S-Bahnhof Perlach: Barrierefreier Ausbau gefordert

Neuperlach · Ein Relikt aus vergangenen Zeiten

Der S-Bahnhof Perlach ist für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Foto: Stocker

Der S-Bahnhof Perlach ist für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Foto: Stocker

Neuperlach · Barrierefreier Ausbau und gravierende Sicherheitsmängel bei der Zugabfertigung: das Thema S-Bahnhof Perlach beschäftigte zum wiederholten Mal den Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach. Der mahnt wieder einmal die Beschleunigung des Umbaus an und fordert von der Bahn eine »umfassende und qualifizierte Aussage«, wann und in welchem Umfang der Ausbau des Bahnhofs angestrebt ist. Dazu hat die CSU Vorschläge für kostengünstige Varianten beigefügt.

Auf dem Wartegleis: S-Bahnhof Perlach

»Vor vier Jahren wurde der Umbau des Bahnhofs für das Jahr 2005 versprochen«, erinnert sich Markus Blume (CSU), »es kann doch nicht sein, dass Perlach ein ums andere Jahr von der Tagesordnung fällt«. Blume ärgert sich, dass noch immer Mütter mit Kinderwagen und Reisende mit schwerem Gepäck die Treppen zur Unterführung runter und wieder rauf müssen, um auf den Bahnsteig zu gelangen, Rollstuhlfahrer hätten gar keine Chance.

Über die Jahre hinweg seien verschiedene Baumaßnahmen und Realisierungsszenarien vorgelegt worden. Jetzt sei es an der Zeit zu erklären, was davon – auch im Zusammenhang mit der Entscheidung bezüglich der 2. Stammstrecke – tatsächlich notwendig sei, wollen neben Blume auch die Mitantragsteller Thomas Kauer und Simon Soukup (beide CSU) wissen.

Die DB Station&Service AG erklärt: »Nachdem die Bahnpläne für einen zweigleisigen Ausbau der Strecke Giesing und Perlach nicht mehr weiter verfolgt werden, müsse im Bahnhof Perlach nur noch die gleichzeitige Einfahrt von zwei S-Bahnzügen gewährleistet sein. Dazu sei nur die Veränderung der Einfahrtweichen erforderlich. Das habe der Station Perlach wieder zurück in die Projektliste der Bahn verholfen, wo sie nun als Nachrücker an 10. Stelle steht.

Neben der Barrierefreiheit werde aber auch die bessere Erreichbarkeit der S-Bahn für die Fahrgäste durch Zugänge von Osten und Süden immer wichtiger, bemerken die Antragsteller. Angesichts einiger Bauprojekte in der Umgebung (auf dem ehemaligen BayWa-Gelände, Lidl an der Hofer Straße) werde die Frequentierung des S-Bahnhofs weiter zunehmen. Schließlich stelle die S-Bahn in diesem Bereich Perlachs die einzige regelmäßige, schnelle Anbindung an die Innenstadt und zu U-Bahnanschlüssen dar. »Es ist daher nicht akzeptabel, noch Jahre auf einen Um- und Ausbau zu warten«.

Neben der Maximallösung, dem barrierefreien Vollumbau mit zusätzlichem Zugang vom Süden her, machten die Antragsteller zwei Vorschläge zur schnelleren und kostengünstigeren Realisierung durch einen Teilumbau. Zum einen durch die Errichtung eines zusätzlichen Bahnsteigs nördlich von Gleis 1. Alternativ schlugen sie eine rampenartige Abflachung des bestehenden Bahnsteigs am östlichen Ende vor, mit einem, durch eine Fußgängerschranke geschützten Überweg über Gleis 1. Damit ließe sich gleich ein doppelter Effekt erzielen: Neben der Barrierefreiheit würde ein zusätzlicher Zugang für die Bewohner rund um die Neubiberger Straße geschaffen sowie eine kürzere Wege- verbindung ins Gewerbegebiet Perlach-Süd.

Vielleicht hätte durch einen weiteren Zugang am Perlacher Bahnhof auch der von einem Bürger geschilderte lebensgefährliche Vorfall vom Februar verhindert werden können. »Da sich der einzige Ausgang am Ende des Bahnsteiges am Perlacher Bahnhof befindet«, so der Bürger, bilde sich stadtauswärts regelmäßig vor den hinteren Türen des letzten S-Bahnwagens ein Stau und der Ausstieg gehe meist schleppend vonstatten. Gerade als seine Begleiterin durch die hintere Wagentür auf den Bahnsteig treten wollte, wurde diese ruckartig geschlossen, und die Frau dadurch auf den Bahnsteig geschleudert. Zusammen mit einem geistesgegenwärtigen, hilfsbereiten Fahrgast habe er sie von dem anfahrenden Zug weggerissen. Es brauche wenig Phantasie um sich vorzustellen, was passiert wäre, wenn sie mit einem Bein oder ihrem Mantel in der Türe eingeklemmt und mitgeschleppt worden wäre, so der Bürger. Er habe den Vorfall nur angezeigt, weil ihm zuvor an der selben Stelle fast das Gleiche passierte.

Die DB-Regio S-Bahn München habe auf sein Schreiben hin eingeräumt, dass – im Gegensatz zu den U-Bahnen – den Triebfahrzeugführern von S-Bahnen weder optische noch technische Einrichtungen zur Verfügung stehen.

»Muss tatsächlich erst ein grauenhaftes Unglück geschehen, bis entsprechende Maßnahmen ergriffen werden?« beendet der Mann seine Schilderung.

Der BA nimmt dieses Schreiben zum Anlass, beim Eisenbahnbundesamt geeignete Maßnahmen für die Sicherheit aller Fahrgäste einzufordern.

Inge Stocker

Hier schreibt einer unserer Leser zu diesem Thema.

Artikel vom 13.08.2008
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