerung benötigt wird mit der optischen Wahrnehmung auf dem Bildschirm zu verknüpfen. Eine dritte Gruppe wollte sich eher geistig mit der älteren Generation beschäftigen. »Eigentlich war angedacht, dass wir vorlesen«, erzählt Paul »aber dann wurde einfach eine bunte Unterhaltung draus. Wir haben sogar über die NS-Zeit geredet.«

Beim abschließenden Mittagessen konnten schließlich alle Schüler ihr Resumee ziehen, was sie denn nun in die Ferien mitnehmen: »Ständige Hilfsbereitschaft ist hier gefragt, immer freundlich sein, und vor allem muss man offen auf die Leute zugehen«, so der einstimmige Tenor der Klasse. Klassenlehrer Heiko Hinzmann schließt sich beeindruckt an: »Ich kenne die Kids auch ganz anders! Aber ich bin beeindruckt, dass sich keiner irgendwie gesperrt hat, Jungs wie Mädels sind ganz offen auf die Heimbewohner zugegangen und haben auch Dankbarkeit und Freude zurückbekommen.« Schule und Heimleitung haben versprochen in Kontakt zu bleiben – die nächsten Ferien mit dem nächsten Projekttag davor kommen bestimmt.

Stefanie Ederer

Artikel vom 12.11.2008
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