Startschuss für Geothermie in Poing, Aschheim, Kirchheim und Feldkirchen

Poing · Power aus der Tiefe

Poings Rathauschef Albert Hingerl (SPD li.) und Alexander Wagner von der E.ON vor dem 34 Meter hohen Bohrturm an der Poinger Senator-Gerauer-Straße.	ko

Poings Rathauschef Albert Hingerl (SPD li.) und Alexander Wagner von der E.ON vor dem 34 Meter hohen Bohrturm an der Poinger Senator-Gerauer-Straße. ko

Poing · Weithin sichtbar wie ein Wahrzeichen sticht Autofahrern der 34 Meter hohe Geothermie-Bohrturm vor den Toren Poings an der Senator-Gerauer-Straße ins Auge. Am Verkehrskreisel an der Münchner Straße fährt man dann direkt an dem Areal vorbei, auf dem nun nach dem rund 85 Grad Celsius warmen Wasser gebohrt wird.

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Bayerns Wirtschaftsministerin Emilia Müller (CSU) besuchte am Montagnachmittag, 15. September, in Poing die Auftaktveranstaltung für dieses erste eigenständige Geothermieprojekt der E.ON Bayern Wärme GmbH. Und auch die Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim starteten am Freitag mit Bohrarbeiten für ihr erstes interkommunales Geothermieprojekt in Deutschland. »Während wir hier sitzen, schafft der Bohrer weitere 15 Meter Tiefe«, sagte Werner Dehmel, Geschäftsführer der E.ON Wärme GmbH während der Feierstunde im Poinger Festzelt. Insgesamt muss rund 3.000 Meter tief vorgedrungen werden, um bis zur Wasser führenden Kalksteinschicht, dem »Malm«, vorzudringen.

Verläuft die Bohrung weiterhin problemlos, rechnen die E.ON-Verantwortlichen damit, Mitte Oktober ihr Ziel erreicht zu haben. Nach Abschluss einer zweiten Bohrung in knapp zwei Kilometern Entfernung auf Plieninger Grund soll die gewonnene Wärme zum ersten Mal voraussichtlich für die Heizperiode 2009/2010 in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Für mindestens 1000 Haushalte steht dann diese Energie zur Verfügung. Die Investitionskosten für die Bohrungen, die Thermalwasserleistungen und für die wärmetechnische Einbindung in die E.ON-Energiezentrale liegen bei rund 25 Millionen Euro.

Für Poings Rathauschef Albert Hingerl (SPD) ist die örtliche Geothermie-Versorgung »ein Geschenk des Himmels«. Seine Verantwortung für die Poinger beinhalte auch die Nutzung regenerativer Energien, »weil Leben in der Gemeinde stattfindet«. So könne eventuell auch die zukünftige Realschule über Geothermie geheizt werden. Mit einem mehrfachen »Glück auf« der Festredner startete das deutschlandweit erste interkommunale Geothermieprojekt der drei Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim am vergangenen Freitag in die entscheidende Phase – den Bohrbeginn auf dem Aschheimer Bohrplatz im Erlaubnisfeld Ascaim. Zwei Tage vorher hatte das Bergamt erst die Freigabe für die Arbeiten erteilt. Die Gemeinde sicherte sich den 31 Quadratkilometer großen Claim Ascaim, erhielt 2005 vom Bayerischen Wirtschaftministerium die Erlaubnis zur Suche nach Erdwärme und holte die Nachbarn Feldkirchen und Kirchheim an Bord. 2008 wurde die interkommunale AFK-Geothermie GmbH gegründet.

Im Herbst 2009 sollen voraussichtlich die ersten der rund 5000 Wohngebäude und Gewerbeflächen in den drei Gemeinden angeschlossen werden. Bis zu 85 Grad warmes Thermalwasser wird aus rund 2200 Metern Tiefe gefördert und es werden Nahwärmeleitungen mit einer Länge von insgesamt 80 Kilometer verlegt. Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat aktuell zirka 100 bergrechtliche Genehmigungen zur Lokalisierung von Erdwärme erteilt. Laut Wirtschaftsministerin Müller gewinnt »die Erschließung der Geothermie-Vorkommen in Bayern immer mehr an Fahrt«. Denn nun seien derzeit schon acht Projekte in der Bohrphase, bis Ende des Jahres würden es mindestens zehn sein. »Ein deutschlandweit einmaliger Erfolg.« ko

Artikel vom 16.09.2008
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