Fresko in der Thomaskirche erstrahlt wieder

Grünwald · Gelungene Restaurierung

Das geheimnisumwitterte Altarfresko der Thomaskirche erstrahlt zur Freude der Kirchenbesucher in neuer Pracht.  Foto: hol

Das geheimnisumwitterte Altarfresko der Thomaskirche erstrahlt zur Freude der Kirchenbesucher in neuer Pracht. Foto: hol

Grünwald · Die Wand hinter dem Altar der Evangelischen Thomaskirche zeigt nun wieder in neuer Pracht das Fresko des bekannten Malers Reinhold Max Eichler. Rund sechs Wochen dauerte die Restaurierung.

Durch angelagerten Staub und Wassereinwirkung waren erhebliche Schäden am Werk entstanden. Nach gründlicher Reinigung, Entfernung des dunklen Kunstharzüberzugs und der Retuschen wirkt nun auch das strahlende Weiß im Gewand Jesu wieder auf den Betrachter. Mit großer Freude feierten die Mitglieder der Thomaskirche in einem festlichen Gottesdienst die gelungene Restaurierung des Altar-Freskos. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und nach dem Gottesdienst, der von Orgel, Trompete und Gesang begleitet wurde, berichtete Pfarrer Christian Stalter von Geschichte und Geheimnissen rund um das Fresko.

Denn bis vor zwei Jahren war der Kirchengemeinde nicht bewusst, dass das Altarbild höchst interessante kunstgeschichtliche Aspekte beinhaltet und immer noch Geheimnisse um seine Entstehung birgt. Nicht einmal das Schaffensjahr ist klar, denn der Maler selbst signierte sein Werk 1935, doch die Einweihung war 1936. Nur in knappen Worten wies der damalige Isarbote bei den Terminen für Gottesdienste darauf hin. »Damit gibt es sozusagen eine Lücke von einem halben Jahr in der Geschichte der Kirche«, meinte Stalter. Ein Grund dafür könnte die heikle Thematik des Freskos sein, das die Bergpredigt zeigt.

Nicht nur, dass die Bergpredigt in der Kirchenkunst wenig beachtet wurde, außerdem ist das Thema speziell zu dieser Zeit problematisch. Wahrscheinlich fürchtete man die Einmischung der Nationalsozialisten und hielt sich daher bei der Einweihung bedeckt. So erfuhren nur wenige Gemeindemitglieder von der Bedeutung des Werks und dieses Wissen ging über die Jahre verloren.

Kunsthistorikerin Martina Müllner betonte vor den interessierten Gläubigen in der Thomaskirche, dass »die Quellenlage absolut dürftig sei«. Sie freut sich bereits darauf in detektivischer Kleinarbeit an der Enthüllung der Entstehungsgeschichte weiter zu arbeiten. Pfarrer Stalter wies die Zuhörer außerdem auf interessante Details der Darstellung hin. So ist mitten im Kreis der Jünger eine Frau zu sehen, eventuell Maria Magdalena. Dies war in den 30-Jahren, einer von Männern dominierten Zeit, fast schon unerhört eine Frau zu den Jüngern zu gesellen. Ebenso finden sich auf dem Fresko Menschen unterschiedlicher Hautfarben, was dem arischen Gedankengut dieser Jahre zuwiderläuft.

Was auch immer die weitere Geschichte zutage bringen wird, können sich die Gläubigen nun am Fresko neu erfreuen. Die Kosten für die Restaurierung betrugen rund 35.000 Euro, und wurden von Spendern und der Gemeinde Grünwald getragen.

hol

Artikel vom 22.10.2008
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