»Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage« baut in Bogenhausen

Bogenhausen · »Ja« – wenn’s sein muss

So soll es aussehen das Gemeindehaus der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage« an der Weltenburger Straße. Illustration: Kirche

So soll es aussehen das Gemeindehaus der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage« an der Weltenburger Straße. Illustration: Kirche

Bogenhausen · Zähneknirschend gab die Stadtgestaltungskommission kürzlich grünes Licht für den Kirchenneubau der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage« an der Weltenburger Straße. »Einigen Kommissionsmitgliedern wäre ein Architektenwettbewerb lieber gewesen, aber man verständigte sich dann doch darauf, den vorgelegten Plänen zuzustimmen«, berichtet Frank Otto, Vorsitzender des Unterausschusses Planung im Bezirksausschuss Bogenhausen.

Der Stadtteilpolitiker war bei der Vorstellung der Pläne persönlich anwesend und informierte vergangene Woche seine Kollegen im Bezirksausschuss über das Projekt. »Auch ich habe mich nicht positiv über das Gebäude geäußert, da es meiner Meinung nach einer Architektur folgt, die nicht auf die Münchner Gegebenheiten eingeht und daher fremdartig wirkt«, meint Otto.

Noch ist das amerikanisch anmutende Gotteshaus aber nicht unter Dach und Fach. Zunächst muss ein Bebauungsplanverfahren durchlaufen werden, in dem auch die Bewohner ihre Bedenken äußern können. Die Kirche soll nach dem vorgelegten städtebaulichen Konzept nicht wie im Flächennutzungsplan ursprünglich vorgesehen an der Schwarzwaldstraße, sondern an der Weltenburger Straße gebaut werden. Entsprechend wird das längliche Gebäude auch parallel zu dieser Straße gebaut. Der Vorplatz wird ebenso zur Weltenburger Straße hin gerichtet sein, der rund 26 Meter hohe Kirchturm soll sich an der Südseite Richtung Eggenfeldener Straße befinden. Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 1.032 Quadratmeter.

Die Gottesdienste werden sonntags abgehalten, »doch es wird auch viele Veranstaltungen unter der Woche geben«, sagt Dr. Ralf Grünke, Sprecher der Glaubensgemeinschaft. Angst vor erhöhtem Parkdruck bräuchten die Anwohner jedoch nicht zu haben, meint Grünke, schließlich würde ein Parkplatz mit 50 Stellplätzen an der Nordseite des Areals erstellt. »Und dieser Platz reicht für unsere Gemeindemitglieder aus.«

Diese Aussage bezweifelt Otto und will sich gerade diesem Thema in der nächsten Gremiumssitzung noch einmal annehmen. Auch auf das Thema Verkehr will der BA 13 ein kritisches Auge werfen. »Wir werden uns hier auf jeden Fall noch zusätzliche Informationen besorgen«, versichert Otto.

38.000 Mitglieder hat die »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage«, die es seit 1840 in Deutschland gibt. Sie besitzt den Status einer staatlich anerkannten Körperschaft des öffentlichen Rechts. Alle Ämter in der Kirche werden grundsätzlich ehrenamtlich ausgeübt. Die Kirche kennt weder ein Berufspriestertum noch ein Zölibat. Weltweit gibt über 13 Millionen »Mormonen«. Ihr Namen leitet sich vom Buch Mormon ab, das die Mitglieder der Kirche neben der Bibel studieren.

Geführt wird die Kirche von einem Propheten – Thomas S. Monson. Unterstützt wird er von zwei Ratgebern und dem Rat der Zwölf Apostel. Ihr Hauptsitz befindet sich in Salt Lake City, Utah, USA. »Die Kirche versteht sich als Wiederherstellung der ursprünglichen Kirche Jesu Christi und nicht als Abspaltung einer anderen Kirche«, erklärt Grünke.

Neben traditionellen christlichen Werten befolgen die Mormonen noch einen Gesundheitskodex, der ihnen den Genuss von Nikotin, Alkohol, Drogen sowie Kaffee und Tee verbietet. Zusätzlich bezahlen sie den »Zehnten«. »Zehn Prozent ihres Einkommens stellen sie freiwillig der Kirche zur Verfügung, womit unter anderem der Bau von neuen Gemeindehäusern finanziert wird«, erklärt Grünke. Einmal im Monat fasten die Mormonen – meist am ersten Sonntag im Monat.

Homosexualität sehen sie als »Neigung«, der man nicht nachgeben dürfe und Abtreibung lehnen sie grundstätzlich ab. Völlige sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und Treue in der Ehe gehören zu einer der wichtigsten Regeln. Dass man das andere Geschlecht mit Respekt behandelt, sich anständig kleidet und eine saubere Sprache verwendet, ist ebenso geboten.

Von anderen Glaubensgemeinschaften wird die »Kirche Jesu Christi« vor allem deshalb kritisiert, weil sie den Anspruch erhebt, die einzige Kirche zu sein, die wirklich von Jesus Christus geführt und anerkannt ist. Auch der autoritäre Führungsstil, Polygamie und Rassismus werden kritisch thematisiert. Zu diesen Themen meint Grünke: »Die Polygamie ist seit 1890 abgeschafft und seit 1978 kann jeder Mann unabhängig von seiner rassischen Herkunft das Priestertum erlangen.«

Wann die ersten Gottesdienste an der Weltenburger Straße abgehalten werden, ist noch unklar. Michael Hardi, Sprecher des Planungsreferats, konnte auch noch keinen zeitlichen Horizont für die Realisierung des Projekts angeben. »Aber ein Bebauungsplanverfahren dauert meist rund eineinhalb bis zwei Jahre.«

Andrea Koller

Artikel vom 21.10.2008
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