Neue Verordnung für Münchens grüne Lunge geplant

Englischer Garten - Geregelter Garten

Auf Hunde im Englischen Garten könnten demnächst harte Zeiten zukommen: Die Bayerische Staatsregierung will eine neue Parkordnung verhängen. Darin wird über einen per Strafen durchgesetzten Leinenzwang für Fiffis nachgedacht. Foto: js

Auf Hunde im Englischen Garten könnten demnächst harte Zeiten zukommen: Die Bayerische Staatsregierung will eine neue Parkordnung verhängen. Darin wird über einen per Strafen durchgesetzten Leinenzwang für Fiffis nachgedacht. Foto: js

Frei laufende Hunde, rasende Radfahrer, Surfer und Schwimmer im Eisbach – damit könnte im Englischen Garten Schluss sein, wenn die neue Parkordnung in Kraft tritt. Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) befürwortet strengere Vorschriften in Münchens größtem Park, setzt sich jedoch dafür ein, dass die Bürger diese mitgestalten dürfen.

Surfen am Eisbach

Im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) hingegen teilen sich die Meinungen darüber, ob schärfere Regeln sinnvoll sind.

Die Bayerische Staatsregierung, die für den Englischen Garten zuständig ist, hat die Schlösser- und Seenverwaltung beauftragt, gemeinsam mit dem Finanzministerium des Freistaats eine Verordnung für den Englischen Garten zu erlassen. Dies sei „zutiefst undemokratisch“ monierte Patric Wolf (SPD) auf der jüngsten Sitzung des BA 12. „Der Englische Garten ist ein Bürgerpark, deshalb haben wir als kommunales Organ ein Mitspracherecht“, sagte er. Seine Forderung: Der BA, städtische Verbände wie Tierschutz- und Radfahrervereine sowie Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sollen an der neuen Parkordnung mitarbeiten.

Beim Schwabinger Stadtteilparlament stieß er mit seinem Vorschlag zunächst auf heftige Kritik. „Ich unterstütze diesen Antrag nicht“, sagte Petra Piloty (SPD). Der Englische Garten habe eine Parkordnung dringend nötig, „die Natur ist dem Nutzungsdruck durch die Menschen nicht mehr gewachsen.“ Zahlreiche Tiere seien dort bereits ausgestorben. „Als ich in den Siebzigerjahren studiert habe, sind noch Rehe durch den Park gelaufen“, erinnerte sich Uli Käufel (SPD). Er befürworte den Antrag nur, wenn betont werde, dass der BA für eine Verordnung sei, die den Park schütze.

Gegen eine Beteiligung der Bürger sprach sich Gunhilde Peter (SPD) aus. „Der Englische Garten wird von seinen Besuchern behandelt wie ein Selbstbedienungsladen“, kritisierte sie. Daher sei es besser, wenn die Parkordnung von Experten geschaffen werde. „Dann steht die Schönheit der Natur und nicht das Interesse der Menschen im Vordergrund.“ Anderer Auffassung war Stefan Meuschel (FDP). „Das Finanzministerium wäre gut beraten, die betroffenen Bürger anzuhören“, sagte er. Der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) schlug vor, statt eines Mitspracherechts ein Mitwirkungsrecht zu fordern. Nach dieser Umformulierung wurde der Antrag angenommen.

Der BA 1, in dessen Bezirk Teile des Englischen Gartens liegen, ist sich dagegen nicht einig, ob eine neue Parkordnung überhaupt sinnvoll ist. „Ich bin gegen mehr Zwang und schärfere Gesetze“, sagte Angela Horbach-Wilson (Grüne). So halte sie es für absurd, im Englischen Garten eine Leinenpflicht einzuführen. Auch das Surfen und Schwimmen im Eisbach solle nicht verboten werden. „Ich setze auf den mündigen Bürger, der weiß, was er tut.“ Die Regeln zu verschärfen, lehnt sie ab. Zwar gefalle es ihr nicht, wie sich einige Bürger im Englischen Garten verhalten. „Aber im Großen und Ganzen sind das Einzelfälle, die man hinnehmen sollte.“

Weniger liberal sieht dies Wolfgang Neumer (CSU). „Bei den Müllbergen müssen Verbote und Strafen her“, sagte er. Auch frei laufende Hunde seien für Jogger und Kinder ein Störfaktor. Im gesamten Park Leinenzwang einzuführen, hält er nicht für nötig. Auf der Wiese am Kleinhesseloher See könne man den Tieren freien Auslauf gestatten. Strikt verbieten wolle er das Baden im Eisbach, zumindest in seinem schnell fließenden Arm. „Wer das erlaubt, muss mit den Toten leben“, mahnte er. Diesen Sommer ertrank dort ein Engländer, vor zwei Jahren starb ein kleines Kind.

Bis eine neue Parkordnung in Kraft treten kann, fließt noch viel Wasser den Eisbach hinab. Nach Auskunft der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung ist das Regelwerk zwar bereits in Arbeit. Bevor die Vorschriften im Englischen Garten gelten, werden sie aber zunächst im Schlosspark in Bayreuth auf ihre Durchsetzbarkeit getestet.

Von Julia Stark

Artikel vom 07.08.2008
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